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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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gen anzuhören? »Das mit Papa und dieser ganze andere Krempel ist dein Bier. Du musst vor deinem Gewissen verantworten, was du tust, und du musst entscheiden, wann und wie du ihn wohin abschiebst.« Sie sagte das ganz bewusst so. Abschiebst … »Das Einzige, worum ich dich bitte, ist, dir eine andere Institution zu suchen. Das sollte nicht allzu schwer sein, denn es gibt in dieser Stadt weiß Gott genug Einrichtungen dieser Art. Und ich habe wirklich keinen Bock, meinem Vater den Hintern abzuputzen, während ich verdeckt ermittle, okay?«
    Die Worte sprudelten aus ihr heraus, und obwohl ihrer Mutter die Tränen in den Augen standen, bereute Winnie Heller keine einzige Silbe. Nach ihrer Erfahrung waren Menschen, die sich selbst etwas vormachen konnten, immer noch besser dran als solche, die der Wahrheit ins Gesicht sahen. Und das hatte ihre Mutter bislang höchst erfolgreich vermieden.
    »Aber ich habe einen Termin ausgemacht«, erklärte sie jetzt. »Die Leiterin hat angeboten, dass ich mir eins der Zimmer ansehe und …«
    »Du könntest sagen, dass du es dir anders überlegt hat«, fiel Winnie ihr ins Wort. Und das wäre wirklich das Mindeste, was du für mich tun kannst, ergänzte sie in Gedanken.
    Doch ihre Mutter griff ihren Vorschlag nicht auf. Genau genommen reagierte sie überhaupt nicht. Ihre Miene war starr. Als habe jemand alles Leben darin einfach ausgeknipst. Etwas, das Winnie nur noch ärgerlicher machte.
    Die verdammte Fassade, dachte sie, indem sie das vertrocknete Gesicht ihrer Mutter mit einem verächtlichen Blick streifte. Das war schon immer das Einzige, was dich interessiert hat. Was die Leute denken. Wie du dastehst. Du ganz persönlich …
    Irgendwann hatte sie genug.
    »Mach, was du willst«, sagte sie.
    Dann ging sie davon. Und anders als bei ihrer letzten Begegnung machte ihre Mutter auch keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten.
    7
    Im Präsidium eröffnete ihr Werneuchen, dass er die Liste mit Ackermanns Kontakten im Hinblick auf eine Person mit den Initialen A. S. durchgesehen hatte, aber nicht fündig geworden war. »Übrigens auch nicht unter seinen Mithäftlingen«, ergänzte er mit einem bedauernden Achselzucken. »Es gab zu Beginn seiner Haftzeit einen Schließer namens Andreas Syrius, aber der ist schon seit drei Jahren nicht mehr in dem Job tätig.«
    »Überprüf ihn trotzdem«, entschied Winnie, indem sie ihre schmerzenden Beine unter dem Schreibtisch ausstreckte.
    »Okay.«
    »Sonst was Neues?«
    »In den vergangenen zwei Jahren sind in Tannengrund insgesamt vierzehn Personen gestorben«, erklärte der Kollege und setzte sich vertraulich auf die Kante ihres Schreibtischs. »Die Einzigen, die dabei fragwürdig erscheinen, recherchiert dein Boss. Es geht dabei um einen Mann und eine Frau.« Er warf einen Blick in seine Notizen. »Klara Hansgarth und Gerd Richter. Letzerer starb letztes Jahr an einem mysteriösen Anfall mit epilepsieartigen Symptomen, Frau Hansgarth lag eines Morgens tot in ihrem Bett, obwohl sie nachweislich kerngesund war.«
    Winnie runzelte die Stirn. »Und es gab in beiden Fällen keine Untersuchung?«
    Werneuchen verneinte. »Allerdings wollte Dr. Brauer, der mit der medizinischen Grundversorgung der Bewohner betraut ist, wohl zumindest Frau Hansgarths Tod nicht so einfach hinnehmen, und er hat in seinem Bericht eine Autopsie zur endgültigen Klärung der Todesursache ausdrücklich empfohlen. Allerdings übte die Heimleitung offenbar einen gewissen Druck auf ihn aus. Aus Angst vor einem Imageverlust, nehme ich an. Sodass Brauer schließlich doch einen Rückzieher gemacht hat.« Er klickte mit einem der Kugelschreiber herum, die überall auf dem Schreibtisch verstreut lagen. »Hinzu kommt, dass Frau Hansgarth keine nahen Angehörigen hatte, sodass es auch von dieser Seite kein besonderes Interesse gab und die Sache im Sande verlief.«
    Winnie rief sich die Gesichter der Pflegerinnen und Pfleger, die sie kennengelernt hatte, ins Gedächtnis und überlegte, ob sie sich einen von ihnen als kaltblütigen Mörder vorstellen konnte.
    »Und wie lief’s bei dir?«, wollte Werneuchen wissen.
    »Ganz gut«, antwortete Winnie eine Spur zu schnell. Obwohl sie, was die Arbeit anging, eigentlich zufrieden sein konnte. Es war etwas anderes, was ihr Sorge machte.
    Papa hat Alzheimer …
    »Zumindest auf den ersten Blick scheinen sie dort alle sehr nett und engagiert zu sein.«
    »Und hast du was über Ackermann rausgekriegt?«
    »Noch nicht. Alles, was ich gehört habe, ist

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