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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Möglichkeit!
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mir das Zimmer ihres Sohnes trotzdem gern ansehen«, wandte sie sich wieder an ihre Zeugin.
    Dorothea Zieser stand auf. »Aber selbstverständlich«, sagte sie. »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    5
    »Es hat in diesem Haus keinen registrierten Polizeieinsatz gegeben«, wetterte Winnie eine knappe halbe Stunde später im Besprechungszimmer des Präsidiums, nachdem sie den anderen ausführlich von ihrem Besuch bei Dorothea Zieser berichtet hatte. »Weder offiziell noch inoffiziell. Und es gibt, verdammt noch mal, auch niemanden, der die Sache in irgendeiner Form autorisiert hätte.«
    »Das ist in der Tat seltsam.« Hinnrichs’ Finger bearbeiteten einen Spender mit Süßstofftabletten auf dem Tisch. Er schien wütend zu sein, und Winnie hatte das unerfreuliche Gefühl, dass sich sein Ärger explizit gegen sie richtete. Auch wenn sie sich beim besten Willen nicht erklären konnte, was sie verbrochen haben sollte.
    »Ich habe mir sämtliche Berichte angesehen, die Alexander Brieden bis zu seinem Unfalltod über seine Ermittlungen gegen die Organisation Pique Dame geschrieben hat«, fuhr sie verunsichert fort. »Das war alles absolut korrekt und bestens vorbereitet.«
    Ihr gegenüber nickte Bredeney stumm vor sich hin, und Winnie glaubte, etwas wie Genugtuung in seinen Augen zu lesen.
    »Nach Briedens Kenntnisstand wies die Pique Dame alle Strukturen einer klassischen Geheimgesellschaft auf«, erklärte sie. »Verdeckte Erkennungszeichen, eidliche Schweigepflicht, klangvolle Ordensnamen und eine streng hierarchische Struktur. Außerdem verfügte die Organisation offenbar über ein internes Bespitzelungssystem, das jedem potenziellen Abweichler im Nacken saß.«
    »Also ging es diesen Leuten in Wahrheit um viel mehr als um reinen Profit«, schloss Verhoeven, der aufmerksam zugehört hatte.
    »So ist es«, nickte Winnie. »Pique Dame war nicht bloß irgendeine kriminelle Vereinigung. Zumindest nicht für einen Teil der Mitglieder.« Sie wühlte in ihren Unterlagen und hoffte, dass die anderen nicht bemerkten, wie sehr sie das alles ins Schwitzen brachte. »Wenn ich Briedens Informationen richtig deute, gab es an der Peripherie der Organisation eine ganze Reihe von Handlangern, denen jeweils ein übergeordnetes Mitglied als überwachende Instanz zur Seite gestellt war, vergleichbar mit den sogenannten Führungsoffizieren der Stasi. Auf diese Weise erreichte die Pique Dame, dass nur sehr wenige ausgewählte Mitglieder einen Überblick über die gesamte Organisation hatten.«
    »Die klassische Zellenstruktur terroristischer Vereinigungen«, knurrte Hinnrichs. »Jeder kennt immer nur ein Puzzleteilchen, was im Falle seiner Verhaftung zugleich sicherstellt, dass er auch nur ein Puzzleteilchen verraten kann.«
    »Sie waren vorsichtig«, bestätigte Winnie. »Der innere Zirkel der Organisation war, wie gesagt, nur einer Handvoll Eingeweihter zugänglich, die den anderen Mitgliedern gegenüber nur mit ihren Decknamen in Erscheinung traten.« Sie hielt inne und wischte sich über die Stirn. »So wusste Alexander Brieden sehr wohl, dass dieses oder jenes Geschäft über einen gewissen Dux oder Vicarius lief, nicht aber, wer sich hinter diesen Pseudonymen verbarg. Und an dieser Stelle nun kommt Bernd Zieser alias Jerry ins Spiel.« Spätestens jetzt hatte sie die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Winnie las Skepsis, Neugier, Unbehagen in ihren Gesichtern. »Laut Bericht kontaktierte Jerry Alexander Brieden am 10 . August 1989 , also zehn Tage vor dessen Tod, und gab an, im Besitz einer Liste von Klarnamen zu sein, die unter anderem auch die Identität des obersten Führers der Organisation enthülle, ein Mann, der im Allgemeinen nur als der
Imperator
bezeichnet wurde, organisationsintern aber offenbar auch noch den Decknamen
Hidalgo
führte.«
    »Klingt ein bisschen wie bei
Star Wars
«, sagte Werneuchen.
    »Alexander Brieden hielt seinen Informanten jedenfalls für glaubwürdig und war bereit, für die Liste zu bezahlen«, hielt Winnie ihm entgegen. »Also wandte er sich an seinen Vorgesetzten, um die nötigen finanziellen Mittel für die Transaktion zu beschaffen.«
    Nun sah Hinnrichs doch hoch. »Bekam er sie?«
    Winnie war sicher, dass er die Antwort bereits kannte. Aber sie spielte mit. »Ja«, sagte sie. »Die Mittel wurden bewilligt. Rund achthunderttausend D-Mark.«
    Bredeney zog geräuschvoll Luft durch die Zähne.
    Und auch Werneuchen hob die

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