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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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die ihren, die kalt und feucht waren. Er küsste ihre feuchten Lippen, und sie erwiderte seinen Kuss.
    Warum tust du das, Chib? Ihr seid keine Tiere. Lös die Umarmung, tritt zurück, hört auf, bevor es zu spät ist.
    Doch natürlich hörten sie nicht auf, sie ließen sich in das Rauschen des Regens gleiten, unter den zerrissenen Himmel, begierig darauf, zu ertrinken.
    14 Uhr 15.
    Sie lag auf dem Rücken, völlig regungslos, nackt, die Hände an den Körper gelegt wie eine weiße Marmorfigur. Sein Arm, karamellbraun, dicht neben ihr. Eine Falte des Lakens zwischen seinen Fingerspitzen und ihrer Hüfte.
    Er richtete sich auf, schlüpfte in Slip und Hose. Sie begann ganz leise zu trällern. »Maman les p'tits bateaux ont ils des jambes« Maman, haben die kleinen Schiffchen Beine?
    Er erschauerte. Sie hatten während der ganzen Zeit kein Wort gewechselt. Sie war verrückt, und er war verrückt gewesen, ihr in ihre Verrücktheit zu folgen. Er hob seine Schuhe auf.
    »Es ist Viertel nach zwei«, sagte er.
    Sie seufzte, setzte sich langsam auf, bedeckte ihre Brüste mit einem Unterarm.
    Er reichte ihr ihre Kleider. Zur Wand gewendet, zog sie sich an. Dann: »Mein Gott, ich muss furchtbar aussehen. Darf ich Ihr Bad benutzen?«
    Als er seine Krawatte, ein echtes Modell aus den fünfziger Jahren, umband, trat sie wieder heraus, genauso tadellos, wie sie am Morgen gekommen war, in einem anderen Leben, einem, das er so gedankenlos verlassen hatte.
    Sie zog ihre Wagenschlüssel aus der Handtasche, ließ sie in ihrer Hand mit den blassrosa Fingernägeln springen.
    »Denken Sie jetzt, ich sei eine Schlampe?«
    Aber nein, überhaupt nicht. Er war der Saukerl - einfach die Verzweiflung einer trauernden Frau auszunutzen …
    »Nein. Ich … ich denke gar nichts.«
    Er verstummte, außer Stande, irgendetwas anderes zu sagen.
    Sie schloss die Finger um den Schlüssel, trat auf die Wohnungstür zu.
    »Verzeihen Sie«, sagte sie, die Hand schon auf der Klinke. »Verzeihen Sie, Leonard, aber ich könnte Sie nicht lieben. Ich habe keine Liebe mehr in mir.«
    »Ich weiß. Das ist nicht wichtig.«
    Sie hatte die Tür geöffnet, sie war hinausgetreten, die Tür war hinter ihr zugefallen, und er starrte noch zehn Minuten darauf, eine weiße Tür mit einem Sicherheitsschloss. Sieh mal an, er hatte gar nicht bemerkt, dass die Farbe abzublättern begann.

KAPITEL 9
    ». Und das Gesicht von Andrieu, als er mich nackt aus dem Klo kommen sah!«
    Greg nahm sich eine Hand voll schwarzer Oliven und machte dem Kellner ein Zeichen, neue zu bringen. Der Regen hatte aufgehört, der Himmel klarte auf, und die Sonne wagte sich wieder vor. Es roch nach Ozon und Nässe, alles schien sauber, frisch gewaschen. Sie saßen auf der Terrasse des Chelsea, und Greg spürte, wie Kopfschmerzen in seinem Schädel zu sprießen begannen.
    »Was hattest du nackt auf dem Klo zu suchen?«, erkundigte er sich, obwohl er die Antwort schon wusste.
    »Ich darf dich darauf hinweisen, dass es das Klo war, das zu Aichas Zimmer gehört, ja?«, entgegnete Greg und räkelte sich.
    »Zunächst mal klopft dieser blöde Andrieu nur kurz an und platzt gleich rein, völlig ungeniert, so als wäre er zu Hause .«
    »Er ist dort auch zu Hause«, seufzte Chib und griff nach einer Olive, die er zwischen den Fingern rollte.
    »Warte, eigentlich sollte er erst am Abend zurückkommen, aber nein, er taucht um zwei Uhr auf, nach dem Motto: Ich wollte meine Frau überraschen. Völlig bescheuert, solche Überraschungen. Gott sei Dank hatte Aicha ihren Kittel an, weil wir gerade Doktor gespielt hatten. Und er mit spitzen Lippen: >Wer ist dieser Mann, Aicha?<«
    Er hielt inne, um einen Schluck Bier zu trinken und einem Mädchen nachzupfeifen, das in hautengen, superkurzen Shorts vorbeikam. Ohne sich umzudrehen, streckte sie den Mittelfinger in die Luft.
    »Ich mag Mädchen mit Charakter«, sagte er gähnend. »Gut, wo war ich stehen geblieben?« »Andrieu kam früher als vorgesehen nach Hause und hat dich nackt in Aichas Zimmer angetroffen.«
    »Ja. Also sie: >Das ist mein Verlobter, Monsieur.< Er: >Sie könnten ins Hotel gehen!< Aicha äußerst distinguiert: >Wir konnten nicht ahnen, was geschehen würde . Ich hätte mir niemals erlaubt … Es tut mir wirklich Leid …<«, imitierte Greg mit Fistelstimme, ». Kurz, sie hat ihn eingewickelt, beinahe hätte sich der Typ noch entschuldigt, uns gestört zu haben. Alles, was ihn interessierte, war, wo seine Frau wäre.«
    Kurzer Stich im Magen.
    Greg

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