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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kommen werde.
    Als er durch die Diele ging, hörte er hinter der Tür zum Esszimmer weibliches Stimmengewirr.
    Poirot ging hinüber zum Wohnzimmerfenster und besah sich den gepflegten und hübschen Garten. Gut angelegt und streng in Ordnung gehalten. Wild wuchernde Herbstastern, die noch üppig blühten, waren säuberlich an Stöcke gebunden; auch die Chrysanthemen hatten es noch nicht aufgegeben, und hier und da trotzten sogar noch einige standhafte Rosen dem nahenden Winter.
    Poirot konnte bis jetzt nichts bemerken, was auch nur auf die Vorarbeit eines Gartenarchitekten hätte schließen lassen. Überall waren nur Sorgfalt und Konventionalität zu erblicken. Er fragte sich, ob Michael Garfield vielleicht an Mrs Drake gescheitert war. Jedenfalls hatte er für sie seine Köder vergebens ausgeworfen. Alle Zeichen sprachen dafür, dass dieser Garten ein hervorragend gepflegter, gutbürgerlicher Garten bleiben würde.
    Die Tür öffnete sich.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen, Monsieur Poirot«, sagte Mrs Drake.
    Aus der Diele klang allmählich abnehmendes Stimmengewirr, als man sich verabschiedete und ging.
    »Unsere Weihnachtsfeier von der Kirche«, erklärte Mrs Drake. »Der Festausschuss hat sich getroffen, um alles zu besprechen. So etwas dauert immer viel länger als nötig. Irgendjemand hat immer etwas einzuwenden oder einen Vorschlag zu machen – der sich dann immer als ganz unmöglich herausstellt.«
    Ihr Ton klang leicht gereizt. Poirot konnte sich gut vorstellen, wie Rowena Drake energisch und unumstößlich etwas als absurd ablehnte. Er hatte dem, was Spence’ Schwester und andere Leute über Rowena Drake bemerkt hatten, entnommen, dass sie zu den herrischen Persönlichkeiten gehörte, von denen jeder erwartet, dass sie alles in die Hand nehmen, und die dafür keine Liebe ernten. Er konnte sich auch vorstellen, dass ihre Art der Gewissenhaftigkeit nicht gerade den Beifall einer älteren Verwandten gefunden hatte, die ihr im Grunde sehr ähnlich war. Wahrscheinlich hatte Mrs Levin-Smith vor sich selbst zugegeben, dass sie Rowena viel zu verdanken habe, hatte sich aber gleichzeitig von ihrer herrschsüchtigen Art abgestoßen gefühlt.
    »So, jetzt sind alle weg«, sagte Rowena Drake, als sich die Haustür zum letzten Mal geschlossen hatte. »Was kann ich für Sie tun? Ist es immer noch diese entsetzliche Kindergesellschaft? Ich wünschte, es hätte sie nie gegeben. Aber keins der andern Häuser schien wirklich geeignet. Ist Mrs Oliver noch bei Judith Butler?«
    »Ja. Ich glaube, sie fährt in ein paar Tagen nach London zurück. Sie haben sie vorher nicht gekannt?«
    »Nein. Ich mag ihre Bücher sehr gern.«
    »Ich glaube, sie ist eine sehr gute Autorin«, sagte Poirot.
    »O ja. Zweifellos. Sie ist auch eine sehr amüsante Person. Hat sie eigentlich irgendeine Vorstellung – ich meine, wer diese entsetzliche Sache getan hat?«
    »Ich glaube nicht. Und Sie, Madame?«
    »Ich hab es Ihnen doch schon gesagt. Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Sie sagen das vielleicht, und trotzdem – könnten Sie vielleicht nicht doch ahnen, nur ahnen, wer es getan hat? Eine noch nicht ganz fertige Vorstellung haben? Eine mögliche Vorstellung?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    Sie sah ihn neugierig an.
    »Sie könnten etwas gesehen haben – etwas ganz Kleines und Unwichtiges, was Ihnen nach einigem Nachdenken doch wichtiger erscheint, als Sie zuerst dachten.«
    »Sie müssen dabei an etwas Bestimmtes denken, Monsieur Poirot, einen ganz bestimmten Vorfall.«
    »Schön, ich geb’s zu. Ich komme darauf, weil mir jemand etwas erzählt hat.«
    »Ach. Und wer war das?«
    »Eine Miss Whittaker. Eine Lehrerin.«
    »O ja, natürlich. Elizabeth Whittaker. Sie ist die Mathematiklehrerin, nicht wahr? Stimmt, sie war bei dem Kinderfest dabei, ich erinnere mich jetzt. Hat sie etwas gesehen?«
    »Es handelt sich nicht so sehr darum, dass sie etwas gesehen hat, als dass sie denkt, Sie könnten etwas gesehen haben.«
    Mrs Drake sah überrascht aus und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann mich auf nichts besinnen, was ich gesehen haben könnte«, sagte Rowena Drake. »Aber man kann natürlich nie wissen.«
    »Es hat mit einer Vase zu tun«, sagte Poirot. »Mit einer Blumenvase.«
    »Einer Blumenvase?«, Rowena Drake sah verdutzt aus. Dann glättete sich plötzlich ihre Stirn. »O ja, natürlich. Jetzt weiß ich. Eine große Vase mit Herbstlaub und Chrysanthemen stand auf dem Tisch am Treppenabsatz.
    Eine sehr schöne

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