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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Straße so stark, dass Bodenstein alle Mühe hatte, sich nicht abhängen zu lassen. Sie rasten über den Baseler Platz auf die Friedensbrücke, und Bodenstein schickte stumme Stoßgebete zum Himmel. Pia gab unentwegt ihre Position durch. Mit 120 Stundenkilometern jagte der Mercedes die Kennedyallee entlang, gefolgt von einer Kolonne von Streifenwagen. Mittlerweile fuhren die Kollegen auch vorneweg, versuchten aber nicht, ihn zu stoppen.
    »Sie wollen doch zum Flughafen«, sagte Pia in Höhe der Niederräder Rennbahn. Kaum hatte sie das ausgesprochen, zog Terlinden sein Auto von rechts quer über die dreispurige Fahrbahn ganz nach links, schrammte über den Bordstein und geriet auf den Straßenbahngleisen kurz ins Schleudern. Pia konnte kaum so schnell sprechen, wie Terlinden die Richtung wechselte. Die Streifenwagen vor ihm waren schon auf der Flughafenstraße und konnten nicht mehr wenden, aber Bodenstein und Pia blieben hinter dem Mercedes, als er in einem halsbrecherischen Manöver in die Isenburger Schneise einschwenkte. Auf der schnurgeraden Straße gab Terlinden rücksichtslos Gas, und Bodenstein schwitzte Blut und Wasser, als er es ihm gezwungenermaßen nachtat. Doch plötzlich leuchteten Bremslichter vor ihm auf, der schwere Mercedes schlingerte und geriet auf die Gegenfahrbahn. Bodenstein trat so heftig auf die Bremse, dass auch sein Auto ins Rutschen geriet. Hatte die Lauterbach etwa ihre Geisel bei voller Fahrt erschossen?
    »Der Hinterreifen ist geplatzt!«, rief Pia, die die Situation sofort erfasst hatte. »Jetzt kommen sie nicht mehr weit!« Und tatsächlich – Terlinden setzte nach der rasenden, irrsinnigen Fahrt brav den Blinker nach links und bog zur Oberschweinstiege ein. Er tuckerte mit vierzig durch den Wald, überquerte die Bahngleise und hielt schließlich auf dem Waldparkplatz einige hundert Meter weiter an. Bodenstein stoppte ebenfalls, Pia sprang aus dem Auto und bedeutete den Kollegen in den Streifenwagen, einen Kreis um den Mercedes zu bilden, dann stieg sie wieder ein. Per Funk gab Bodenstein die Anweisung, in den Autos zu bleiben. Daniela Lauterbach war noch immer bewaffnet; er wollte kein unnötiges Risiko eingehen und das Leben von Kollegen aufs Spiel setzen, zumal ein Mobiles Einsatzkommando in Kürze eintreffen würde. Doch plötzlich öffnete sich die Fahrertür des Mercedes. Bodenstein hielt die Luft an und richtete sich auf. Terlinden stieg aus. Er taumelte leicht, hielt sich an der offenen Autotür fest und blickte sich um. Dann hob er die Hände in die Luft. Im Licht der Scheinwerfer stand er reglos da.
    »Was ist da los?«, klang es undeutlich aus dem Funkgerät.
    »Er hat angehalten und ist ausgestiegen«, sagte Bodenstein. »Wir gehen jetzt raus.«
    Er nickte Pia zu, sie stiegen aus und näherten sich Terlinden. Pia hielt ihre Waffe auf den Mercedes gerichtet, bereit, bei der kleinsten Bewegung abzudrücken.
    »Sie müssen auf niemanden schießen«, sagte Claudius Terlinden und ließ die Arme sinken. Pias Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als sie die hintere Tür des Mercedes aufriss und ins Innere zielte. Die Anspannung fiel von ihr ab und verwandelte sich in grenzenlose Enttäuschung. Die Rückbank war leer.
    »Sie stand plötzlich vor mir in meinem Büro und bedrohte mich mit einer Pistole.« Claudius Terlinden sprach stockend.
    Bleich und zusammengesunken saß er an dem schmalen Tisch in einem der Mannschaftswagen; augenscheinlich stand er unter schwerem Schock.
    »Weiter«, forderte Bodenstein ihn auf. Terlinden wollte sich mit der Hand über das Gesicht fahren, als ihm wieder einfiel, dass er Handschellen trug. Trotz Nickelallergie, dachte Pia zynisch und betrachtete ihn mitleidslos.
    »Sie … sie zwang mich, den Safe zu öffnen«, fuhr Terlinden mit zittriger Stimme fort. »Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, was passiert ist. Unten in der Halle tauchte auf einmal Tobias auf. Mit dem Mädchen. Er …«
    »Mit welchem Mädchen?«, unterbrach Pia ihn.
    »Mit dieser … dieser … ich kann mich nicht an ihren Namen erinnern.«
    »Amelie?«
    »Ja. Ja, so heißt sie wohl.«
    »Gut. Reden Sie weiter.«
    »Daniela hat Tobias, ohne zu zögern, niedergeschossen. Dann hat sie mich gezwungen, ins Auto zu steigen.«
    »Was war mit Amelie?«
    »Weiß ich nicht.« Terlinden hob die Schultern. »Ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich bin nur gefahren, immer weiter. So, wie sie es mir befohlen hat.«
    »Und am Hauptbahnhof ist sie ausgestiegen«, sagte

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