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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wahr. Sie war bei Felicia Ott gewesen und hatte die Liste geholt, die neben ein paar Vornamen in erster Linie eine endlos lange Reihe von Fragezeichen enthielt.
    Erich … Knab? Knoth?
    Will/Willy? … Nachname?
    Max(imilian?) Rentropp
    Mario???
    Obwohl Boris Mangs Witwe ziemlich abweisend gewesen war, hatte Winnie gezielt nach einigen Namen gefragt, die nicht auf der Liste standen, ihr aber trotzdem einen Versuch wert zu sein schienen.
    »Roger? Nein, nie gehört.«
    »Was ist mit Jerry?«
    »Jerry …« Stutzen. »Äh … Ja, da war mal was. Warten Sie … Nein, das … Also, ich bin sicher, dass der nicht bei denen war, die Boris regelmäßig besucht haben. … Aber … zumindest gehört habe ich tatsächlich mal von jemandem, der so hieß.«
    Wer nicht?!, dachte Winnie.
    Sie meinen so wie Tom und Jerry ….
    »Was ist mit Karl?«, hatte sie gefragt und sich das dickste Bonbon damit absichtlich bis zum Schluss aufgespart.
    »Karl?«
    »Karl Grovius.«
    »Ach so, ja, verzeihen Sie. Der natürlich auch.«
    »Und warum steht er dann nicht auf der Liste?« Sie konnte sich die Antwort denken, aber sie wollte lieber sichergehen.
    Verlegenheit. »Natürlich. Sie haben schon recht. Aber ich bin davon ausgegangen … Ich meine, ich habe gedacht, das wüssten Sie sowieso.«
    Was die Leute immer alles so denken!, dachte Winnie grimmig. Noch im Auto hatte sie einen Kugelschreiber aus der Handtasche gezogen und den Namen ihres Vorgängers unter die anderen gesetzt. Trotzig fast, weil Karl Grovius auch mehr als zwei Jahre nach seinem Tod noch immer derart über jeden Zweifel erhaben zu sein schien, dass es einem glatt die Schuhe auszog!
    Sie schüttelte den Kopf, zückte ihren Wohnungsschlüssel und hielt irritiert inne, als sie die Tür zu ihrem Apartment unverschlossen fand. Dabei drehte sie den Schlüssel grundsätzlich zweimal herum. Das hatte sie schon als Kind getan, gleich nachdem sie ihren ersten Hausschlüssel bekommen hatte. Und sie tat es noch heute. Immer und überall.
    »Scheiße«, flüsterte sie stumm. »Was, zum Teufel …«
    Ihre Instinkte waren sofort hellwach. Sie richtete sich auf, streifte die Tasche von der Schulter und legte sie zusammen mit ihrer Post auf den staubigen Boden. Dann zog sie ihre Dienstwaffe heraus und schob die Tür Zentimeter für Zentimeter auf.
    Aus dem Inneren ihres Apartments schlug ihr eine stickige Wärme entgegen. Das Haus war alt und die Wände solide gebaut, sodass man selbst auf kleinster Heizstufe eine tropische Wärme erreichte. Aber sie registrierte auch noch etwas anderes in der abgestandenen Luft. Einen Geruch, der nicht zu ihr gehörte. Und da außer ihr selbst praktisch nie jemand ihr kleines Reich betrat …
    Papa sagt, dass du keinen Besuch magst,
flüsterte Nina Verhoeven hinter ihrer Stirn.
    Winnie fühlte das Pochen ihres Herzens, während sie an der Wand rechts neben sich nach dem Lichtschalter tastete. Ein kurzes Zögern. Dann tauchten sechs Energiesparlampen den Raum in ein mit enervierender Langsamkeit heller werdendes Licht. Winnies Augen flogen von der Tür zu ihrem Freisitz zu ihrem Aquarium und von da zu dem Schrank, in dem sie ihr Bett versteckte, wenn sie – anders als an diesem Morgen – dazu kam, es zu machen. Aber auch dort wirkte alles wie immer.
    Wäre da nicht das Türschloss.
    Und dieser Geruch …
    Sie machte einen vorsichtigen Schritt in den Raum hinein und versuchte, das Aroma, das ihre Nase wahrnahm, irgendwie zuzuordnen. Sie war von jeher empfindlich gewesen, was Gerüche anging, ganz egal, ob es sich um nasses Fell, Schweiß oder ein aufdringliches Parfüm handelte. Aber dieser Duft hier war nicht einmal unangenehm. Nur … ja, nur ungewohnt.
    Das heißt, falls ihre Phantasie ihr nicht doch einen Streich spielte!
    Sie leckte sich über die trockenen Lippen und ging dann langsam und vorsichtig auf die Badezimmertür zu. Es gab in ihrem dreiunddreißig Quadratmeter kleinen Reich nur dieses eine Versteck. Nur diesen winzigen fensterlosen Raum mit Klo, Dusche und Waschtisch. Achteinhalb Quadratmeter, alles in allem. Und von einer Wohlfühloase so weit entfernt wie Wanne-Eickel vom Mond, trotz der Duftkerzen und Muschel-Potpourris, die Winnie sich hin und wieder mitbrachte, wenn ihr mal wieder irgendeine idiotische Frauenzeitschrift mit Erfolg suggeriert hatte, dass sie sich ein wenig mehr um sich und ihr sogenanntes Ambiente kümmern müsse …
    Sie fasste die Waffe fester und stieß die Tür auf. Doch das Bad war leer. Hatte sie sich

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