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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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ins Foyer. Flaschen mit Coca-Cola, Orangensaft, Rotwein. Erdnüsse, Oliven, Würstscheibchen. Das Minimum für einen Cocktail. Ein Junge mit Akne bediente.
    »Wie geht's, Romain?«, rief ihm Dubois zu.
    »Bestens, danke.«
    »Romain ist einer der Jugendlichen aus unserem Heim«, flüsterte Dubois Chib zu, »traurige Familiengeschichte …« »Sind Sie Erzieher?«
    »Nein, aber wir halten spirituelle Hilfe bereit für alle, die es wünschen. Und einmal im Monat organisiere ich ein Philosophen-Cafe.«
    »Sie reisen viel.«
    »Ja, das stimmt. Das Wort Gottes durch die Welt zu tragen, ist in meinem Fall nicht nur ein Bild.«
    Sie waren in der Nähe von Blanche angelangt, die geistesabwesend an einem Glas Rotwein nippte. Chib bestellte dasselbe, Dubois ein Glas Coca-Cola. Der junge Romain wirbelte hinter dem Tresen umher und sorgte dafür, dass alle prompt bedient wurden. Die Labarrieres begannen ein Gespräch mit Blanche, während Belle-Mamie zu Chib trat und ihn begrüßte.
    »Haben sie ihren Hund wiedergefunden?«, erkundigte sich Dubois nach einer Weile und fügte, an Chib gewandt, hinzu: »Der Terrier der Labarrieres ist seit drei Tagen verschwunden.«
    Belle-Mamie verzog den Mund und senkte die Stimme: »Man hat ihn an einem Ast aufgehängt gefunden, den armen Kerl. Noemie glaubt, dass er eine Katze gejagt hat - Sie wissen ja, wie er Katzen hasst -, dass er abgerutscht ist und sich an seinem Halsband erhängt hat.«
    »Oh! Das sollte man wohl besser nicht vor Blanche und den Kindern erwähnen«, meinte der Priester nachdenklich.
    »Natürlich«, knurrte Belle-Mamie und entfernte sich.
    Dubois wiederum steuerte auf zwei alte Damen zu, die sich an ihren Handtaschen festhielten. Rosieres diskutierte weiter mit einer kleinen Gruppe von Ägypten-Freunden, zu der sich auch Belle-Mamie und die Labarrieres gesellt hatten. Chib wandte sich zu Blanche.
    »Haben Sie sich ein wenig erholen können?«
    Welch ein brillanter Einstieg in eine Unterhaltung, Chib!
    »Das ist nicht wirklich mein Ziel, Monsieur Moreno«, erwiderte sie.
    »Okay, dann guten Abend.«
    »Sie sind weniger empfindlich, wenn es darum geht, Ihren Scheck einzulösen.«
    »Und Sie sind weniger unangenehm, wenn Sie eine Schulter suchen, an der Sie sich ausweinen können.«
    »Ist alles in Ordnung, Maman?«
    Louis-Marie, fast so groß wie Chib, heute in Jeans und marineblauem Blazer, musterte sie.
    »Ja, mein Liebling.«
    »Möchtest du einen Orangensaft?«, fragte er höflich.
    »Nein danke, mein Liebling. Und du, trinkst du nichts?«
    »Och … Waren Sie schon mal in Ägypten?«, fragte LouisMarie, an Chib gewandt.
    »Ja, mehrere Male. Ein herrliches Land.«
    »Haben Sie dort Mumien gesehen?«
    »Ja. Im Museum von Kairo.«
    Blanche war noch bleicher geworden.
    »Schon sonderbar, wenn man sich vorstellt, dass es wirkliche Tote sind, die man wie Kunstwerke betrachtet .«
    Tickte der Junge nicht richtig?
    »Was mir am besten gefallen hat, war, den Nil in der Feluke raufzufahren«, sagte er, um das Thema zu wechseln.
    »Gibt es dort keine Krokodile?«
    »Manchmal. Schwimmen würde ich nicht empfehlen.«
    »Im Fernsehen war eine Reportage über Menschen, die von Haien gefressen worden waren, von großen weißen.«
    Schnell das Gespräch unterbrechen, bevor das Thema auf Vampire und Auferstandene kam.
    »Entschuldigen Sie, ich bin gleich wieder da.«
    Er entfernte sich in Richtung Toiletten. Sie musste ihn für inkontinent halten, unfähig, ohne sich zu erleichtern, das Ende des Gesprächs abzuwarten.
    Als er wieder herauskam, sah er, dass Charles mit Romain sprach und dieser knallrot geworden war. Warum? Schon entfernte sich Charles wieder mit einer Hand voll Erdnüssen, und Romain begann, fieberhaft die Flaschen einzuräumen. Drogenhandel? Setzte sich Charles jeden Abend einen Schuss Heroin, während Louis-Marie zum x-ten Mal La Reine des Damnes las?
    In diesem Moment trat Louis-Marie auf Charles zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dessen Gesicht verzog sich, er griff nach dem Handgelenk seines Bruders und sagte leise, aber trotzdem deutlich: »Du Drecksack!«
    Na, tolle Atmosphäre!
    Louis-Marie befreite seine Hand mit einer Drehung und grinste hämisch, wobei ihn Romain aus den Augenwinkeln beobachtete. Niemand hatte etwas bemerkt, die Auseinandersetzung hatte weniger als fünf Sekunden gedauert. Ruhig und lässig mischten sich die beiden Jungen wieder unter die Erwachsenen. Chib stellte plötzlich fest, dass Blanche verschwunden war.
    »Maman ist frische Luft

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