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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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mit uns, oder?«
    »Gern«, sagte Hambrock.
    Der Bauer wies seinen Sohn an, eine Tasse zu holen. Dabei merkte man
ihm an, dass er es gewohnt war, Befehle auszusprechen.
    »Dann bist du jetzt also bei der Polizei«, sagte er. »Dein Vater
muss sehr stolz auf dich sein.«
    »Ja, inzwischen ist er das. Früher wäre es ihm lieber gewesen, ich
hätte den Hof übernommen.«
    Der Bauer nickte nachdenklich. »Ja, die Zeiten haben sich geändert.
Wir müssen mit ihnen gehen. Aber du bist gekommen, um uns Fragen zu stellen.«
    »Ich möchte Sie fragen, wie gut Sie Sandra Hahnenkamp kannten.«
    »Ich kannte sie kaum, wenn ich ehrlich bin. Ihre Eltern, natürlich,
die kenne ich gut. Für sie ist das eine schreckliche Tragödie.« Er deutete auf
seinen Sohn. »Wenn du etwas über Sandra wissen willst, musst du Bertolt fragen,
der war mit ihr in der Landjugend.«
    »Wir sind alle ganz schön fertig wegen der Sache«, übernahm Bertolt
das Wort. »Wir können gar nicht glauben, was passiert ist. Ich meine, dass sie
ermordet wurde …«
    »Welches Verhältnis hatten Sie zu Sandra Hahnenkamp?«
    »Verhältnis? Wie meinen Sie das?«
    »Wie gut kannten Sie sie?«
    »Keine Ahnung. Die Mädels kannten sie bestimmt besser, die hocken ja
immer zusammen. Als Mann ist man ja nicht so dabei, da ist man auch eher unter
sich.«
    »Das bedeutet, Sie hatten wenig Kontakt zu ihr?«
    »Jedenfalls nicht so richtig. Ich mein, sie ist ja auch schon seit
ein paar Jahren nicht mehr dabei. Seit sie nach Münster gezogen ist, hat sie
sich verändert. Wir sind ihr wohl nicht mehr gut genug. Sie hat jetzt mit
Studenten zu tun. Städter eben. Früher, klar, da war sie immer dabei, doch das
ist schon eine ganze Weile her.«
    »Was meinen Sie damit, dass Sie nicht mehr gut genug sind?«
    »Na ja, man hatte das Gefühl, dass sie die Stadt interessanter fand.
Sie hat raushängen lassen, sie wäre jetzt was Besseres. Keine Ahnung, ist nur
so ein Gefühl. Vielleicht rede ich auch dummes Zeug. Zumindest war sie kaum
noch dabei, wenn hier mal was los war.«
    »Hat das Sie und die anderen gestört?«
    Er hob die Schultern. »Die Mädels vielleicht, weiß nicht. Christoph
wird’s gestört haben. Das war ihr Freund damals. Der wollte nicht, dass sie
nach Münster geht. Er hat wohl geahnt, dass es dann bald vorbei sein könnte. Er
war ja nur ein Kfz-Mechaniker. Hauptschule, verstehen Sie? Und da geht seine
Freundin in die Stadt, studiert, lernt ein anderes Leben kennen. Das fand der
nicht so toll. Aber er hat ja auch recht behalten. Am Ende hat sie ihn
verlassen.«
    »Wie heißt dieser Christoph weiter?«
    »Ortmann. Aber nicht, dass Sie denken, der hat was mit dem Mord zu
tun. Der kann keiner Fliege was zuleide tun, das ist ein feiner Kerl.«
    Hambrock fragte noch eine Weile nach, doch mehr Einzelheiten erfuhr
er nicht. Die beiden Männer sahen ihn an, als wäre das Gespräch zu Ende. Also
gut, dachte er, dann kann ich jetzt ja zum eigentlichen Grund dieses Besuchs
kommen.
    »Herr Lütke-Brüning«, sagte er zum Senior, »Ihnen gehört doch die
Wiese unten an der Hauptstraße, dort wo auch die Haltestelle nach Münster ist,
nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich habe Sie beim Heckenzurückschneiden gesehen, als wir die Tote
im Straßengraben gefunden und die Haltestelle abgesperrt haben.«
    »Ja, und?«
    »Der Boden war nach den Regenfällen völlig aufgeweicht, und die
Hecken waren klatschnass. Ein schlechter Zeitpunkt, um diese Arbeit zu
erledigen. Hat man nicht mit dem Zurücksetzen Zeit bis Anfang Februar?«
    »Bis zum ersten März dürfen Wallhecken beschnitten werden«, sagte
er. »Ich habe es gemacht, weil ich gerade Zeit hatte. Die Wiese war nicht so
aufgeweicht, dass ich mit den Geräten Schwierigkeiten bekommen hätte.«
    »Mein Vater hat immer damit gewartet, bis der erste Frost gekommen
war. Dann waren die Böden und die Sträucher trocken. Man kann sich mit dieser
Arbeit ja den ganzen Winter Zeit lassen.«
    »Nun, wie gesagt, ich habe einfach damit angefangen, weil ich gerade
nichts Wichtiges zu tun hatte. Was erledigt ist, ist erledigt.«
    Das Thema schien für ihn damit beendet zu sein.
    Hambrock stand auf und verabschiedete sich. Dann machte er sich auf
den beschwerlichen Weg zurück zum Hof von Ingeborg.

13
    Hambrock ging als erstes ins Nähzimmer und griff zu seinem
Handy, das auf dem Tischchen neben dem Feldbett lag. Ein Blick aufs Display
zeigte, dass er Empfang hatte. Den Nachmittag über hatte es immer wieder
Störungen gegeben, doch für

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