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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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entstehen überall Risse.
    Die Polizei zog ab, und Andrieu wandte sich an Chib: »Sie haben Spuren im Wald gefunden. Irgendjemand ist dort offenbar erst vor kurzem herumgelaufen, es gibt Fußspuren im Matsch. Der Schuhgröße nach zu urteilen, ein Mann. Ein Mann mit Turnschuhen.«
    Er warf einen Blick auf Chibs Mokassins. »Das Problem ist nur«, fuhr er fort, »dass der Hund schon früher umgebracht wurde, so dass der nächtliche Besucher nicht zwangsläufig damit zu tun hat.«
    »Trotzdem treibt sich irgendjemand im Wald herum«, fühlte sich der erschrockene Chib genötigt anzumerken.
    »Genau. Ich werde einen elektrischen Zaun anbringen lassen. Man braucht ja den Teufel nicht in Versuchung zu führen.«
    Im wahrsten Sinne des Wortes, wenn man Dubois Glauben schenken wollte.
    »Wäre es nicht klüger gewesen, ihnen alles zu sagen?«, fragte er vorsichtig.
    »Ich habe Ihnen meine Position schon dargelegt. Ich will keine Paparazzi, keine endlosen Fragen, keine Verdächtigungen, nicht im Moment, nicht mit meiner Frau, die schon mitgenommen genug ist.«
    »Ich wollte nur sicher sein …«, murmelte Chib.
    »Nun, das können Sie«, erklärte Andrieu laut und vernehmlich. »Es ist mir wichtig, dass Mademoiselle Holzinski ihre Ermittlungen fortsetzt.«
    Wunderbar. Gaelle blieb im Dienst.
    »Warum war die Polizei da?«
    Lautlos war Blanche hinter ihnen aufgetaucht. Sie trug ein Kostüm aus Rohseide, eine einreihige Perlenkette, sonst außer dem Ehering keinen Schmuck, sie war leicht geschminkt, ihr Blick klar.
    »Nur eine Formalität«, antwortete ihr Mann und fasste sich schnell wieder. »Einer von Osmonds Hunden ist tot.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch.
    »Die Polizei kommt wegen eines toten Hundes?«
    »Er ist vielleicht . vergiftet worden«, erklärte Andrieu und sah auf die Spitzen seiner Schuhe. »Und da man ihn auf unserem Grundstück gefunden hat .«
    »Sie verdächtigen doch wohl nicht uns?«, rief sie aus.
    »Natürlich nicht. Eine reine Routinesache.«
    Ruhig und anmutig wandte sie sich an Chib.
    »Wollen Sie mit uns zu Mittag essen, Monsieur Moreno?«
    »Nein, vielen Dank, ich bin bei Freunden eingeladen.«
    »Sehr gut. Ach, übrigens hat mich Noemie Labarriere angerufen. Sie ist begeistert von Ihrer Arbeit.«
    Ihr Mann betrachtete sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Erleichterung. Das Gespenst der psychiatrischen Behändlung entfernte sich an diesem schönen sonnigen Morgen. Spatzen zwitscherten. Der Rasensprenger verbreitete sein gedämpftes Geräusch. Er legte eine Hand auf die Schulter seiner Frau. Sie reagierte nicht. Chib hatte das Gefühl, als würde sein Unterleib mit Messerstichen traktiert. Er, der nie eifersüchtig gewesen war, hatte plötzlich Lust, Andrieus Besitz ergreifende Hand wegzureißen, sie mit einem Beil abzuhacken. Nicht mehr hierher kommen, sagte er sich zum hundertsten Mal.
    Andrieus Handy klingelte.
    »Hallo, Remi. Ja …«
    Er entfernte sich außer Hörweite.
    »Wollen Sie mich zur Kapelle begleiten?«, fragte Blanche und sah ihm geradewegs in die Augen, ohne dass die ihren die geringste Spur einer Erinnerung an die vergangene Nacht verrieten.
    »Wenn Sie unbedingt wollen …«
    »Danke.«
    Er folgte ihr, sie knickte auf dem Kies um, aber er näherte sich ihr nicht, o nein!
    Als sie die Kapelle betraten, hatte er eine ungute Vorahnung, so, als würde sie ein neuer grauenvoller Anblick erwarten. Aber nein, Elilou lag in ihrem gläsernen Schrein, der Christus lehnte noch immer an der Wand. Nur der beißende Uringeruch zeugte noch von dem, was geschehen war.
    »Anscheinend ist eine Katze hier hereingekommen«, bemerkte Blanche. »Ich werde Aicha sagen, dass sie putzen soll.«
    Mit verschränkten Armen, leicht gebeugt, aber entschlossen, ging sie auf ihre Tochter zu.
    »Langsam beginne ich zu begreifen«, sagte sie leise, »ich beginne zu begreifen, dass sie wirklich tot ist. Ich wollte nicht … weil es so wehtut … Das heißt nicht, dass ich es akzeptiere. Ich glaube, ich kann es nie akzeptieren.«
    Zögernd legte sie eine Hand auf den Deckel.
    »Maman ist da, Cherie. Maman hat dich lieb«, flüsterte sie.
    »Selbst wenn Monsieur Moreno glaubt, dass Maman eine Hure ist, Maman denkt an dich.«
    Chib erstarrte, war schockiert.
    »Rede doch keinen Unsinn, mein Gott!«
    »Gott scheint sich von all dem abgewandt zu haben. Denkst du nicht, dass ich eine Hure bin?«
    »Ich habe nicht übel Lust, dich zu schlagen, wenn du so ein Spiel spielst«, antwortete er.
    »Sicher, es wäre

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