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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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mich als postpubertäres Säugetier aber erleichtert. Das heißt, das ist eine höchst interessante Beobachtung.«
    »Danke, Opa«, meinte sie und machte einen tiefen Knicks.
    »Hasst er Kinder? Die Repräsentation der Kindheit?«
    »Hühnchen oder Schinken?«
    Greg hielt ihnen in Alufolie eingewickelte Sandwiches unter die Nase.
    »Ich habe genau gehört, was ihr gesagt habt«, verkündete er und biss in sein Hühnchen-Speck-Sandwich. »Durch die Luke da.«
    Er zeigte ihnen eine kleine, vergitterte Öffnung in Mannshöhe.
    »Es ist das Scheißhausfenster. Wenn du pinkeln gehst, hörst du alles, was draußen gesprochen wird. Witzig, was? Gut, also, unser Mörder hasst Kinder, deshalb vergewaltigt und tötet er sie, aber das war doch schon klar, oder?«
    Chib wollte ihm antworten, als ihm erst richtig klar wurde, was Greg gesagt hatte. Jeder konnte ihr Gespräch von der Toilette im Erdgeschoss aus belauschen. Er trat zu Gaelle.
    »Ich sehe nach, ob jemand im Toilettenraum ist«, flüsterte er ihr zu. »Unterhalte dich weiter mit Greg.«
    »Wohin gehst du, Mann?«, rief Greg mit vollem Mund. »Ich dachte, wir wollten weiter ermitteln und herausfinden, wer Schneewittchen vergewaltigt, die Katzen abgemurkst hat und so fort.«
    »Bin gleich wieder da, ich sterbe vor Durst. Soll ich euch 'ne Cola mitbringen?«
    »Ja, super, für mich ein Bier.«
    Greg ließ sich auf eine der Liegen fallen. Gaelle setzte sich auf die andere und nahm sich ein Sandwich.
    »Warum nennst du sie Schneewittchen?«, fragte sie.
    »Na ja, weißt du, der Glassarg und all das, und in dem Märchen wurde sie von ihrer Stiefmutter getötet, erinnerst du dich? Ich will ja vor Chib nicht zu viel sagen, aber die Mutter Andrieu flößt mir nicht gerade Vertrauen ein. Sie gehört zu der Sorte von Tussis, die ihr Tranchiermesser eher dazu gebraucht, dir ins Herz zu stechen, als einen Braten damit aufzuschneiden, findest du nicht? Die haben hier alle was von Teufelsanbetern und haben sogar einen Pfaffen in ihrer Mitte, und wo ein Pfaffe ist, da ist auch der Teufel nicht mehr weit. Das ist so wie bei 'ner sexy Blondine und 'nem Schwanz - die ziehen sich gegenseitig an.«
    Chib stand vor dem Waschbecken und seufzte. Man hörte tatsächlich alles. Er hatte die Toilette erreicht, ohne jemandem begegnet zu sein, und hatte sie leer vorgefunden. Aber waren sie früher belauscht worden? Bei anderen Gelegenheiten? Er untersuchte rasch den Inhalt des Papierkorbs. Ein Kleenex-Tüchlein mit Spuren von Lippenstift, ein Kaugummi, die Verpackung einer kleinen Seife, sicher von der in der Seifenschale, ein leeres Parfümpröbchen, ein Manschettenknopf.
    Er ließ ihn in seiner Hand springen. Ein Manschettenknopf, identisch mit dem, den er im Unterholz gefunden hatte, mit demselben »A« darauf. Mögliches Szenario: Andrieu geht auf die Toilette und stellt fest, dass er einen Manschettenknopf verloren hat. Was nützt es, den anderen zu behalten? Er nimmt ihn ab und wirft ihn in den Papierkorb. Sehr wenig männlich, mein alter Chib. Jeder Mann würde in einem ähnlichen Fall seine Frau aufsuchen und ihr jammernd erklären: »Cherie, hast du zufällig einen Manschettenknopf gefunden? Ich habe nur noch einen!« Unausgesprochen: »O Göttin des heimischen  Herdes, erfüll deine Rolle als Hüterin des häuslichen Friedens und finde mir diesen verfluchten Knopf.« Es sei denn, die bessere Hälfte soll nicht erfahren, dass einer fehlt. Denn er weiß, wo und bei wem er ihn verloren hat, diesen verdammten Manschettenknopf. Alles nur Spekulationen, Chib, sagte er sich, öffnete die Tür und hätte fast Blanche umgeworfen.
    Er erstarrte wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht eines Wagens.
    »Ich fragte mich, ob Sie vielleicht eine Schwäche ergriffen hat«, sagte sie, die Augen auf das Pflaster unter seinem Ohr geheftet.
    »Nein, nein, es geht«, erwiderte Chib, der Meister der Konversation. »Und Ihnen?«
    »Keine Schwäche, nein.«
    »Ich wollte sagen: >Geht es Ihnen gut?<«
    »Ich habe die Frage bereits beantwortet.«
    Na, super. War es denn völlig unmöglich, bei der leidenschaftlichen Umarmung im letzten Akt anzuschließen? Ja, es schien sogar schon unmöglich, ihre Hand zu berühren oder sie anzusehen, ohne mit den Lidern zu zucken wie eine Eule in der Sonne. Fass dich wieder, Chib! Er richtete sich kerzengerade auf, tauchte den Blick in den undurchdringlichen von Blanche und wich zurück. Belle-Mamie steuerte auf sie zu, Eunice an den Fersen.
    »Wo steckt denn Aicha? Die arme

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