Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
Vom Netzwerk:
hallo?«
    Aicha.
    »Ja, hallo, hier ist Chib. Ich wollte hören, was es Neues gibt.«
    »Wir brauchen nichts, nein danke.«
    »Ruf mich auf meinem Handy an.«
    »Auf Wiederhören.«
    Er setzte sich ans Steuer des Floride und ließ den Motor an, als Noemie Labarriere in einen bordeauxroten Twingo stieg. Sie hupte, winkte ihm zu und fuhr dann langsam an.
    Die D 9 wand sich zwischen den Pinien hindurch. Ein Schild wies auf eine Bodenwelle hin. Er bremste und sah weiter unten den Bach. Er hielt am Straßenrand und ging hinab.
    Der steil abfallende Hang führte zu den beiden etwa einhundert Meter auseinander liegenden Anwesen. Durch das Blattwerk erkannte er das elegante Landhaus der Andrieus und den blauen Pool der Labarrieres. Jeder konnte sich innerhalb weniger Minuten Zugang verschaffen. Keine besonders gesicherte Lage. Die Tatsache, dass es keine Wachhunde gab, machte die Sache noch leichter. Schlief Costa, der Gärtner, in seiner Hütte, und war er bewaffnet? Aber wie wäre es in diesem Fall möglich, dass er am Vorvorabend nichts gehört hatte? Chib erinnerte sich plötzlich an die kleine Linse in der großen Glasscheibe der Labarrieres. Das Haus wurde elektronisch überwacht. Diskreter und effizienter als ein Wachhund. Vor allem in dieser Zeit des großen Hundesterbens, auf das der Tierarzt hingewiesen hatte. Das Landhaus der Andrieus verfügte sicher über eine ähnliche Anlage, deshalb gab es keinen Zaun.
    Hastig griff er in die Tasche, sein Handy klingelte.
    »Hier ist Aicha. Ich bin in der Waschküche. Ich konnte vorhin nicht reden, Belle-Mamie stand neben mir.«
    »Und?«
    »Andrieu hat eine wichtige Verwaltungsratssitzung in London, er kommt erst morgen zurück. Er war sehr besorgt, aber Blanche wollte ihn nicht begleiten. Gestern Abend wollte sie Elilou sehen, sie hat mindestens zwei Stunden in der Kapelle gekniet. Ich habe ihr eine Stola gebracht, sie schien blind und taub zu sein, so, als würde ich gar nicht existieren. Gegen zehn Uhr ist er gekommen und hat sie gewaltsam in ihr Zimmer gebracht. Ich habe sie heute Nacht schreien hören. Eunice hatte heute Morgen eine Azetonämie, Cordier musste kommen, und diese schreckliche Annabelle hat ein Glas Marmelade auf das Sofa gekippt, ich habe eine halbe Stunde gebraucht, bis es wieder sauber war.«
    »Und Charles und Louis-Marie?«
    »Sie sind wieder in der Schule.«
    »Schläft Costa auf dem Anwesen?«
    »Manchmal, in dem alten Jagdpavillon, aber meist fährt er nach Hause zurück, nach Chateauneuf.«
    »Und Belle-Mamie, ist sie wieder weg?«
    »Endlich! Sie hat die beiden Kleinen mitgenommen und behält sie bis morgen bei sich. Sie wollte sie nicht bei Blanche lassen.«
    Chib sah auf seine Uhr: 12 Uhr 30.
    »Wann kommen die Jungen nach Hause?«
    »Gegen fünf, warum? O nein, das ist zu gefährlich!«
    »Was ist zu gefährlich?«
    »Sie zu besuchen.«
    »Ich muss schließlich herausfinden, wer es war!«
    »Hör zu, wir kennen uns nicht besonders gut, aber halt mich nicht für blöd.«
    »Hallo«, rief Chib, »hallo, ich höre nichts mehr.«
    Er unterbrach die Verbindung.
    Die Bahn war frei.
    Wenig begeistert öffnete Aicha das Tor. Sie sah angespannt aus, und ihr schwerer Haarknoten neigte sich gefährlich zu einer Seite.
    »Sie wünschen?«, fragte sie laut und trat zur Seite, um ihn hereinzulassen.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Chib Costa. Er stand auf einer Leiter und schnitt die Lorbeerhecke.
    »Ich wollte mich nach Madame Andrieus Befinden erkundigen. Ihr Mann hat mir gesagt, sie hätte gestern ein leichtes Unwohlsein gehabt.«
    »Folgen Sie mir, ich werde sehen, ob Madame Sie empfangen kann.«
    Chib folgte ihr mit dem eigenartigen Gefühl, in einer Vorabendserie zu spielen, bei der man die Rollen falsch besetzt hatte.
    Aicha ließ ihn im ockergelben Salon warten. Irgendjemand, vermutlich die Köchin, benutzte einen elektrischen Mixer.
    Er war gerade dabei, den Turner zu bewundern, sich in den blassgrünen Voluten zu verlieren, als er sie eintreten hörte.
    »Was machen Sie hier?«
    Er wandte sich um.
    Auf die hohe Lehne eines Stuhls gestützt, musterte sie ihn; sie trug ein strenges Hahnentrittkostüm aus Kaschmir, war untadelig frisiert und leicht geschminkt. Das goldene Kreuz glänzte auf der hellgrauen Bluse. Er kam sich dumm vor.
    »Ich wollte hören, wie es Ihnen geht.«
    »Ach, tatsächlich? Nachsehen, wie es dem kleinen empfindlichen Ding geht, das den Kopf verliert, und so weiter und so weiter.«
    »Ich wollte Sie nicht stören«, sagte er und

Weitere Kostenlose Bücher