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Schneestille

Schneestille

Titel: Schneestille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Joyce
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vorstellen. Er mochte es, wenn sie rittlings auf ihm saß; sie bevorzugte eher konventionelle Stellungen. Gelegentlich schlug er Rollenspiele vor; sie fand allein die Vorstellung schon zum Schreien komisch und absurd.
    »In der Hinsicht war ich echt eine Enttäuschung für dich, hm?«, meinte sie.
    »Nein, warst du nicht.«
    »Ich war faul und träge.«
    »Stimmt nicht.«
    »Das heißt aber nicht, dass ich dich deshalb weniger geliebt hätte.«
    »Das weiß ich.«
    »Sex ist kein Gradmesser für Liebe. Manchmal hat er gar nichts mit Liebe zu tun. Überhaupt nichts.«
    Im Handtuch setzte er sich auf das Bett und legte ihr den Arm um die Schultern. »Warum sagst du das alles?«
    »Weil ich das Gefühl habe, alles, was ich hier sage, muss Hand und Fuß haben.«
    »Hatte es das denn früher nicht?«
    »Nein. Nicht immer, jedenfalls. Ich habe leichtfertig vor mich hin geplappert. Ich habe leichtfertig Entscheidungen getroffen. Leichtfertig.«
    »Womöglich ist das jetzt nicht mehr wichtig.«
    »O doch, es ist wichtig. Alles ist wichtig. Und hier gelten andere Regeln.«
    »Hier machen wir die Regeln, scheint es mir.«
    Sie seufzte. Sie wusste, dass ihre Worte ihn ein wenig bedrückten. Er hatte sie bloß flachlegen wollen, und sie hatte ihm den Schneid abgekauft. Aber wenn sie an diesem Abend nicht miteinander schliefen, wäre es das erste Mal seit dem Tag der Lawine. Das wollte Zoe nicht zulassen. Wenn ein Abend verging, dann vielleicht auch der nächste, und dann der übernächste. Und am allermeisten fürchtete Zoe den Keil.
    Sie wusste nicht mehr so genau, wann sie den Keil zum ersten Mal bemerkt hatte. Womöglich hatte es in den ersten Tagen angefangen, als sie darum gestritten hatten, wie sie dort wieder herauskommen sollten. Aber sie hatte das Gefühl, als wolle irgendeine Macht, eine Kraft wie Magnetismus oder Anti-Magnetismus, sich heimlich, still und leise zwischen sie drängen. Auch das war wieder wie ein physikalisches Gesetz, eine Strömung, die diesem Ort entsprang und ihr vorkam wie eine andere Frau, die sie mittels kaum merklicher, heimtückischer Intrigen auseinanderbringen wollte.
    Ihre Schwangerschaft trug viel zu diesem unterschwelligen Gefühl bei. Sie testete sich inzwischen beinahe zwanghaft. Und jedes Mal, wenn sie die Bestätigung bekam, dass das Baby in ihr wuchs, spürte sie die Gefahr einer Spaltung zwischen Jake und ihr umso deutlicher. Mit Liebe oder deren Abwesenheit hatte das nichts zu tun. Die Liebe und Zuneigung, die sie für Jake empfand sowie ihre gegenseitige Abhängigkeit voneinander waren in dieser Schattenwelt nur noch größer geworden. Aber hier waren gegenläufige Kräfte am Werk. Wäre die Liebe die Schwerkraft, dann hatte dieser Ort seine eigene Fliehkraft, die an ihrer Psyche zerrte.
    Sie wollte sich gegen diese Zentrifugalkraft wappnen, und Sex war Teil ihrer Rüstung. Sie legte die Handfläche auf die Rundung ihres Bauchs und beugte sich dann zu ihm herunter, um den empfindlichen Punkt knapp oberhalb seines Beckens abzulecken, worauf er sich wie immer aufbäumte. Er sprang sofort auf sie an. Sie feuchtete die Finger mit Speichel an, rieb die Spucke unter seinen Peniskopf und drückte zu. Sein Schwanz wurde in ihrer Hand noch härter.
    Sie ließ seinen Schwanz in ihren Mund gleiten, fuhr mit der Zunge um die Eichel, und als sein Schwanz noch praller wurde und in ihrem Mund anschwoll, spürte sie, wie sein Körper dahinschmolz und ganz willenlos wurde. Er lehnte sich zurück, gab sich ihr ganz hin, überließ ihr die Kontrolle. Sie ließ seinen Schwanz los und setzte sich auf, schwang ein Bein über ihn und bestieg ihn. Das alpine Licht draußen war wie ein mysteriöses blaues Leuchten, fast neonfarben und ins Ultraviolette spielend. Es ließ seine Zähne und das Weiße seiner blutunterlaufenen Augen strahlen und verlieh seinen Armen und Beinen einen gesunden gebräunten Teint.
    Irgendwann hatte er mal zu ihr gesagt, sie sei ein derart sexuell aufgeladenes Wesen, dass bei ihr selbst ein Toter kommen würde, und nun lieferte sie den lebenden Beweis dafür. Sie ließ sich auf ihn nieder, pfählte sich an ihm auf, schnappte nach Luft, als ihre Vagina sich öffnete und er zur Gänze in sie hineinglitt. Sie beugte sich nach vorn, ließ ihre langen Haare ins Gesicht fallen und atmete den Duft von seinen Haaren und seinem Schweiß ein. Der Geruch nach Sex lag in der Luft, kreiste über ihnen wie Rauch, wie ein Phantom. Mit den Fingerspitzen drückte sie sich an der Wand über dem

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