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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Beginn einen Streit in Herzensangelegenheiten, Spannung am Telefon mit dem anonymen Anrufer, etwas viel Sex mit der Dame Blanche -deine ganz persönliche Droge -, ein Verdacht auf Pädophilie, verbunden mit der Misshandlung eines Plüschtiers, Wutausbruch des Familienoberhaupts, Versuch des Exorzismus mit Hilfe magischer Kapseln, nicht zu vergessen die doppeldeutigen Avancen des ältesten Sohnes: normal, dass du ein wenig kaputt bist, mein Lieber, und sicher, dass die Toten erholsamer sind als die Lebenden. Sogar Greg würde hier noch erholsam wirken.
    Er lehnte den Kopf zurück. Man sah die noch blasse Mondsichel. Das nachdrückliche Klopfen eines Kleibers verursachte ihm fast Schwindel. Schließlich entdeckte er den Vogel, der den Stamm einer alten Ulme hinunterlief und, auf der Suche nach Insekten, unablässig mit dem Schnabel in die Rinde schlug. Der ganze Garten wimmelt von Leben, dachte er, und erneuert sich, unabhängig von unserm Tun. Das vertraute Gefühl von Wehmut, nur ein winziges Staubkörnchen im Universum zu sein. Das Geräusch eines Fensters, das geöffnet wurde. Schießen, Explosionen, kehlige Schreie störten seine Träumereien. Das Videospiel der Jungen auf voller Lautstärke, ebenso unangenehm wie das Geknatter von Jet-Skiern, wenn man dem Murmeln der Wellen lauschen will. Zwischen zwei Detonationen Schritte auf dem Kies. Er drehte sich nicht um. Er hatte keine Lust zu reden, sich zu bewegen.
    Also traf ihn der stechende Schmerz im Hinterkopf völlig überraschend. Er hatte gerade noch Zeit, sich zu sagen, dass er ein Idiot war, dann versank er in einem tiefen schwarzen Loch.
    Er hatte Schmerzen. Das war sicher. Ein Schmerz, der seinen Kopf umschloss, wie eine kräftige Hand, die heftig auf seinen Schädel drückte. Eine Hand voller Hass, die den Druck immer mehr erhöhte, um ihn zu zerquetschen. Er blinzelte, die Augen zu öffnen, bereitete ihm Übelkeit, schickte Wellen von Schmerz bis in seine Zahnwurzeln. Er schloss die Lider und wartete eine Weile. Dann öffnete er sie erneut, langsam, ganz langsam. Alles war verschwommen. Dunkel und verschwommen. Er versuchte zu verstehen. Etwas Braunes bewegte sich in der Nähe seiner Augen. Er versuchte, die Finger zu bewegen, und das Ding berührte seine Nase. Seine Hand. Er sah seine Hand an. Er entfernte sie, legte sie auf . ? Etwas Kaltes, voller kleiner, trockener Steine. Der Kies. Seine Hand auf dem Kies. Ein feuchtes Gefühl hinter dem Kopf im Nacken. Blut? War er gelähmt? Er befahl seinen Füßen, sich zu bewegen, spürte, wie sie über den Boden rutschten, nein, nicht gelähmt. Die Zehen bewegen. Selbst das tat weh. Er hob die Hand erneut zum Gesicht. Und der andere Arm? Wo war der? Anscheinend neben seinem Körper. Er war der Länge nach auf den Bauch gefallen. Er öffnete und schloss die Augen erneut. Er sah Reifen. Dicke Michelinreifen. Eine Ameise kletterte an seiner Hand hoch, marschierte über den Nagel seines Zeigefingers. Er blies auf sie, und sie ergriff die Flucht.
    Aufstehen.
    Er stützte sich auf die Hände und stemmte sich hoch. Fast wäre er zurückgesackt. Er spannte die Muskeln an, die zitterten wie ein alter, lahmer Motor. Er verharrte jetzt auf allen vieren. Sah das Heck des Peugeot 606 von Belle-Mamie, mit etwas Glück würde er vielleicht bald auch das Dach sehen.
    Noch immer auf Händen und Knien, drehte er langsam den Kopf nach rechts und links. Heftiger Schmerz auf der linken Seite. Als würde man ihm das Fleisch mit einer Zange zerreißen. Er zwang sich, ruhig zu atmen, bis der Schmerz langsam abebbte. Es war Nacht, und der Schein der Außenlampe erreichte ihn nicht, der Kleiber sang nicht mehr. Im Landhaus brannte Licht. Wie lange lag er schon so da? Er versuchte, die Uhrzeit zu sehen, erinnerte sich, dass seine Uhr ohne Batterie in seiner Tasche steckte. Interessant, festzustellen, wie sehr man sich um sein Schicksal sorgte. Hatte überhaupt jemand bemerkt, dass er verschwunden war? Moreno, der dunkle Schatten, der Luftzug in Menschengestalt.
    Er kroch bis zum Wagen und stützte sich auf die Stoßstange, um sich aufzurichten. Seine Knie gaben nach, er lehnte sich eine Weile gegen die Heckklappe, um wieder zu Atem zu kommen und zu warten, bis die weißen Schmetterlinge vor seinen Augen endlich davonflogen. Dann richtete er sich ganz auf, atmete tief durch und streckte vorsichtig seine Glieder. Nichts gebrochen, nur dieser stechenden Schmerz im Schädel. Les Tambours du Bronx, alle Mann hoch.
    Er sah den Stuhl an, auf dem

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