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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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fuhr sie fort. »Und das, obwohl Ackermanns Kollegen ebenso wie die Gerichtsgutachter ihn als einen Mann beschreiben, der über die reine Pflichterfüllung hinaus praktisch nie irgendeinen Anteil an den Schicksalen der Patienten nahm.«
    Ihre nüchterne Auflistung der Fakten schien Hinnrichs immerhin nachdenklich zu machen. Er rückte seinen Stuhl ein Stück vom Tisch weg und sah mit unbewegter Miene zu Boden.
    »Was, wenn Boris Mang tatsächlich Mitglied in der Organisation Pique Dame gewesen wäre?«, spekulierte Winnie. »Und was, wenn er im Zuge seiner Erkrankung anfing, Geheimnisse auszuplaudern? Dinge, die für die Betreffenden auch zwanzig Jahre nach Auflösung der Organisation noch ziemlich unangenehm hätten werden können?«
    »Zumal wir ja gar nicht mit Sicherheit wissen, dass die Pique Dame wirklich aufgelöst wurde«, kam ihr Bredeney nun doch zu Hilfe. »Die Organisation könnte genauso gut noch immer bestehen. Vielleicht sind sie einfach nur vorsichtiger geworden, nachdem sie damals fast aufgeflogen sind.«
    Hinnrichs runzelte die Stirn. »Das wüsste man doch«, knurrte er. »Immerhin sind die anderen, die hier arbeiten, doch nicht alle Idioten.«
    »Wie auch immer«, beeilte sich Winnie, den Rest ihrer Theorie loszuwerden, bevor der Leiter des KK 11 sie mitsamt ihren Ideen zum Teufel jagte. »Laut Aussage seiner Freundin war Joachim Ackermann im Besitz eines Umschlags, auf dessen Rückseite die Zahlen 3 , 7 sowie die Buchstaben AS notiert waren. Genau diese Kombination bezeichnet eine Kartenfolge, die in Puschkins Erzählung
Pique Dame
den Schlüssel zu einem großen Gewinn darstellt. Und Ackermann selbst sagte über den besagten Umschlag, dass er eine sorgenfreie Zukunft garantiere.«
    Ihr gegenüber versank Verhoeven mehr und mehr in sich selbst. Er hatte die Beine fest übereinandergeschlagen, die Arme auf Brusthöhe verschränkt, und er blickte nicht auf. Nicht ein einziges Mal. Vielleicht ist er frustriert, dass wir dieses Mal nicht als Team fungiert haben, überlegte Winnie. Dass ich als seine Partnerin die Lorbeeren ganz allein abstaube, ohne vorher mit ihm gesprochen zu haben. Ihr Blick glitt über sein Gesicht, das ihr ebenso vertraut wie unergründlich vorkam. Und wenn schon, dachte sie trotzig. Ist sowieso höchste Zeit, dass man mich für voll nimmt.
    »Also schön«, fasste Hinnrichs auf der anderen Seite des Tisches noch einmal zusammen. »Ihr toter Pfleger schließt aus den Räuberpistolen eines verwirrten alten Patienten, dass da eine ganze Reihe von Leuten Dreck am Stecken hat. Und er tut daraufhin … was?«
    Winnie schluckte. Das war leider die Stelle, an der das Ganze endgültig ins Reich der Spekulationen abdriftete. Aber das war nicht zu ändern.
    »Falls ich recht habe«, begann sie vorsichtig, »nahm Ackermann Kontakt zur Pique Dame auf und erbot sich, bei der Lösung des … Problems behilflich zu sein. Gegen eine entsprechende Vergütung, versteht sich.«
    »Stopp!«, rief Hinnrichs. »Wollen Sie damit sagen, er machte denen das Angebot, Mang für sie zu töten?«
    »Warum nicht?«, gab Winnie zurück. »Er hatte keinen Spaß an seinem Job und praktisch keine Perspektiven. Und für Jerry alias Bernd Zieser wären ja auch achthunderttausend drin gewesen.«
    »Damals in den Achtzigern«, knurrte Hinnrichs. »Als die Sache akut war.«
    »Wir reden hier von Korruption in höchsten Kreisen«, widersprach Winnie. »So was verliert nicht an Brisanz, nur weil es eine Weile her ist.«
    Doch ihr Boss war noch immer nicht recht überzeugt. »Und Sie denken wirklich, dass diese OPID -Leute irgendeinem dahergelaufenen Altenpfleger Gehör schenkten?«, fragte er ungläubig.
    »Vielleicht wussten sie, dass er die Wahrheit sagt.«
    »Wie das?«
    »Zum Beispiel, weil sie ihren ehemaligen Kollegen mit schöner Regelmäßigkeit im Altenheim besucht haben und mitbekamen, was für eine Gefahr von ihm ausging.« Winnie spürte, wie sich die Erwartungshaltung, die den Raum bis dato erfüllt hatte, zu einer im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden Spannung auswuchs.
    Hinnrichs fixierte sie quer über den Tisch aus stahlblauen Augen. »Sie wissen aber schon, was Sie da sagen, oder?«
    Winnie biss die Zähne zusammen. »Ja, dessen bin ich mir vollauf bewusst«, antwortete sie mit fester Stimme, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. Aber es gab sowieso kein Zurück mehr. »Ich habe hier eine Liste der Leute, die laut Auskunft von Boris Mangs Witwe bis zu dessen Tod zu ihrem Mann Kontakt

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