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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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deutete auf den großen Suppentopf, der auf dem Cerankochfeld stand. Ein Suppentopf, aus dem … eine Stimme kam? Chib fragte sich für eine Sekunde, ob der Topf groß genug war, um den Körper eines dreijährigen Kindes aufzunehmen. Andrieu stieß alle beiseite und hob den Deckel an. Chib sah, wie sich Blanche kreidebleich am Kühlschrank festhielt. Er ging zu Andrieu, der den Deckel ins Spülbecken warf, und beugte sich mit klopfendem Herzen über den Topf.
    Da schwamm etwas im kochenden Wasser. Eine formlose Masse mit Armen und Beinen. Und mit großen Ohren. Bunny, der in einer Bouillon mit Suppengrün kochte.
    »Herr Gott noch mal, Colette«, zischte Andrieu, »das ist doch nur ein Spielzeug! Ist Ihnen klar, wie Sie geschrien haben?«
    »Entschuldigen Sie, Monsieur«, stammelte die Unglückliche, das Gesicht hochrot angelaufen, »ich war im Gemüsegarten, und als ich zurückkam, habe ich diesen Suppentopf gesehen, und ich … ich … nach der Sache mit dem aufgeschlitzten Welpen …«
    »Es ist kein Welpe, es ist Eunices Plüschhase!«, bellte Andrieu außer sich und griff mit den Fingerspitzen nach Bunnys Ohr.
    Er zog den Hasen aus der Suppe und schüttelte ihn. Mit seinem verklebten Fell und den halb geschmolzenen Plastikaugen sah er ekelhaft aus, sagte sich Chib.
    »Ein verfluchter Plüschhase«, brüllte Andrieu und schleuderte ihn auf die marmorne Arbeitsplatte.
    Der Hase schlug mit einem dumpfen Geräusch auf, kleine Tropfen spritzten nach allen Seiten.
    »liich maag Karoootten«, quiekte er.
    Andrieu versetzte ihm einen Schlag mit der Faust.
    »Duuu biiist meeein Freeeeund …«, konnte Bunny noch von sich zu geben, ehe die Batterie streikte.
    Andrieu fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Nie wieder so was!«, knurrte er im Hinausgehen. Colette brach in Tränen aus.
    »Nicht so schlimm, nicht so schlimm, alle sind etwas nervös«, versicherte die gute Aicha und nahm sie in den Arm. Dubois hob die Augen zum Himmel und verließ die Küche. Belle-Mamie betrachtete den Hasen, doch Chib wusste, dass sie ihn gar nicht sah. Sie sah nur die Wut ihres Sohnes. Seine Gewalttätigkeit, die plötzlich hervorbrach. Auch sie ging. Blanche schien Mühe zu haben, wieder zu Atem zu kommen. Chib trat einen Schritt auf sie zu, doch sie machte eine abwehrende Handbewegung, um zu sagen »komm nicht näher« und eilte hinaus. Er wandte sich zu Aicha und Colette um, Aicha machte ihm dasselbe Handzeichen, »Geh, du störst«. Er zuckte die Schultern. Beugte sich noch einmal über den armen Bunny. Ein leises Quieken. Eine letzte Zuckung der Batterie? Nein, es war hinter ihm. Noch ein übler Scherz? Er drehte sich um. Erneutes Quieken. Es schien vom Boden zu kommen. Er bückte sich. Unter dem Tisch? Es war eigentlich kein Quieken. Eher … ein ersticktes Wimmern, dachte er, und als er in die Hocke ging, saß er Eunice gegenüber, die tränenüberstömt zwischen den Tischbeinen kauerte, den Delphin halb in den Mund gestopft; ihre Finger hielten ihn so heftig umklammert, dass die Knöchel weiß waren. Er streckte ihr die Hand entgegen.
    »Komm, es ist alles gut.«
    Sie sah ihn an wie eine Ertrinkende, schluchzend.
    »Komm, mein Liebes, komm da raus.«
    Er fragte sich, was sie genau gesehen hatte. Hatte man sie gezwungen, der furchtbaren >Bestrafung< ihres geliebten Bunny beizuwohnen? Hatte sie ihn zufällig entdeckt? Nein, warum sollte sie den Deckel des Suppentopfs angehoben haben? Er war sicher, dass man sie zum Zusehen gezwungen hatte. Die Platte, die langsam heiß wird. Der Suppentopf, den man genüsslich hervorholt. Der Hase, den man über dem Topf hin und her schwenkt, während das Wasser zu sieden beginnt. Das Suppenkraut, das man hinzufügt, um es »echt« zu machen, und das langsame Eintauchen, Bunny, der seine verzweifelte, hilflose Herrin ruft. Ein Mord, ja, ein kaltblütig und sadistisch inszenierter Mord. Er kroch unter den Tisch und zog das Kind an sich. Sie leistete keinen Widerstand. Als er sich mit der Kleinen erhob, knackten seine Kniegelenke. Chib, der Retter von Kindern in Gefahr, Chib der Schokoladen-Bernhardiner. Aicha machte große Augen.
    »Aber . warst du die ganze Zeit da, mein Püppchen? Komm schnell in Chachas Arme.«
    Sie nahm ihm das Mädchen ab, setzte es auf ihre Hüfte und bedeckte es mit Küssen.
    »Mein Püppchen, wir werden ihn abtrocknen, deinen Bunny, ihm eine neue Batterie einsetzen, und er ist wie vorher.«
    »Nein«, stammelte Eunice, »e' is' ganz tot!«
    »Nein, nein, er ist nicht tot, nur

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