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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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ein Stück vom Schreibtisch weg. »Was für Medikamente waren das?«
    »Morphium, Lorazepam und noch ein paar andere Benzodiazepine.«
    »Klingt eher, als sei da jemand in Geldverlegenheiten gewesen und hatte vor, das Zeug an irgendwelche Junkies zu verticken«, brummte Verhoeven.
    Bredeney hob abwehrend die Hände. »Unter diesem Aspekt waren die Mengen nicht der Rede wert«, widersprach er. »Wer immer die Medikamente entwendet hat, nahm gerade so viel, dass es bemerkt wurde …«
    »Aber nicht genug, als dass er sich damit finanziell hätte sanieren können«, führte Winnie den Satz zu Ende.
    »So ist es«, nickte Bredeney.
    »Gab es irgendeinen konkreten Grund, warum die Heimleitung ausgerechnet diese Ines Heider verdächtigte?«
    »Nein. Allerdings war sie wohl nicht besonders beliebt. Weder bei den Kollegen noch bei den Patienten. In ihrer Personalakte finden sich gleich mehrere Beschwerden von Patienten, die behaupten, dass Ines Heider ganz gern mal ein bisschen zu grob zugelangt habe.«
    Winnie bemerkte, wie Verhoevens Augenbrauen in die Höhe schnellten.
    »Tja«, sagte Bredeney mit einem zufriedenen Grinsen. »Klingt doch wie aus Frau Dr. Kerrs Lehrbuch, nicht wahr?«
    Stimmt, dachte Winnie.
    »Was genau heißt grob?«, fragte Verhoeven.
    »Zum Beispiel gaben ein paar ihrer männlichen Patienten an, Frau Heider habe ihnen beim Waschen absichtlich die Genitalien verbrüht.«
    Verhoeven runzelte die Stirn. »Ich nehme an, dafür gab es keine Beweise?«
    Bredeney verneinte. »Die Personalakte von Ines Heider enthält lediglich Kurzprotokolle der Gespräche, die die Heimleiterin in diesem Zusammenhang geführt hat. Übrigens alles sehr korrekt dokumentiert, mit Ort und Datum und allem Drum und Dran.«
    »Ich verstehe wirklich nicht, wieso das im Prozess mit keiner Silbe erwähnt wurde«, insistierte Verhoeven.
    »Du wirst es gleich verstehen«, lächelte Bredeney. »Ich war ja noch gar nicht fertig.«
    »Dann komm zum Punkt«, gab Verhoeven in ungewohnt barschem Ton zurück.
    Bredeney stutzte. Dann fuhr er mit sichtlich umwölkter Stirn fort: »Ines Heiders Personalakte verzeichnet neben den besagten Beschwerdeprotokollen auch zwei Abmahnungen. Beide aus der Zeit kurz vor den Morden. Beim ersten Mal hat sie sich anscheinend einen Ausraster geleistet. Noch dazu vor den Augen mehrerer Angehöriger. Über den Grund steht leider nichts in den Akten«, kam er Winnie Hellers Frage zuvor.
    Verhoeven zupfte unwillig am Saum seines Pullovers. »Und die zweite Abmahnung?«
    Bredeney schüttelte den Kopf. »Zu der habe ich nichts als ein Datum.«
    »Dann sieh zu, dass du mehr rauskriegst.«
    »Sicher.« Der Veteran des KK 11 fixierte Verhoeven, der irgendetwas auf einem Blatt Papier notierte.
    Winnie stand auf und schnappte sich die Thermoskanne von der Kaffeemaschine. »Und wo steckt diese ominöse Frau Heider heute?«
    »Jaaaaa«, sagte Bredeney gedehnt, »das ist auch nicht ganz uninteressant …«
    »Sag jetzt nicht, sie arbeitet in Tannengrund«, fiel Winnie ihm halb im Scherz, halb ernst ins Wort.
    »Nein, nein.« Bredeney rang sich ein dünnes Lachen ab. Es war offensichtlich, dass er sich noch immer über Verhoevens Ton ärgerte. »Kurz nach der Urteilsverkündung ist sie zum Katholizismus konvertiert und in einen Orden eingetreten.«
    »Sie ist eine Nonne?«, rief Winnie entgeistert.
    Und auch ihr Vorgesetzter unterbrach seine Kritzeleien. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
    »Oh doch, allerdings.« Verhoevens bestürztes Gesicht schien Bredeney wieder ein wenig zu versöhnen. »Ackermann ging in den Knast, und aus der rabiaten Ines Heider wurde Schwester Maria Berngit von den Töchtern der Gnadenreichen Muttergottes. Gegenwärtig arbeitet sie in einem ordenseigenen Hospiz, drüben in Mainz.«
    »Das heißt, dass sie nach wie vor in der Pflege tätig ist«, sagte Winnie Heller.
    »Und noch dazu in einem Bereich, wo sich niemand darüber wundert, wenn ihr die Patienten einfach wegsterben«, ergänzte ihr Vorgesetzter grimmig.
    Winnie hielt die Kaffeekanne hoch, doch Verhoeven winkte ab. »Was die drei Todesfälle in St. Hildegard betrifft, hätte Ackermann also damit rechnen können, dass der Verdacht – falls überhaupt einer aufkommt – auf Ines Heider fällt«, resümierte sie.
    Bredeney nickte. »Ja, so würde ich das sehen.«
    Sie nickte, als ihr unvermittelt etwas einfiel, das Miriam Bandow über ihren sogenannten Verlobten gesagt hatte:
Vor seiner Verhaftung hatte er eine Kollegin, mit der er sich

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