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Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Titel: Schneespuren gibt es nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.T. Wallenda
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gezielt. „Das hat mit meinen Juwelierläden nichts zu tun, dass Napoleon auch beim dritten Zusammentreffen nur temporär am Siegen ist!“ „Wie ist das gemeint?“ Der Juwelier studierte den Spielstand. Seine Hand ging weder zur Dame, noch zum Turm. Er setzte seinen Läufer in Szene, lehnte sich zurück und stieß ein: „Schach, mein Lieber! Schach!“, aus. „Potzblitz! Das habe ich übersehen!“ Der Läufer bedrohte sowohl den König, als auch das Pferd. Um den König zu retten, würde der Baron den Springer wohl opfern müssen. „Jedes Mal falle ich auf die gleiche Finte herein!“ Berti sah den beiden Herren interessiert ein paar Minuten zu. Beide genossen das Spiel. Überlegten bei jedem Zug sorgfältig. „Junger Mann, hier können Sie etwas lernen! Nachdem wir in diesem Loch eingeschlossen sind, müssen wir uns die Zeit wohl gemeinsam vertreiben.“ „Ich bin ein schlechter Schachspieler. Ich weiß zwar, wie man mit den Figuren zieht, aber das war es auch schon!“ „Na, dann passen Sie mal auf!“ Der Baron versuchte erst gar nicht, die verfahrene Situation zu retten. Er schob den König ein Feld zur Seite. Das Schach war aufgehoben. Der Preis war hoch. Sein Springer wurde geschlagen. Es folgte das unvermeidliche: „Schachmatt!“ „Und warum sollte unser Zuschauer aufpassen?“ „Auch verlieren muss gelernt sein, mein lieber Herr Schepperlin!“ Beide lachten. „Zeit für meine Medizin. Ich würde vorschlagen, dass wir uns nach dem Abendessen für eine Revanche wieder zusammensetzen!“ „Sehr gern! Treffen wir uns zum Dinner, danach spielen wir!“
    Berti ging weiter und inspizierte das Hotel. Noch vor dem Personaltrakt ging es links zu den Privaträumen des Hotelchefs, rechts in die Küche. Ein Blick auf die Uhr.
„Noch fünf Minuten“, murmelte der Gast und betrat die Küche. Amelie war überrascht, dass Berti schon da war. „Pünktlichkeit ist wohl auch Ihre Stärke.“ „Man tut, was man kann. Außerdem habe ich gerade zwei älteren Herren beim Schach zugesehen. Als die beiden jung waren, trugen sie dieselben Uniformen wie die Schachfiguren!“, scherzte er. „Sie sind wirklich ein drolliger Zeitgenosse.“ Die Küche sah aus, wie jede andere Küche in der Großgastronomie. Am Rand befanden sich die Arbeitsflächen mit Wasseranschlüssen und Becken. Mittig stand ein großer Herd. Darüber hingen jede Menge Töpfe und Pfannen. Am Kopfende war der Backbereich. Die polierte Oberfläche der Öfen glänzte, das Glas war sauber. Es duftete herrlich. Ein junger Azubi wusch Salat. Der Koch schärfte ein längliches Messer mit sehr schmaler Klinge. Vor ihm lag ein riesiger Schinken. Er erinnerte Berti an Obelix und dessen geliebte Wildschweine. „Hier herüber.“ Amelie dirigierte den Hotelgast an einer großen silberfarbenen Tür mit Hebelgriff vorbei. „Kühlraum?“ „Ja!“ Sie bugsierte ihn in einen Nebenraum. Die Einrichtung war karg, dennoch gemütlich. Ein Tisch, eine Eckbank, zwei Stühle. In der Tischecke hing ein Kruzifix. Geschnitzt. Die Jesusfigur war filigran herausgearbeitet. Die Hotelangestellte war dem Blick ihres Gastes gefolgt. „Das Kreuz stammt aus Oberammergau. Das ist hier ganz in der Nähe.“ „Kenne ich. Da finden doch immer diese berühmten Passionsspiele statt.“ „Immer ist gut. Alle zehn Jahre.“ „Aber dann mit Bimbamborium!“ Sie lachte. „Stimmt! Aber die Oberammergauer sind auch für ihre Schnitzarbeiten berühmt.“ „Und schon habe ich wieder etwas dazugelernt.“ Auf dem Tisch stand eine zur Hälfte abgebrannte Kerze. Als Unterlage diente eine Serviette, auf der schon etwas abgelaufenes Wachs eingetrocknet war. Neben der Kerze lag eine Schachtel Streichhölzer. Links und rechts des Fensters hingen weiß-blau karierte Vorhänge. Sie waren nicht zugezogen, obwohl es schon wieder am Dämmern war. Die Scheiben des Sprossenfensters waren am Rand angelaufen. Draußen tobte immer noch der Schneesturm. „Setzen Sie sich!“ „Sollen wir uns nicht duzen? Ich finde es total doof, wenn man sich mit Vornamen anspricht und siezt!“ „Hier in der Küche geht das in Ordnung. Im Hotelbereich darf ich es nicht!“ „Alles klar, Amelie. Daran halten wir uns!“ „Was für einen Kaffee hättest du gern? Espresso? Cappuccino? Latte Macchiato? Doch lieber einen normalen Bohnenkaffee, oder einen französischen Café áu lait?“ „Liest du das irgendwo ab?“ Amelie schmunzelte. „So ein Quatsch. Das gehört zu unserem Frühstückstandard. Als gelernte

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