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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Gesicht, die sie ausnahmsweise mal offen trug. Sagte man nicht, dass sich das Befinden von Schwerstkranken kurz vor dem Tod oft noch einmal deutlich besserte? Dass die Schmerzen nachließen? Fast so, als ob der letzte Eindruck, den sie auf dieser Welt hinterließen, unbedingt versöhnlich sein sollte? Winnie dachte an ihre Schwester, die nach sieben Jahren Koma plötzlich noch einmal Anzeichen von Reaktionen gezeigt hatte. Anzeichen, die in ihr die irrwitzige Hoffnung genährt hatten, dass Elli vielleicht doch noch einmal aufwachen würde. Dass sie den Kampf gewinnen konnten.
    Doch Elli war gestorben, nur wenige Tage später. Und all ihre Hoffnungen waren zerplatzt.
    Winnie fühlte, wie die Erinnerung daran ihre Kehle zusammenzog.
    »Na schön«, sagte sie eilig. »Ich dachte, es interessiert Sie vielleicht, dass der Staatsanwalt Cordula Belting in den nächsten Tagen wegen zweifachen Mordes, mehrfachen Mordversuchs und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung anklagen wird.«
    Olivier öffnete überrascht den Mund.
    Sie berichtete ihm ausführlich von den Ermittlungen, der langen Vorgeschichte und den dramatischen Wendungen, die dieser Fall schließlich genommen hatte, und endete mit den Worten: »Und Sie haben mich überhaupt erst auf Cordula gebracht.«
    Seine trüben Augen hefteten sich nachdenklich an ihr Gesicht. »Ich habe mich von Grund auf in ihr getäuscht«, brummte er, halb ärgerlich, halb staunend. »Ist selten vorgekommen, dass ich mich derart vertan habe. Aber bei Cordula …« Er schüttelte den Kopf. »Ehrlich, ich dachte immer, sie spielt nicht die geringste Rolle.«
    Winnie zuckte die Schultern. »Vermutlich war genau das ihr Problem.«
    Er nickte sinnend vor sich hin. »Vermutlich.«
    »Danke«, sagte Winnie, indem sie flüchtig nach seiner Hand griff. Sie war eiskalt.
    »Wofür?«
    »Für Ihre Hilfe.«
    »Ach was, ich …« Oliviers Massen erzitterten unter einem Husten, der quälend sein musste. Winnie sah es an seinem Gesicht. Nur Sekunden später ging die Tür auf, und eine Schwester kam herein. Eine andere als neulich. Aber eine, die genauso kompetent wirkte.
    Beherzt schob sie Winnie zur Seite und hantierte eine Weile am Regler von Oliviers Sauerstoffgerät. Dann verschwand sie kurz und kehrte gleich darauf mit einer Ampulle und einem Infusionsbesteck zurück.
    »Sind Sie eine Verwandte?«, fragte sie, ohne Winnie direkt anzusehen.
    »Nein«, antwortete Winnie. »Ich bin seine Vermieterin.«
    Olivier, dessen aufgedunsener Körper noch immer vom Husten geschüttelt wurde, begann zu kichern. »Sie sollten mal Ihr blödes Gesicht sehen!«, keuchte er und meinte die Schwester, die seine Frechheit mit einem nachsichtigen Lächeln quittierte. »Hey, und lassen Sie sich bloß nicht einfallen, mir schon wieder diesen angeblich so krampflösenden Mist anzuhängen. Davon wird mir innerhalb von Sekunden speiübel.«
    »Es ist Buscopan mit drin«, entgegnete die Schwester, durchaus nicht unvergnügt. Offenbar spielten sie diese Spielchen öfter. Genau wie sie beide wussten, dass es nicht der Krampflöser war, der ihm Probleme bereitete.
    »Und warum sind Sie nicht zu Hause und quälen Ihre Familie?«
    »Mein Mann ist in Syrien und baut eine Pipeline. Und mein Kater kommt wunderbar allein zurecht.«
    »Nicht besser als ich«, versetzte Olivier angriffslustig, doch das Mittel begann bereits zu wirken. Dem ehemaligen Strafverteidiger fielen die Augen zu.
    »Tut mir leid«, wandte sich die Schwester an Winnie. »Aber das musste sein. Er versucht neuerdings immer viel zu lange, die Schmerzen auszuhalten. Kommen Sie ein anderes Mal wieder, okay?«
    Winnie nickte, während Kaspar Olivier neben ihr ruhig und friedlich einschlief.
    »Ach so«, sagte die Schwester noch, bevor sie endgültig die Tür hinter sich zuzog. »Und fröhliche Weihnachten.«
    »Ja«, entgegnete Winnie mechanisch. »Ihnen auch.«
    Nachdem die Tür zu war, blieb sie noch eine ganze Weile neben dem Bett sitzen und schaute Kaspar Olivier beim Schlafen zu. Er war in guten Händen hier, das wusste sie. Trotzdem fiel es ihr furchtbar schwer, ihn allein zu lassen.
    Bevor sie ging, löschte sie das Licht neben dem Bett und zog die Vorhänge auf, damit er den Himmel sehen konnte, wenn er erwachte. Dann nahm sie das kleine, hübsch verpackte Päckchen aus der Handtasche, das sie mit einem Tannenzweig und ein paar Miniaturkugeln verziert hatte.
    DAS IST SCHUMANN , schrieb sie auf die Rückseite einer alten Medikamentenanweisung, die sie auf

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