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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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vor. »Und warum arbeitet er dann in einem Altenheim?«
    »Den Kollegen hat er erzählt, er habe den Druck einfach nicht mehr ausgehalten.«
    »Was für Druck?«, fragte der Karrierist Hinnrichs, der sich überhaupt erst richtig wohl fühlte, wenn es an allen Ecken und Enden brannte.
    »Den Druck, quasi unablässig lebenswichtige Entscheidungen treffen zu müssen.«
    »Der Kerl ist also labil«, urteilte der Leiter des KK 11 mit der ihm eigenen Kompromisslosigkeit.
    »Das würde ich so nicht unbedingt sagen«, setzte Winnie an, doch bevor sie sich näher erklären konnte, wurde an die Tür geklopft, und Verhoeven trat herein.
    »Na, auch mal wieder hier?«, begrüßte ihn Hinnrichs wenig freundlich.
    Verhoeven nickte nur.
    Doch so einfach ließ der Leiter des KK 11 seine Opfer nicht davonkommen. »Und?«, blaffte er. »Hatte Ihr Kleiner die Windel voll, oder weshalb haben Sie gestern schon um halb vier Feierabend gemacht?«
    »Ich habe nicht Feierabend gemacht«, antwortete Verhoeven. »Ich war nur unterwegs. Im Übrigen war mein Handy die ganze Zeit an.«
    Hinnrichs schien zu überlegen, ob er sich auf einen Kleinkrieg über dieses Thema einlassen sollte oder seine Zeit besser sinnvoll verbrachte, und entschied sich nach kurzem Zögern für die zweite Möglichkeit. »Nun gut. Und was haben Sie in Bezug auf diese Nonne rausgekriegt?«
    »Ines Heiders Alibi für die Mordnacht beschränkt sich auf die Behauptung, sich nach der Abendandacht auf ihr Zimmer begeben und geschlafen zu haben«, berichtete Verhoeven ohne Regung, doch unter seinem rechten Augenlid zuckte kaum merklich ein Muskel. »Ich habe mir die Bänder der Eingangskamera angesehen. Allerdings stellt es auch kein Problem dar, das Gebäude ungesehen durch einen der Seiteneingänge zu verlassen, wenn man sich dort auskennt. Dort gibt es weder Kameras noch sonstige Sicherheitsvorkehrungen.«
    »Wie viele Ausgänge gibt es?«
    »Drei.«
    »Und wohin führen die?«
    »Der erste führt direkt auf die Jacobusgasse. Was bedeutet, dass er im rechten Winkel zum Haupteingang an der Schmalseite des Gebäudes liegt. Dort wäre die Chance, gesehen zu werden, am größten. Die zweite Tür mündet auf den Parkplatz hinter dem Kloster. Dieser ist durch eine Schranke gesichert. Aber zu Fuß käme man natürlich leicht hinaus.« Er schob die Ärmel seines Pullovers hoch. »Beide Türen lassen sich nur von innen öffnen.«
    »Sie sprachen von drei Ausgängen.«
    Verhoeven nickte. »Die dritte Möglichkeit wäre eine Stahltür im Keller, doch die ist praktisch immer abgeschlossen. Der Schlüssel befindet sich in einem Schlüsselkasten im Büro der Äbtissin.«
    »Also käme unsere gute Schwester Maria Berngit ohne Weiteres als Ackermanns Mörderin in Frage«, resümierte Winnie.
    Verhoeven nickte. »Abgesehen von der mangelnden Körperkraft durchaus.«
    »Allein kann sie es auf keinen Fall getan haben«, sagte Hinnrichs.
    Winnie dachte an Dr. Gutzkows Einschätzung und nickte eher widerwillig als überzeugt. Was für ein entsetzlich verwirrender Fall! Eine uralte Foltermethode und eine Nonne. Ein Geheimbund und eine alte Frau, die aus dem vierten Stock in den Tod stürzt. Eine Liste mit Namen und ein verschwundener Informant … Oder waren sie am Ende auf einem völlig falschen Dampfer?
    Hinter ihr erschien Hinnrichs’ Sekretärin in der offenen Bürotür. »Ihr Termin ist da.«
    Der Leiter des KK 11 nickte. »Ich komme.«
    Die Sekretärin nickte auch und schloss die Tür hinter sich.
    »Ich muss weg«, erklärte Hinnrichs überflüssigerweise. »Wir reden später weiter.«
    Winnie nahm die Ordner, die sie zwischenzeitlich auf dem Boden abgelegt hatte, wieder an sich und ging zur Tür. »War Nina sehr enttäuscht?«, fragte sie, weil sie das Thema nicht einfach übergehen wollte. »Wegen gestern, meine ich.«
    »Na ja, schon.«
    »Tut mir leid.«
    »Ach was«, sagte Verhoeven. »Sie sind die Letzte, die da irgendeine Schuld trägt.«
    »Leider fühle ich mich trotzdem ziemlich schuldig.«
    Er blieb stehen und warf ihr einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte. Allerdings fiel ihr bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal so richtig auf, wie müde ihr Vorgesetzter aussah. Müde und irgendwie auch … Ja, dachte sie, irgendwie leidend. »Ich habe ihr alles genau erklärt und auch gesagt, dass Sie das Treffen bestimmt nachholen, wenn Sie wieder Zeit haben.«
    »Klar machen wir das«, entgegnete sie eifrig. »Sobald ich diese verdeckte Ermittlung vom Hals habe, rufe ich sie

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