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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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kommen nun doch durch die Störungen des
Polizeifunks.«
    »Vielleicht haben wir ja auf dem Kanal der Feuerwehr mehr Glück.«
    »Stimmt. Probieren wir’s einfach.«
    Frau Burtrup blickte zu den Männern auf. »Wieso rufen Sie nicht
einfach an?«
    »Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, die Telefone sind
ausgefallen«, sagte der Dicke.
    »Ach, Sie meinen wegen des Stroms? Meins ist nicht ausgefallen. Ich
habe noch ein altes Telefon, bei dem nur der Stecker in die Buchse kommt.
Solange die Telefonleitungen nicht gerissen sind, müssten Sie problemlos bei
Ihren Vorgesetzten anrufen können.«
    »Natürlich«, sagte Hambrock. »Schnurtelefone brauchen keinen Strom.
Wie konnten wir das vergessen?«
    »Ich hole es Ihnen, warten Sie.« Frau Burtrup sprang auf. »Die
Schnur müsste lang genug sein.«
    Die Beamten zogen sich in die Küche zurück, um ungestört
telefonieren zu können. Hambrock stellte das Telefon auf den Tisch und nahm den
Hörer.
    »Wie soll denn die Verstärkung hierher kommen?«, gab der junge
Kollege zu bedenken. »In Stadtlohn und Ahaus werden die Hauptstraßen sicherlich
geräumt sein. Hier draußen sieht das anders aus. Vor allem die kleine
Seitenstraße, die zum Vereinshaus führt, wird unpassierbar sein.«
    »Vielleicht kann die Leitstelle ja Räumfahrzeuge auftreiben«, sagte
der Dicke. »Die sollen sich mit der Feuerwehr in Verbindung setzen, womöglich
können die ein Fahrzeug entbehren.«
    »Nein, keine Räumfahrzeuge«, sagte Hambrock. »Ich will nicht, dass
wir uns hupend, blinkend und dröhnend dem Gebäude nähern. Wir müssen Probst
überraschen, und das geht nur, wenn wir lautlos und unsichtbar sind. Ich hoffe
einfach, dass die Leute von der Spezialeinheit geländetaugliche Fahrzeuge haben.«
    Hambrock wählte, und tatsächlich erklang ein Freizeichen in der
Leitung. Dann lehnte er sich zurück und wartete.
    Pass gut auf, Martin!, dachte er. Noch ist die Nacht nicht zu Ende.
    Tilmann Feth lag in der Dunkelheit und lauschte den
Geräuschen des Sturms, der am Dach des Vereinshauses rüttelte. Er hatte Hunger,
sein leerer Magen ließ ihn nicht einschlafen. Im Kühlschrank stand kistenweise
Bier, doch zu essen gab es nichts. Nach dem Fußballtraining war wohl eher
Weizenbier gefragt als ein Fertiggericht. Vom Alkohol hatte er jedoch die
Finger gelassen, schließlich wusste man nie, was passierte, daher wollte er
lieber nüchtern bleiben.
    Er drehte sich auf die andere Seite. Das Nachtlager, das er sich aus
Sitzpolstern errichtet hatte, war hart und unbequem. Du musst ein bisschen
Schlaf finden, sagte er sich. Morgen ist ein langer Tag, da solltest du
ausgeruht sein.
    Sobald es hell würde, wollte er sich auf den Weg machen. Irgendwie
würde es ihm schon gelingen, aus dem eingeschneiten Dorf zu entkommen, ohne
dass die Polizei ihn aufgriff. Wenn er erst einmal in Amsterdam wäre, würde er
seine Lage in Ruhe überdenken können.
    Die Geräusche des Sturms wurden leiser, und Erschöpfung übermannte
ihn. Er vergaß mit einem Mal all seine Probleme und glitt langsam in den Schlaf
hinüber.
    Ein Geräusch ließ ihn aufschrecken. Etwas war an der Tür. Er war
sofort wieder hellwach. Das Geräusch war verklungen. Mit klopfendem Herzen
starrte er in die Dunkelheit. Da war es wieder. Ein leises Scharren. Das war
nicht der Wind. Jemand war an der Tür, er war ganz sicher.
    Das musste die Polizei sein. Sie kannten sein Versteck, jemand hatte
ihn verraten. Seine Gedanken rasten. Er suchte nach einem Fluchtweg. Doch er
saß in der Falle, es gab keine Chance, von hier zu verschwinden.
    Das Scharren verstummte. Er horchte angestrengt, doch alles blieb
still. Plötzlich wurde ihm klar, was für ein Geräusch das gewesen war. Jemand
suchte draußen auf der Strebe nach dem Schlüssel. Tilmann hatte ihn nicht
zurückgelegt. Nachdem er aufgeschlossen hatte, war der Schlüssel achtlos auf
der Küchenanrichte gelandet.
    Und ich habe die Tür nicht abgeschlossen!, schoss es ihm durch den
Kopf. Was bin ich nur für ein Idiot!
    Er hörte, wie die Klinke heruntergedrückt wurde. Der Wind heulte in
dem sich öffnenden Türspalt, ein kalter Hauch wehte durch den Raum. Sein Herz
raste.
    Der Fremde war nun im Vorraum. Er schloss die Tür und verbannte das
Heulen des Sturms nach draußen. Dann klopfte er sich den Schnee von der
Kleidung.
    Tilmann dachte angestrengt nach. Das war nicht die Polizei, die
würde sich auf andere Weise Zugang verschaffen. Es war auch niemand, der von
seinem Versteck wusste, denn dann

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