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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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hatte seine Freunde eingeladen, um sein Abitur zu feiern. Und dann kommt Mami und macht alles kaputt.«
    »Vielleicht musste er nach dieser öffentlichen Demütigung erst mal Dampf ablassen«, spekulierte Verhoeven.
    »An seiner Schwester?« Winnie verzog ungläubig das Gesicht.
    »Oder aber die arme kleine Cordi sprang freiwillig ins Wasser«, sagte Werneuchen. »Aus Scham oder so.«
    Winnie hob alarmiert den Kopf. »Was hast du gesagt?«
    Ihre heftige Reaktion irritierte Werneuchen hörbar. »Seine Schwester«, wiederholte er hilflos. »Die hatte damals sowieso jede Menge Ärger am Hals. Und wer weiß, vielleicht hat sie’s tatsächlich einfach nicht mehr ausgehalten. Mädchen in dem Alter sind so. Und wenn dann auch noch Alkohol im Spiel war …«
    »Nein!«, unterbrach ihn Winnie aufgeregt. »Das meine ich nicht. Wie du sie gerade eben genannt hast, will ich wissen?«
    »Wen?«
    »Die Schwester, verdammt. Wie hieß sie?«
    »Ach so.« Er lachte ein wenig verlegen. »Ihr Name war Cordula. Aber praktisch jeder nannte sie Cordi.«
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, fluchte Winnie und raufte sich wild die Haare.
    »Was ist?«
    »Wir sind hinter dem Falschen her, verdammt. Oh Mann, wie kann man nur so blind sein! Der König ist gar kein König. Er ist eine Königin!«
    »Tut mir leid, aber ich verstehe kein Wort …«
    »Das Mädchen, das in jener Nacht im Pool ertrunken ist, war unter Garantie nicht Cordula Belting«, erklärte Winnie atemlos. »Es war die andere. Becky.«
    »Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Boris Mang«, antwortete Winnie. »Aufgrund seiner Krankheit brachte er alles durcheinander.«
    »Ja und?«
    »Und die Folge war, dass er seine Frau mit lauter falschen Namen ansprach.« Sie schluckte. Ihre Kehle war plötzlich wie ausgedörrt. »Erinnern Sie sich?«, wandte sie sich an Verhoeven. »Ines Heider hat uns erzählt, dass sich dieser Zustand kurz vor Mangs Tod extrem zuspitzte und dass er anfing, sich vor seiner Frau zu fürchten. Er behauptete sogar, dass sie ihn umbringen wolle.«
    »Und er nannte sie den Teufel in Menschengestalt«, ergänzte Verhoeven.
    »Wow«, sagte Werneuchen. »Das wäre hart. Aber … möglich wär’s schon.«
    »Was?«, fragte Winnie.
    »Dass damals gar nicht Cordula Belting, sondern Rebecca Nolde im Pool der Beltings gestorben ist.« Werneuchen räusperte sich. »Stellt euch folgendes Szenario vor: Eine steinreiche Familie ruft die Polizei, weil ihre Tochter im Pool ertrunken ist. Die Kleine ist minderjährig, und angeblich war Alkohol im Spiel. Die Eltern bitten, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen, um den Ruf des Mädchens nicht posthum noch zu ruinieren. Und vielleicht erklärt der große Bruder darüber hinaus auch noch glaubhaft, dass er seine völlig weggetretene Schwester in den Garten hat gehen sehen. Ein befreundeter Arzt stellt den Totenschein aus, und weil man den trauernden Eltern nicht auch noch unnötig Ärger machen will, legen die Behörden die Sache ad acta.«
    »Und die Familie beerdigt ein fremdes Mädchen unter dem Namen ihrer Tochter?« Verhoeven schien noch nicht überzeugt. »Weswegen?«
    »Um die Mädchenleiche in ihrem Pool zu erklären«, gab Winnie zurück.
    »Sie meinen Rebecca Nolde?«
    »Ja«, sagte Winnie. »Rebecca Nolde. Oder ist die irgendwann wiederaufgetaucht?«
    Werneuchen verneinte. »Sie war und blieb verschwunden. Anfang der Sechziger wurde die Akte geschlossen.«
    »Siehst du.«
    »Interessant ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass es auf dem Landsitz der Familie ein paar Jahre vorher einen ähnlichen Vorfall gegeben hat«, merkte Werneuchen an. Und selbst über die schlechte Verbindung konnte Winnie die Anspannung ihrer Kollegen fast körperlich spüren. »Die Beltings hatten ein Haus am Genfer See«, erklärte Werneuchen, der seinen Job offenbar auch in dieser Sache mit gewohnter Gründlichkeit erledigt hatte. »Und dort kam damals der Sohn der Wirtschafterin ums Leben, Florant Hugennay. Der Junge war acht. Er versteckte sich beim Spielen in einem bunkerähnlichen Geheimraum des Landsitzes und bekam die Tür nicht mehr auf.«
    »Aber hat man denn nicht nach ihm gesucht?«, fragte Verhoeven.
    »Doch, natürlich«, antwortete Werneuchen. »Sogar ziemlich intensiv. Aber Cordula und ihr Bruder sagten aus, dass er zum Anleger gegangen sei, und daraufhin nahm man an, dass er in eines der Boote geklettert ist. Das Anwesen verfügte über einen eigenen Seezugang«, setzte er hinzu. »Und eins von den Booten fehlte.

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