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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Anhalter in meinem Auto mitgenommen. Laut Foto heißt er
Tilmann Feth. Wissen Sie, um wen es sich dabei handelt?«
    »Natürlich. Wann haben Sie ihn im Auto mitgenommen?«
    »Das war gestern Nachmittag, als das Schneechaos ausgebrochen ist.
Er hat mir erzählt, dass sein Auto am Schöppinger Berg stecken geblieben ist.
Er war auf dem Weg nach Hause, zu einem Hof in Birkenkotten.«
    »Er hat gesagt, er wohnt in Birkenkotten? Hat er auch gesagt, auf
welchem Hof er wohnt?«
    »Na klar, ich habe ihn ja an der Straße abgesetzt. Ich hätte ihn
gern noch bis zur Tür gebracht, doch dann wäre ich mit dem Wagen stecken
geblieben. Das Stück von der Straße zum Hof ist er also zu Fuß gegangen.«
    »Kennen Sie sich in Birkenkotten aus? Können Sie mir sagen, wo
genau dieser Hof liegt?«
    »Am Telefon ist das eher schwierig. Aber wenn Sie eine Karte haben,
zeige ich es Ihnen darauf.«
    Gratczek war sprachlos. Er blickte auf. Miriam Voss saß noch immer
dort und kaute an ihren Nägeln. Durchs Fenster sah er die Schneeflocken, die
sacht auf das Gelände des Präsidiums niederfielen.
    »Ich habe eine Karte«, sagte er. »Und ob ich eine Karte habe.«
    Hambrock hatte sich von Ingeborg Auto und Schneeketten
geliehen, damit er Birkenkotten nicht zu Fuß durchqueren musste. Doch so
einfach, wie er sich das vorgestellt hatte, war es nicht. Die Bauern hatten
überall damit begonnen, Straßen und Wege mit Schleppern und Frontladern zu
räumen. So war ein Flickenteppich aus tiefverschneiten und inzwischen halbwegs
geräumten Wegen entstanden, bei denen Schneeketten eher hinderlich als nützlich
waren.
    Als er schließlich sein Ziel erreicht hatte, war er zu der
Überzeugung gelangt, dass es wohl doch einfacher gewesen wäre, zu Fuß zu gehen.
Der Hof der Familie Ortmann lag etwas abseits der Straße, auch hier war die
Auffahrt freigeräumt worden. Er hielt am Straßenrand und blickte hinauf.
    Bevor er aus dem Wagen stieg, sortierte er seine Informationen.
Gratczek hatte ihn aus dem Präsidium angerufen. »Wir wissen jetzt, wer Tilmann
Feth in Birkenkotten unterstützt hat. Halt dich fest: Es muss Christoph Ortmann
gewesen sein, der Exfreund von Sandra Hahnenkamp. Ein Autofahrer hat Feth
identifiziert, er hat ihn als Anhalter mitgenommen und direkt vor Ortmanns Tür
abgesetzt.«
    Heike hatte Christoph Ortmann längst zu Sandra Hahnenkamp befragen
wollen, doch dann war das Schneetief über sie hereingebrochen, und der Besuch
war wie vieles andere im Chaos untergegangen.
    Die Beziehung war auseinandergebrochen, als Sandra zum Studieren
nach Münster gezogen war. Christoph hatte von Anfang an befürchtet, dass dieser
Umzug das Ende ihrer Beziehung bedeuten würde. Er hatte geglaubt, dass er ihr
nicht mehr genügen würde, wenn sie erst einmal das Stadtleben und die
dazugehörigen Freiheiten kennengelernt hätte. Kurz darauf hatte Sandra sich
tatsächlich von Christoph getrennt und sich dann in Tilmann Feth verliebt,
einen Barkeeper aus einer angesagten Diskothek.
    Und jetzt stellte sich heraus, dass Tilmann Feth bei Christoph
Ortmann untergetaucht war. Eine echte Überraschung, dachte Hambrock und verließ
seinen Wagen.
    Auf dem Hof der Ortmanns bot sich ein seltsames Bild. Die Zufahrt
war sorgfältig geräumt, genauso die Wege zwischen den Ställen. Aber es war
niemand zu sehen, alles wirkte ausgestorben. Die Rollläden waren
heruntergelassen, und nirgendwo brannte Licht. Es wirkte so, als wäre die
Familie in den Urlaub gefahren.
    Er drückte die Klingel, doch die funktionierte ohne Strom nicht. Mit
der Faust klopfte er gegen die Tür. Das massive Eichenholz schluckte jedes
Geräusch. Es hatte keinen Sinn.
    Er blickte zu den Fenstern hoch. Im ersten Stock glaubte er zwischen
den Lamellen des Rollladens einen Lichtschein zu sehen. Dort drinnen brannten
vielleicht Kerzen. Er formte einen Schneeball, warf ihn dagegen, verfehlte jedoch
das Ziel und traf stattdessen den roten Klinker.
    Er warf einen weiteren, und dieses Mal traf er. Der Schneeball
donnerte gegen den Rollladen. Er wartete. Nichts geschah. Er formte einen
dritten Ball und zielte.
    »Was machen Sie da?«, fragte eine Stimme hinter ihm.
    Eine Bauersfrau stand in der offenen Stalltür. Sie trug alte
Arbeitskleidung und ein Kopftuch.
    Hambrock lächelte. »Ich versuche nur, auf mich aufmerksam zu machen.
Mein Name ist Bernhard Hambrock. Ich bin …«
    »Sie sind der Polizist. Ich habe schon von Ihnen gehört. Sie sind
oben bei Ingeborg auf dem Hof. Seit das Schneechaos ausgebrochen

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