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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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einverstanden?«
    »Und was wird mit Annabelle?«
    »Mit wem?«
    Anstelle einer Antwort hob Verhoevens Tochter die Tüte mit dem Wels in die Höhe.
    »Ach du Schreck«, rief Winnie. »Die hätte ich fast vergessen.«
    In den Augen ihrer kleinen Freundin glomm ein Funke Hoffnung auf. »Soll ich für sie sorgen, bis du mit deiner Arbeit fertig bist? Dann könntest du sie später bei uns abholen und vielleicht mit uns zu Abend essen.«
    Jan hat Mittelohrentzündung …
    »Das ist lieb, aber ich denke, es ist besser, wenn ich sie gleich mitnehme. Immerhin wartet Papageno auf sie, stimmt’s?«
    Und deine Eltern würden mich vermutlich erschlagen, wenn ich ihnen zum Baby auch noch einen Fisch aufs Auge drücke, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Und wenn du länger arbeiten musst?«
    »Och, das hält sie aus«, versicherte Winnie mit aller ihr möglichen Überzeugungskraft. »Ich meine, sie hat ja genug Wasser und …«
    »Aber sie hat gar nichts zu essen.«
    »Kein Tier verhungert in ein paar Stunden.«
    »Sicher nicht?«
    »Sicher nicht«, antwortete Winnie, und Dr. Gutzkow sprang ihr bei, indem sie bekräftigend nickte.
    Mit dem Urteil der Wissenschaftlerin gab sie sich zufrieden.
    »Aber, was mich noch interessieren würde …« Winnie sah sie an. »Warum hast du sie ausgerechnet Annabelle genannt?«
    Die Kleine druckste sichtlich herum. »Ich kenn’ keine Oper …«
    Hä? Winnie zog die Stirn kraus. War ihr da irgendwas entgangen?
    Und auch die Mienen von Dr. Gutzkow und ihrer Begleiterin spiegelten blankes Unverständnis.
    Nina bemerkte es und seufzte. »Papa sagt, dass Papageno ein Opernname ist.«
    Na, nun sieh doch mal an, was Papa so alles sagte! Vielleicht sollten sie sich wirklich öfter treffen, Nina und sie …
    »Ja. Das stimmt. Papageno ist ein Name aus einer Oper.«
    »Und Despina auch. Und Da Ponte.«
    »Ach so«, lachte Winnie. »Jetzt verstehe ich. Aber ich finde, der Name Annabelle passt zu ihr.«
    »Ja?«, fragte Nina erfreut.
    »Oh ja. Ganz hervorragend sogar.« Winnie bückte sich und küsste die Tochter ihres Vorgesetzten flüchtig auf die Wange. »Aber jetzt müssen wir wirklich los, okay? Ich ruf dich an, versprochen.«
    Nina nickte und griff bereitwillig nach Helga Brunckhorsts ausgestreckter Hand.
    »Gibt es eine Annabelle-Oper?«, hörte Winnie sie fragen, als sie auf den eleganten schwarzen Tuareg zusteuerten.
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete Dr. Gutzkows Freundin.
    »Auch nicht in China?«
    »Nun ja …« Ihr Lachen war glockenhell. »Möglich wäre das natürlich schon.«
    »Und heißt Annabelle auf Chinesisch auch Annabelle?«
    Ihre Stimmen verloren sich in der anbrechenden Dämmerung, und Dr. Gutzkow schüttelte mit einem nachsichtigen Lächeln den Kopf, während sie ihrer Freundin nachblickte. Winnie betrachtete das markante Profil der Pathologin, und erst jetzt fiel ihr auf, dass Isabelle Gutzkow an diesem Abend viel zufriedener aussah als sonst. Irgendwie … Ja, dachte Winnie, irgendwie richtig glücklich.
    Das … äh … ist ja großartig,
stotterte ein imaginärer Verhoeven in ihrem Kopf.
    Tja, irgendwann findet jeder Topf seinen Deckel,
stimmte ihre längst verstorbene Oma ihm zu.
    Ja, dachte Winnie, überrumpelt von der brennenden Eifersucht, die sie mit einem Mal empfand. Jeder außer mir!
    »Alles in Ordnung?«, fragte Dr. Gutzkow, die den Stimmungswechsel mit feinen Sensoren sehr wohl registriert hatte.
    »Na klar«, antwortete Winnie hastig. »Kommen Sie, mein Wagen steht dort hinten.«
    5
    Wir sind wieder wer …
    Ilse Brilon lächelte. Der Satz freute sie, ohne dass sie sagen konnte, warum. Allerdings blieb die Frage …
    »Wer denn?«
    Das Gesicht der Frau, die halb über den Tisch gebeugt Kaffee einschenkte, wandte sich ihr zu. »Bitte?«
    »Wer sind wir wieder?«
    In den schwarzen Augen las Ilse Brilon blankes Unverständnis. Aber das konnte auch daran liegen, dass die Frau dunkelhäutig war. Vielleicht verstand sie kein Deutsch.
    »W-e-r sind wir?«, wiederholte Ilse Brilon langsam und überdeutlich, doch die junge Frau in dem weiß-grünen Kasack blickte genauso verständnislos wie zuvor.
    »Noch einen Kaffee, Frau Brilon?«, fragte sie anstelle einer Antwort. Und eigentlich klang es ziemlich deutsch, was sie da sagte.
    »Ja, gern.«
    Ein Lächeln, das ihr unvermittelt bekannt vorkam. »So, bitte schön. Zucker?«
    »Wenn noch welcher da ist …«
    »Aber sicher doch. Sehen Sie? Da steht ein ganzer Streuer voll.«
    Du liebe Zeit! Ein Vermögen!
    Ilse Brilon

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