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Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Titel: Schneespuren gibt es nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.T. Wallenda
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Berti sprang auf. Das war zu viel. Jetzt würde er Ranzinger in den Boden stampfen. Leider hatte er den Sitzplatz an der Bank, die entlang der Wand verlief. Beim Aufstehen stieß er den Tisch um. Die beiden anderen Geiseln erschraken, während das Möbelstück krachend am Boden aufschlug. Als Berti darüber hinwegspringen wollte, blieb er hängen und klatschte wie ein gefällter Baum nach unten. Schmerzen rasten wie zuckende Blitze durch seinen Körper. Sie waren fast so schlimm, wie das unüberhörbare Lachen von Ranzinger. „Schmadtke, du bist einfach ‘ne Wucht. Ich piss mir vor Lachen gleich in die Hose.“ Eigentlich wollte Berti den Geiselnehmer in diesem Moment beschimpften, doch außer einem „ Grmppff!“ kam nichts über seine Lippen. Jetzt wusste er, wie sich der russische Stiernacken nach Kapaunkes Behandlung gefühlt hatte. „Berti!“, schrie Konny auf und kniete sich sofort hin, während Eddie den Tisch wieder hinstellte. „Blut! O Gott, er blutet!“ „Beruhige dich, Mutter Theresa! Dein Bett-Kumpel hat nur Nasenbluten, das geht gleich wieder vorbei!“ Fünf Minuten später saß Berti wieder auf der Bank. Im Nacken lag ein feuchtes Geschirrtuch, das ihm ausgerechnet Ranzinger gab. Das Taschentuch vor der Nase war rötlich eingefärbt. In der Almhütte war es warm geworden. Konny war gerade dabei, die feuchten Jacken auf Stühlen aufzuhängen, die er rund um den Kachelofen aufgestellt hatte. Unter den Stühlen standen die jeweiligen Schuhe, die nassen Socken lagen auf den Sitzflächen. „Die Hose lasse ich an!“ „Ich auch!“ „Die Hosen sind auch nicht so nass, dass wir sie ausziehen müssen, ihr beiden Angsthasen!“ „Nur weil wir normal sind, sind wir keine Angsthasen, ey Mann!“ „Eddie! Sind wir nicht normal? Es ist keine zehn Minuten her, da hattest du ein schlechtes Gewissen!“ „Lass den Halbaffen in Ruhe! Er hat recht. Wir sind normal, ihr seid schwul!“ „Jetzt ist wohl wieder der Rassist an der Reihe! Mal hauen wir die Homos, mal die Schwarzen, dann Türken, Chinesen und so weiter. Aber nur, wenn wir ‘ne Knarre in der Hand haben, oder zwanzig Kumpels herumstehen, weil wir sonst Schiss haben! Stimmt’s?“ „Du riskierst momentan ‘ne ganz schön dicke Lippe!“ „Weil du krank bist! Du nervst uns!“ „Ich habe euch schon einmal gesagt, dass ich nicht anders kann, wenn ich nervös bin!“ Konny schnaufte tief ein. Er schloss die Augen. Ich muss mich beruhigen, sagte er innerlich zu sich selbst. „Jetzt hört mal zu, Jungs! Ich mache euch ‘nen Vorschlag.“ „Da bin ich aber gespannt!“ „Ich auch!“, kam es näselnd von Berti. „Ey, Mann. Was für einen Vorschlag? Willst du das Taxi bezahlen?“ „Nee, jetzt mal ohne Scheiß! Passt mal auf, ihr Weicheier! Tschuldigung.“ „Ey Mann, jetzt sag schon!“ „Wir haben hier ‘ne saugeile Hütte entdeckt. Da kommt bei diesem Schneechaos so schnell keiner her. Unsere Schneespuren sind auch nicht zu verfolgen ...“ „Es gibt keine Schneespuren, sondern Spuren im Schnee, und man verfolgt sie nicht, man folgt ihnen!“ Ranzinger hob wieder die Pistole. Der Lauf zeigte auf die hölzerne Decke. „Am liebsten würde ich abdrücken, aber ich möchte ja Frieden!“ „Wie Frieden?“ „Kann ich jetzt endlich meinen Vorschlag anbringen?“ „Nur zu! Wir warten die ganze Zeit und du quatscht immer nur um den heißen Brei herum!“ „Wo war ich stehen geblieben?“ „Bei der geilen Hütte!“ „Ey Mann! Vergiss es, was du denkst. Ich sehe hier zwei Schwuch... äh, zwei homosexuelle Männer, einen durchgeknallten Kerl mit ‘ner Kanone in der Hand und mich. Ich mache bei keiner Sauerei mit. Ich stehe nicht auf Schwänze und Ärsche! Kapiert das endlich. Ich bin verdammt noch mal auf Weiber gepolt!“ „Lass ihn doch mal ausreden!“, näselte Berti. Er begutachtete das Taschentuch und stellte fest, dass seine Nase nicht mehr blutete. An beiden Oberschenkeln würde er blaue Flecken bekommen. Verfluchter Tisch! Wie konnte er den blöden Tisch nur übersehen? Der Schwarzafrikaner sah Berti und Konny eindringlich an. „Darf ich euch mal was fragen?“ „Nur zu!“ „Habt ihr nie Bock auf ‘ne Frau? Ich meine, auf so ‘ne richtig scharfe Braut?“ Berti schüttelte den Kopf. „Nein! Lässt mich kalt. Erst recht, wenn ich an die Monatsblutung denke!“ Berti betrachtete sein Taschentuch. Angewidert stand er auf. „Darf ich es in den Ofen werfen?“, fragte er vorsichtshalber. „Klar doch, Kumpel. Bei der

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