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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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das!«
    Sie schluckte, schlang die Arme um ihren Oberkörper und nickte leicht. Er holte tief Luft und legte seine Hand auf die Türklinke.
    »Tobi!«
    »Ja?«
    Sie kam auf ihn zu und berührte mit ihrer Handfläche seine Wange.
    »Pass auf dich auf«, flüsterte sie. Eine Träne quoll aus ihrem Auge. Tobias starrte sie an. Für den Bruchteil einer Sekunde war er versucht, sie in die Arme zu nehmen, sie zu küssen und einfach bei ihr zu bleiben. Aber dann überwog der wilde Wunsch nach Rache, der ihn hierhergetrieben hatte. Er durfte Terlinden und die Lauterbach nicht entwischen lassen. Auf keinen Fall!
    »Ich bin gleich zurück«, murmelte er. Bevor er es sich anders überlegen konnte, trat er hinaus auf den Flur und rannte los. Der Aufzug war bereits auf dem Weg nach unten, deshalb riss er die Feuerschutztür auf und lief die Treppe hinunter, immer drei oder vier Stufen auf einmal nehmend. Er erreichte die Halle genau in dem Augenblick, als die beiden aus dem Aufzug traten.
    »Halt!«, schrie er, und seine Stimme hallte. Wie elektrisiert fuhren beide herum und starrten ihn fassungslos an. Terlinden ließ die Koffer fallen. Tobias spürte, dass er am ganzen Körper zitterte. Obwohl er sich am liebsten auf sie gestürzt und auf sie eingeprügelt hätte, musste er sich beherrschen und ruhig bleiben.
    »Tobias!« Claudius Terlinden hatte sich als Erster gefasst. »Ich … es … es tut mir entsetzlich leid, was da passiert ist. Wirklich, du musst mir glauben, das wollte ich nicht …«
    »Hören Sie auf!«, schrie Tobias und ging in einem Halbkreis um die beiden herum, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Ich kann die Scheißlügen nicht mehr hören! Sie sind doch an allem schuld! Sie und diese … diese hinterhältige Hexe!«
    Er zeigte anklagend mit dem Finger auf Daniela Lauterbach.
    »Ihr habt immer so verständnisvoll getan, dabei habt ihr die ganze Zeit die Wahrheit gewusst! Trotzdem habt ihr zugelassen, dass man mich ins Gefängnis geschickt hat! Und jetzt wollt ihr euch wohl aus dem Staub machen, was? Nach mir die Sintflut, ha! Aber das kommt nicht in Frage. Ich habe die Polizei angerufen, sie wird gleich hier sein.«
    Ihm entging nicht der rasche Blick, den Terlinden und die Lauterbach wechselten.
    »Ich werde ihnen alles erzählen, was ich über euch weiß. Und das ist eine Menge! Mein Vater ist tot, er kann nichts mehr dazu sagen, aber ich weiß auch, was ihr damals getan habt!«
    »Jetzt beruhige dich«, sagte Daniela Lauterbach und lächelte ihr freundliches Lächeln, mit dem sie die ganze Welt getäuscht hatte. »Wovon redest du überhaupt?«
    »Ich rede von Ihrem ersten Mann.« Tobias kam näher und blieb direkt vor ihr stehen. Kalte braune Augen bohrten sich in seine. »Von Wilhelm, Onkel Willi, Claudius' älterem Bruder, und seinem Testament!«
    »Aha.« Daniela Lauterbach lächelte ihn unverwandt an. »Und wieso glaubst du, dass das die Polizei interessieren könnte?«
    »Weil es nicht das richtige Testament war«, entgegnete Tobias. »Das hat nämlich Dr. Fuchsberger meinem Vater gegeben, nachdem Claudius ihn betrunken gemacht und ihm hunderttausend Mark versprochen hatte.«
    Das Lächeln auf dem Gesicht von Daniela Lauterbach wurde starr.
    »Ihr erster Mann war todkrank, aber er fand es nicht so toll, dass Sie ihn mit seinem Bruder betrogen haben, deshalb hat er sein Testament zwei Wochen vor seinem Tod geändert und euch beide enterbt. Er hat die Tochter seines Chauffeurs als Alleinerbin eingesetzt, weil er kurz vor seinem Tod erfahren hatte, dass Claudius sie im Mai 1976 geschwängert hatte und Sie das Kind auf seinen Befehl hin abgetrieben haben.«
    »Hat dein Vater dir diesen Unsinn erzählt?«, mischte sich Claudius Terlinden ein.
    »Nein.« Tobias ließ Daniela Lauterbach nicht aus den Augen. »Das musste er gar nicht. Dr. Fuchsberger hatte ihm das Testament gegeben, er sollte es vernichten, aber das hat mein Vater nicht getan. Er hat es aufgehoben, bis heute.«
    Nun blickte er Claudius Terlinden an.
    »Deshalb haben Sie dafür gesorgt, dass er in Altenhain bleiben musste, nicht wahr? Weil er das alles wusste. Eigentlich gehört Ihnen die Firma nicht und auch nicht das Haus. Und Frau Dr. Lauterbach hätte auch ihr Haus und das ganze Geld nicht bekommen, wäre es nach ihrem ersten Mann gegangen. Laut Testament gehört das alles der Tochter von Wilhelm Terlindens früherem Chauffeur, Kurt Cramer …« Tobias schnaubte. »Leider hatte mein Vater nie den Mumm, das Testament wiederauftauchen

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