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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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praktischer, wenn ich mich vögeln ließe, ohne etwas zu sagen.«
    Solche derben Worte schienen aus ihrem Mund unpassend. Sie sahen sich an, standen sich reglos gegenüber, zwischen ihnen die Leiche von Elilou. Dann brach sie das Duell ab, indem sie sich umdrehte. Andrieu trat ein und schob sein Handy in die Jackentasche.
    »Entschuldigung, die Geschäfte …«
    Chib verabschiedete sich, sein Geist war von Blanches Worten verätzt. Sie bestach ihn, sie zersetzte ihn, sie steckte in ihm wie die Fäulnis in den Leichen, die er präparierte. Im Wagen drückte er wütend auf die »Play«-Taste des CD-Spielers und drehte den Ton auf volle Lautstärke. A house where nobody lives sang Tom Waits. Gab es wirklich irgendetwas, das Blanche beseelte? Oder war sie nur eine Art Person, die aus schizoiden Fragmenten bestand?
    Gregs Stimme hallte in seinem Kopf wider: »Du stellst dir zu viele Fragen, Junge, auf die du noch dazu nie eine Antwort findest. Das ist müßig und geht allen auf die Nerven.« Chib beschloss, nicht mehr zu denken.
    Die Stimmung am Abend war fieberhaft, ein Tohuwabohu von zusammenhanglosen Fragen und Antworten. Greg verdrehte entsetzt die Augen, Aicha schloss seine Wissenslücken, und Gaelle stellte tausend Vermutungen in der Minute an. Eigentlich sehr erholsam, sagte sich Chib, wenn die Gedanken so beschäftigt sind, dass sie keine schmerzlichen Selbstbetrachtungen zulassen.
    Er erkundigte sich bei Aicha, was sie von Charles' sexuellen Neigungen hielt. Sie runzelte die Stirn.
    »Für mich ist dieser Junge nicht ganz klar. Er taxiert mich nie mit Blicken, ganz so, als wäre ich aus Plastik, verstehst du?«
    »Louis-Marie hat mir gesagt, er wäre schwul. Er hätte eine Beziehung zu Costa.« »Was? Darum also! So ein Schwein, dieser Costa!«
    »Aber Charles hat mir gesagt, Louis-Marie neige zum Fabulieren.«
    »Louis-Marie lügt eigentlich nie«, wunderte sich Aicha, »er ist der Einzige, der seinem Vater die Stirn bietet.«
    »Hängt Charles an seiner Mutter?«
    »Wie alle Jungen . Einer, der sehr an Blanche hängt, ist der alte Osmond. Er vergeht jedes Mal, wenn er sie sieht, der arme Kerl.«
    »Versteht er sich denn nicht mit seiner Frau?«
    »Clotilde? Sie ist nicht gerade sehr sexy, wie du gesehen hast.«
    John Osmond mit seiner Knollennase und seinem Bierbauch. Der sich an der Tochter rächt, weil er die Mutter nicht verführen kann? Außer . Außer, Blanche treibt es mit allen greifbaren Männern? Blanche stöhnend unter John Osmond, Blanche bei Sexpartys mit Elilou?
    Er hatte offenbar laut gedacht, denn Gaelle fragte: »Wirklich?«, und Greg rief: »Wenn sie Sexpartys veranstaltet haben, kann ich es herauskriegen. Meine Mutter kennt jeden in diesem Milieu. Neben dem Club organisiert sie seit dreißig Jahren Partnertausch-Abende.« Und Aicha kicherte nervös bei der Vorstellung, der Kellner könnte zuhören.
    All das ging ihm durch den Kopf, als er am nächsten Morgen wieder einmal vor dem Landhaus parkte. Eine Art Routine. Gaelle stieg aus, strich sich durch die rote Mähne und unterdrückte ein Gähnen.
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, was wir hier tun sollen«, flüsterte sie. »Ich habe wirklich keine Ahnung.«
    »Überall herumschnüffeln. Fragen stellen. Im Haus suchen.« »Genau . Wir wühlen in aller Ruhe in Andrieus Arbeitszimmer, bis wir Fotos gefunden haben, die zeigen, wie Costa mit Charles Sodomie treibt oder Blanche unter dem bewundernden Blick ihres Mannes auf John Osmond reitet.«
    »Wo wir gerade bei den Osmonds sind .«
    Chib versetzte ihr einen diskreten Rippenstoß.
    John und Clotilde Osmond betraten soeben das Landhaus. John hatte seine Frau untergehakt, sie trug einen großen Korb mit Früchten.
    »Ah, ein Sühnebesuch«, höhnte Gaelle. »Dieser verdammte Rock ist viel zu eng.«
    »Halt dich beim Alkohol und bei den Pizzen quatro formaggi etwas zurück«.
    »Und du halt dich bei deinen guten Ratschläge zurück. Also, auf in die Höhle des Löwen!«
    Sie holten tief Luft und gingen auf das Haus zu.
    Blanche, die ein lavendelblaues Leinenkleid trug, dankte den Osmonds überschwänglich.
    »Wie wundervoll«, sagte sie und strich über eine Guajave.
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen .«
    »Wir waren auf dem Markt und konnten der Versuchung, Ihnen welche mitzubringen, nicht widerstehen. Jean-Hugues liebt exotische Früchte ebenso sehr wie John!«
    Blanche blinzelte und sah Chib und Gaelle in der Terrassentür stehen.
    »Oh, kommen Sie doch herein. Mein Mann ist nicht da,

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