Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
Vom Netzwerk:
er fast amüsiert aus. Offenbar kamen ihm ihre Worte vollkommen absurd vor. »Sie meinen so was wie die Templer?«
    »Nein.« Winnie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Ich dachte eher an … einen Zusammenschluss von Leuten, die keine Skrupel kennen und ein gemeinsames Ziel verfolgen.«
    »Der HSV «, schlug Werneuchen vor, der in diesem Augenblick ins Zimmer trat. »Wobei ich mir, was das gemeinsame Ziel angeht, manchmal nicht sicher bin.«
    »Quatschkopf!«, lachte Winnie. »Hier geht es nicht um Sport, sondern um Konspiration und mafiöse Strukturen.«
    »Sag ich doch«, entgegnete der Kollege todernst.
    »Idiot«, schimpfte Winnie, indem sie ihn spielerisch in den Oberarm boxte.
    Dann schlüpfte sie in ihre Jacke, nahm die Tasche mit den Akten und machte sich auf den Weg zu Felicia Ott.
    9
    Elisabeth Fersten hatte das unangenehme Gefühl, trotz erheblicher Anstrengungen nicht nennenswert vom Fleck zu kommen. Ihre Hüfte machte ihr noch immer Probleme, auch wenn die Beschwerden bereits wieder im Abklingen begriffen waren. Sie sah auf die Uhr und dachte, dass sie den Anfang ihres Wissenschaftsmagazins verpassen würde. Wie ärgerlich.
    »Hallo! Einen wunderschönen guten Abend!«, hörte sie auf einmal eine wohlbekannte Stimme hinter sich rufen.
    Kurt Söhnlein. Ganz klar ein Grund, weshalb sie gerne schneller gewesen wäre. Mehr noch als das Magazin. Aber leider Gottes war sie nicht nur krank, sondern auch alt. Ein Zustand, der im Gegensatz zu den Schmerzen irreversibel war.
    Also drehte sie sich schicksalsergeben um.
    Von der Cafeteria her kam ihr Söhnlein entgegen. Er hatte Jamila Hartwig und Regina Göbel im Schlepptau. »Lange nicht gesehen«, sagte er mit der ihm eigenen aufgeräumten Fröhlichkeit, die Elisabeth Fersten nicht ausstehen konnte.
    »Na ja, lange …«
    »Du warst drei Tage nicht beim Essen.«
    »Zwei.«
    »Ach, wirklich?« Er sah nicht so aus, als ob er ihr das glaubte. Was sie nicht weiter wunderte. Wenn Kurt Söhnlein der Meinung war, der Himmel sei grün, dann war der Himmel grün. Punkt.
    »Was er eigentlich sagen möchte, ist, dass wir uns Sorgen um Sie gemacht haben«, erklärte Regina Göbel mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Sie war offenbar beim Friseur gewesen, denn ihre silberblaue Kurzhaarfrisur sah aus, als wolle sie im Buckingham-Palast dinieren.
    »Sorgen? Ach wo …«, wischte Elisabeth Fersten das Thema beiseite, weil sie nicht die geringste Lust hatte, ihren Wehwehchen mehr Raum als unbedingt nötig zuzugestehen. »Ich kam ein paar Tage nicht so richtig hoch, und jetzt geht’s wieder. Das ist alles.«
    »Wir haben schon gedacht, du bist tot«, bemerkte Jamila Hartwig unsentimental.
    Regina Göbel bedachte sie mit einem tadelnden Kopfschütteln.
    »Wieso? Ist doch so, wenn einer hier plötzlich nicht mehr zum Essen erscheint«, verteidigte sich ihre Begleiterin, doch ihre Augen verrieten, dass sie sich königlich amüsierte. »Aber jetzt mal ernsthaft: Du hast Ilses Abgang verpasst. Oder sollte ich vielleicht besser sagen: ihren Ab
flug?
«
    »Das ist nicht witzig«, versetzte Kurt Söhnlein streng, während Regina Göbel abermals nur die sorgfältig gezupften Augenbrauen hochzog.
    »Wieso?«, gab Jamila Hartwig zurück. »Es stimmt doch.«
    »Ich habe natürlich gehört, was passiert ist«, sagte Elisabeth Fersten. »Aber so wirklich erklären kann sich das ja offenbar niemand.«
    »Aber natürlich lässt sich das erklären.« Die pensionierte Buchhändlerin schnaubte. »Das ist ja das Tückische an dieser Art von Leiden. Du hast Halluzinationen, du kannst die Realität nicht mehr von deinen Erinnerungen unterscheiden und … schwupps! ist es passiert.«
    »Ich glaube nicht, dass die Sache so einfach ist«, entgegnete Regina Göbel mit zweifelnder Miene. »Ilse war doch auch vorher eher …«
    »… unauffällig«, ergänzte Söhnlein, der wie immer nicht die Geduld aufbrachte, seine Mitmenschen ausreden zu lassen.
    Allerdings kannte ihn Regina Göbel zu lange, als dass sie sich darüber geärgert hätte. »Ja, genau«, sagte sie. »Und mal abgesehen davon, dass sie andauernd durch die Gegend gerannt ist, könnte ich nicht sagen, dass sie jemals einen unberechenbaren Eindruck auf mich gemacht hätte.«
    »Sie ist immer gut klargekommen«, pflichtete Elisabeth Fersten ihr bei, froh, dass die anderen ihre Zweifel teilten.
    »Na also, das stimmt ja nun auch nicht!«, rief Jamila Hartwig, die es nicht so einfach hinnehmen wollte, dass die anderen ihr

Weitere Kostenlose Bücher