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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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schnappen gegangen«, rief ihm Louis-Marie zu.
    »Nun, und ich fahre bald heim. Ich habe zu tun.«
    »Oh! Sie wollen sagen …«
    »Ein Dobermann, den sein Herrchen ausstopfen lassen will«, sagte Chib leicht verlegen.
    Die Augen des Jungen wurden größer.
    »Genial! Haben Sie den Film Dobermann gesehen?«
    »Nein.« »Ich auch nicht. Papa hat es nicht erlaubt. Wenn wir auf ihn hören würden, würden wir nur noch Disney-Filme sehen. Alle Jungen vom Gymnasium haben ihn gesehen!«
    »Und Charles?«
    »Charles? Was stellen Sie sich vor? Charles mag nur intellektuelle Filme. Und die Disneys«, fügte er lächelnd hinzu.
    »Versteht ihr euch gut, Charles und du?«
    »Ja, warum?«
    »Es sah mir eben ganz so aus, als hättet ihr euch gestritten.«
    »Ach so . Ich kann es nicht ausstehen, wenn Charles in der Öffentlichkeit jemanden anbaggert, das ist alles.«
    »Wie bitte?«
    »Charles ist schwul, wussten Sie das nicht?«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein, schockiert Sie das?«
    »Ich bin nur ein wenig erstaunt . wissen deine Eltern Bescheid?«
    »Papa hat ihn mit Costa, dem Gärtner, in flagranti erwischt, aber er hat Maman nichts gesagt. Machen Sie keinen Blödsinn.«
    »Du hättest nicht davon sprechen sollen, wenn deine Mutter es nicht weiß.«
    »Ich vertraue Ihnen.«
    »Du kennst mich nicht.«
    »Ich irre mich selten, was Menschen angeht. Nicht wahr, Charles?«, fügte er hinzu und drehte sich nach seinem Bruder um, der sich geräuschlos genähert hatte.
    Der ernste, fast erwachsene Blick von Charles wanderte von Chib zu Louis-Marie.
    »Wovon sprecht ihr?«, fragte Charles mit leichtem Argwohn in der Stimme.
    »Von Maman«, erwiderte Louis-Marie und entfernte sich.
    »Glauben Sie kein Wort von dem, was er sagt. Er ist ein Fabulierer.«
    Also gut.
    »Hast du keine Angst, er könnte gefährliche Dinge erfinden? Dinge, die deiner Mutter zugetragen werden?«
    »Die Sie ihr weitererzählen könnten?«
    »Zum Beispiel«, sagte Chib und hielt seinem Blick stand.
    Charles musterte ihn von oben herab.
    »Sie sind in Maman verliebt, also wollen Sie ihr nicht wehtun.«
    Chib wäre fast an seinem Wursthäppchen erstickt.
    »Was redest du da für einen Unsinn?«
    »Alle Männer sind in Maman verliebt.«
    »Das ist lächerlich. Du argumentierst wie ein kleiner Junge.«
    »Ich bin ein kleiner Junge, Monsieur Moreno. Und Sie sind in meine Mutter verliebt, auch wenn Sie es noch nicht wissen sollten.«
    »Lebhafte Diskussion?«
    Belle-Mamie klopfte ihrem Enkel, der sich ganz steif machte, auf den Arm.
    »Ich war im Begriff, mich zu verabschieden, ein Termin . aber es war wirklich sehr interessant!«
    »Ich werde Dubois sagen, dass er Ihnen beim nächsten Mal Bescheid gibt.«
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen.«
    Er schüttelte ihr die Hand und klopfte Charles dann leicht auf die Schulter.
    »Bis demnächst!«
    Er winkte Dubois aus der Ferne zu und stieg, noch ganz benommen von dem Gespräch mit den beiden Jungen, schnell die Stufen hinauf, die zum Ausgang führten.
    Blanche saß auf der Motorhaube seines Floride und rauchte. Seit wann rauchte sie überhaupt? Er hatte sie noch nie mit einer Zigarette gesehen.
    Deutlich verunsichert trat er näher.
    »Entschuldigen Sie, das ist mein Wagen.«
    »Ich weiß. Keine Angst, ich mache ihn nicht kaputt.«
    »Ist Ihnen nicht kalt?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Sie sehen ganz verfroren aus.«
    Sie warf ihren Zigarettenstummel weg, der auf dem Beton verglühte, glitt herunter und glättete ihr cremefarbenes Leinenkleid. Sie war so nah … Mit dem Gefühl, eine schreckliche Sünde zu begehen, legte er die Hand auf ihren nackten Arm.
    »Sie sind eiskalt.«
    »Das ist mit völlig egal, um ehrlich zu sein.«
    »Mir auch«, entgegnete er.
    Sie hob den Kopf. Seine Hand lag noch immer auf ihrem Arm. Zu lang. Zu lang für eine harmlose Geste. Sie befreite sich nicht. Sie sah ihm nur schweigend in die Augen. Er ließ die Hand sinken.
    »Maman?«
    Es war Charles. Er stand in der Eingangstür und reckte den Hals zu dem halbdunklen Parkplatz. Sie seufzte: »Ich komme gleich.«
    »Okay«, rief der Junge zurück, ohne sich von der Stelle zu bewegen, und blickte weiter in ihre Richtung.
    Chib murmelte: »Auf Wiedersehen, Blanche. Passen Sie gut auf sich auf. Auch wenn es Ihnen egal ist.«
    »Ich möchte Sie wiedersehen.«
    Wie?
    Ungläubig, wie ein Idiot, starrte er sie an.
    »Ich möchte … ich möchte Ihr … Atelier sehen.«
    »Nein.«
    »Bitte.«
    »Das ist krankhaft.«
    »Ich zahle Sie auch. Ich will

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