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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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war.
    Hinnrichs registrierte die seltsame Spannung, die sich zwischen seinen Mitarbeitern aufgebaut hatte, und schritt ein. Er schnellte von seinem Stuhl hoch, riss ein Schriftstück aus einem der Aktendeckel vor sich und reichte es Verhoeven über den Tisch. »Aufgrund von Ilse Brilons Unfalltod haben Sie hiermit offiziell die Erlaubnis zur Einsichtnahme in die Personalakten von Tannengrund«, erklärte er. »Fahren Sie hin und erledigen Sie das, aber verhalten Sie sich, um Gottes willen, diskret. Sonst haben wir sofort diese Hyäne von einer Heimleiterin am Hals. Mal ganz abgesehen davon, dass es den Job Ihrer Partnerin nicht gerade erleichtern wird, wenn wir dort allzu viel Staub aufwirbeln.« Er wandte sich an Winnie: »Wer hatte Dienst in der Nacht, in der Ackermann starb?«
    »Laut Plan Jörg Thalau und Grit Backes«, antwortete sie eilig. Mit dieser Frage immerhin hatte sie gerechnet.
    Mario Belting war doch Halbspanier, oder nicht?
    Hinnrichs sah Verhoeven an. »Gut, dann wissen Sie ja, wem Sie besondere Aufmerksamkeit schenken sollten. Bredeney und Werneuchen übernehmen die Recherchen zu den Personen auf Frau Hellers Liste, soweit diese ohne offizielle Genehmigungen durchzuführen sind.«
    Die Angesprochenen nickten und erhoben sich.
    »Und ich?«, fragte Winnie.
    »Sie?« Der Blick ihres Abteilungsleiters durchbohrte sie wie ein Dolch. »Sie kommen mit mir.«
    6
    »Ich wollte das nicht vor den Kollegen besprechen«, verkündete Hinnrichs, kaum dass sich die Tür seines Büros hinter ihnen geschlossen hatte. »Aber ich hätte gern gewusst, was das hier zu bedeuten hat!«
    Er grapschte ein Schriftstück von seiner Schreibunterlage und hielt es Winnie Heller direkt vor die Augen.
    »Was, um Gottes willen, haben Sie sich dabei gedacht?«
    Gar nichts bisher, dachte Winnie, doch das konnte sie natürlich nicht sagen. »Ich war fürchterlich in Eile an dem Morgen«, versuchte sie es stattdessen mit der nackten, ungeschönten Wahrheit.
    »Das interessiert mich einen Scheißdreck!«, schrie Hinnrichs, dessen aufgestaute Energie nun endlich einen Weg gefunden hatte, sich Bahn zu brechen. »Sie sind Kriminalbeamtin. Und als solche können Sie es sich, verdammt noch mal, nicht leisten, irgendwo in dieser Stadt mal eben eine rote Ampel zu missachten. Schon gar nicht am helllichten Tag.«
    »Ich weiß«, bekannte sie kleinlaut. »Aber ich …«
    »Und dann geben Sie dem betreffenden Kollegen auch noch eine dumme Antwort!« Hinnrichs schüttelte in blankem Unverständnis den Kopf. »Diese Sache wird möglicherweise ein Disziplinarverfahren nach sich ziehen, ist Ihnen das bewusst? Das kann Sie Ihre verdammte Karriere kosten!«
    Angesichts seiner Stimmung verzichtete Winnie auf weitere Gegenwehr und beschloss, das Gewitter einfach über sich ergehen zu lassen.
    »Glauben Sie bloß nicht, dass Sie sich in nächster Zeit irgendwas Krummes oder auch nur Halbgares leisten können!«, echauffierte sich Hinnrichs mit ungebremster Wucht. »Ich werde schon bei dieser Nummer alle Mühe haben, Sie da einigermaßen unbeschadet rauszuboxen. Und wenn Ihnen jemand übel wollte …« Er ließ den Satz offen und fuchtelte mit dem Schriftstück vor ihrem Gesicht herum. »Scheiße, Heller, wissen Sie, was Ihr Problem ist?«
    »Nein, Sir.«
    Es sollte ein Scherz sein, aber ihm war offenbar nicht nach Scherzen, denn er wandte sich brüsk ab und verschwand hinter seinem Schreibtisch.
    »Sie sind der klassische Unglücksrabe! Wenn es irgendwo ein gottverdammtes Loch gibt, glauben Sie mir, Sie treten rein und brechen sich den Knöchel. Und das, obwohl Sie eigentlich eine sehr begabte Polizistin sind.«
    So wie er das sagte, klang es fast wie eine Beleidigung.
    »Sie haben den nötigen Instinkt«, schimpfte er weiter. »Und, bei Gott, Sie haben auch den nötigen Willen. Also hören Sie gefälligst endlich auf, sich selbst im Weg zu stehen, haben Sie mich verstanden?«
    Obwohl er es als Frage formuliert hatte, wäre Winnie nicht im Traum auf die Idee gekommen, ihm zu antworten. Stattdessen fragte sie: »Soll ich …«
    »Nein!«, fuhr er sie an. »Im Augenblick sollen Sie gar nichts. Und jetzt raus hier.«
    Winnie drehte sich folgsam um und ging zur Tür. »Und was wird aus der Anzeige?«, fragte sie, als sie dort war.
    Hinnrichs’ Kopf ruckte hoch. »Das regle ich für Sie. Aber wenn Sie noch ein einziges Mal solch einen Mist machen und mich nicht darüber informieren, dann – ich schwöre es Ihnen – werfe ich Sie eigenhändig all denen zum

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