Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
mal umher. Vielleicht kann ich Kontakte für meine Detektei knüpfen.“ „Viel Spaß! Und nimm die Schlüsselkarte mit!“ Der Detektiv hatte sich leger gekleidet. Er trug eine Jeans, festere Halbschuhe und den bequemen Norweger-Pulli mit Elchmuster. „Mach ich“, antwortete er. Berti schloss leise die Schlafzimmertür, ging zum Eingang der Suite, schnappte sich die Schlüsselkarte und verließ rückwärts das Zimmer. Berti konnte das Zimmermädchen, das gerade ihren Putzwagen den Flur entlang schob, nicht sehen. Mit seinem Hintern stieß er heftig gegen das Gefährt. Der Wagen kippte um. Es klirrte und schepperte. Erschrocken zuckte das Zimmermädchen zusammen. Berti lief rot an. „Tut mir leid! Ich habe Sie nicht gesehen!“ „Das geht schon in Ordnung. Ich mache es wieder sauber“, kam es äußerst höflich, fast demütig zurück. Es schien, als hätte die Hotelangestellte Angst für das eben Geschehene zusammengestaucht zu werden. Sie war jung, schlank und hübsch. Selbst unter dem obligatorischen Reinigungskittel, der auf Brusthöhe das Emblem des Hotels trug, war ihre gute Figur zu erkennen. Unter dem Hotelzeichen stand in kitschig geschwungener Schrift: Facility-Management „Eigentlich müssten Sie jetzt total sauer auf mich sein. Ich Trottel gehe mit meinem fetten Hintern rückwärts aus der Tür, und es macht zack und Rabatz.“ Sie war verunsichert. Erwartete immer noch einen gewaltigen Anschiss. Ein schüchternes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als Berti sich verlegen am Hinterkopf kratzte, und dabei aussah, wie der legendäre, leider viel zu früh verstorbene kanadische Schauspieler John Candy. „Ich bin ja einiges gewohnt, aber mit meinen vier Buchstaben habe ich noch nie so kraftvoll zugeschlagen. Vielleicht sollte ich das mal als olympische Disziplin anmelden.“ Er schmunzelte. „Wobei ... das wäre ja Sport, und Sport ist Mord. Das kommt für mich nicht in Frage. Höchstens Schach, oder Hallen-Halma!“ Ihr zaghaftes Grinsen war zu einem herzhaften Lachen mutiert. Das kaffeebraune Gesicht sah schön aus. Gegen sie konnten einige Models einpacken, fuhr es durch Bertis Kopf. „Sie sind aber nett. Ich werde mich darum kümmern.“ Das Zimmermädchen zeigte auf den umgestürzten Putzwagen. „Ich helfe mit.“ „Das ist doch nicht nötig. Wenn der Chef das sieht, gibt es nur Ärger!“ „Ich bin Gast und somit König. Und als König regiere ich. Wenn der Chef sich aufführt, lasse ich ihn in den Kerker werfen! Natürlich helfe ich mit.“ Berti stellte den Wagen wieder auf. Die Hotelpflegekraft legte herausgefallene, schmutzige Handtücher zurück in einen Waschkorb. „Sie sprechen aber gut deutsch. Also, ich meine, weil Sie doch so exotisch aussehen.“ „Ich war zwei Jahre alt, als meine Mutter und ich nach Deutschland kamen.“ „Prima!“ „So, jetzt nur noch einmal drüber saugen und schon ist das Malheur bereinigt.“ „Warum schauen Sie eigentlich so traurig?“, hakte Berti nach, dem die unterschwellige Betrübtheit der jungen Frau nicht verborgen geblieben war. „Nur so!“ „Nein, meine kleine Freundin! Raus mit der Sprache! Ich bin vielleicht ein Schussel, vergesse mich vorzustellen. Ich bin Berti“, bohrte der Detektiv nach und hielt seine Hand zum Gruß ausgestreckt nach vorn. Zögern. „Um Gottes Willen, ich bin keiner von diesen reichen Arschlöchern, die denken, dass sie jede Hotelangestellte abschleppen können“, bremste er sich ein. „Außerdem könnte man mich nicht auf ein paar Millionen Euro oder Dollar verklagen. Ich bin arm wie eine Kirchenmaus!“ Wieder lachte das Zimmermädchen. „Nein, das weiß ich doch.“ „Was denn?“ „Dass sie nicht mit Mädchen, naja, Sie wissen schon. Das ganze Hotel spricht über Sie und Ihren Freund!“ Der Homosexuelle runzelte die Stirn. „Ich hoffe, nur gutes!“ „Bislang eigentlich schon! Außer ....“ „Außer was?“ „Ich sollte nicht darüber sprechen! Ich bin zur Verschwiegenheit verpflichtet.“ „Fangen wir noch einmal von vorne an.“ Berti räusperte sich. Er stellte sich gerade hin und setzte sein freundlichstes Gesicht auf. „Also, ich bin Herbert Schmadtke, Privatdetektiv. Sie können aber ruhig Berti zu mir sagen!“ „Amelie Schmidt!“ „Ah, Sie sind verheiratet!“ „Nein“, schmunzelte sie, „mein Vater war Angestellter eines Entwicklungshelfers in Nigeria. Er lernte meine Mama kennen und sie heirateten, deshalb heiße ich Schmidt! Mama und ich kamen lediglich etwas später nach
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