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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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wäre wunderbar.«
    »Sehr gut, bis morgen.«
    Aber mit wem hatte Winnie sich dann getroffen? Was tat sie bei den Labarrieres, wenn die nicht zu Hause waren? Benutzte sie ihr Grundstück, um sich inkognito zu den Andrieus zu begeben? Hatte sie ihren Komplizen abgeholt, nachdem dieser das Familienfoto gesäubert hatte? Chassignol, der Geschäftspartner und Jugendfreund von Andrieu? Chassignol, der von Blanche abgewiesene Liebhaber? Chassignol, das Raubtier ohne Seele?
    Er warf sich aufs Bett und schloss die Augen. Neurovegetative Übersättigung. Zu viele Informationen auf einmal. Ganz ruhig werden. Die Dinge sortieren. Das Schlimmste war der Film. Das könnte ihn bei Andrieu den Kopf kosten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er könnte ihn durch jeden kleinen Auftragskiller ins Jenseits befördern lassen. Er hatte keine Zweifel daran, dass der Wonderboy über die nötigen Kontakte verfügte, um jemanden auf den Liebhaber seiner Frau anzusetzen. Zum Beispiel Chassignol! Er versuchte, Gaelle anzurufen, aber es meldete sich nur der Anrufbeantworter. Er wählte die Nummer der Andrieus. »Madame ist ausgegangen«, erklärte ihm Colette gespreizt. »Sie ist mit der gnädigen Frau Schwiegermutter beim katholischen Hilfswerk.« Die gnädige Frau Schwiegermutter! Gütiger Gott! Seine Hilfe konnte er gut gebrauchen. Ein Bier. Er brauchte ein Bier. Nur ein einziges. Kein Bier im Kühlschrank. Natürlich kein einziges Bier im Kühlschrank. Wann hatte er das letzte Mal daran gedacht, einzukaufen? Letzte Woche? Vorletzte? Oder war es noch länger her? Er konnte nicht hier bleiben und in der Wohnung umherlaufen. Er nahm seine Schlüssel, schlüpfte in sein Jackett und ging hinaus. Ein Bier. Eine Terrasse. Normale Menschen.
    Die normalen Menschen gingen an ihm vorbei, ohne dass er sie wahrnahm. Sein Bier verdunstete im Glas. Jetzt, da sie im Schatten lag, war es kalt auf der Terrasse. Chib betrachtete seinen Schlüsselanhänger, so, als würde er den Schlüssel zu der Geschichte liefern. Derjenige, der ihn gefilmt hatte, besaß eine kleine Digitalkamera mit Infrarot-Objektiv. Eine teure Ausrüstung. Er musste Erkundigungen über die Fotoausstattung der Andrieus einholen. Mein Gott, zu wissen, dass jemand etwas wusste! Ein Schluck lauwarmes Bier. Schon komisch, wie die objektiv betrachtet unbedeutendste Sache, ein Film über einen Ehebruch, plötzlich wichtiger wurde als der Mord, als die Schändung des Mädchens, nur, weil sie ihn direkt betraf!
    Er hatte nicht einmal einen Blick auf die arme Elilou geworfen. Jetzt hatte er Lust auf einen Kaffee, einen starken, bitteren Kaffee, der die Verwirrung in seinem Kopf zerstreuen könnte. Er rief den Kellner, bestellte einen doppelten Espresso und trank noch einen Schluck Bier.
    Winnie hatte sich nicht ohne Grund zu den Labarrieres begeben. Hatte sie die Schlüssel zum Haus? Ein Rendezvous mit einem der Hausangestellten? Eine Liaison mit Costa, dem allgegenwärtigen Gärtner?
    »O Mann, du siehst aus, als hätte man dich gerade aus dem Grab gebuddelt. Beängstigend, sage ich dir!«
    Er schreckte zusammen. Greg, in blauen Boxershorts, Marke Billabong, und weißem, über der behaarten Brust geöffnetem Polohemd, sah ihn herausfordernd an. Er setzte sich, bestellte mit dröhnender Stimme einen Tequila und musterte ihn dann wieder mit gerunzelter Stirn.
    »Du bist nicht zufällig im Begriff durchzuknallen? Was treibst du mit der neurotischen Alten?«
    »Was?«, stöhnte Chib. »Wovon sprichst du?«
    »Von Blanche Andrieu. Aicha meint, du treibst es mit ihr.«
    Kurzer Herzstillstand.
    »Wieso?«
    »Dass du es jeden Fall gerne mit ihr treiben würdest. Anscheinend umschleicht ihr euch wie beim Thaiboxen, wenn sich die Typen abschätzen und beschnuppern.«
    »Blanche ist etwas ganz Besonderes«, sagte er einfältig.
    »Ja, so besonders wie Sonderbrigade! Du bist der lüsterne Sittenbulle und sie die süchtige Sado-Hure.«
    »Nenn sie nicht Hure!«
    »O weh, das ist ja noch schlimmer, als ich dachte. Der große Moreno ist verliebt, Leute!«, rief er, die Hände trichterförmig an den Mund gelegt.
    »Schnauze, du Idiot, verdammt noch mal!«
    »Entspann dich und lach mal wieder. Willst du eine Zigarette?«
    »Nein.«
    »Jetzt schmollt er. Weißt du, im Grunde bist du eine richtige Lesbe.«
    Greg zog genüsslich an seiner Camel.
    »Jetzt mal im Ernst. Hast du sie vernascht oder nicht?« »Du nervst. Ich habe an andere Dinge zu denken. Zum Beispiel daran, dass die Leiche eines Kindes gekreuzigt wurde. Dass

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