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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Anrufbeantworter.
    »Guten Tag, hier spricht Leonard Moreno. Ich habe vergessen, Ihnen ein Pflegemittel für Scottys Fell zu geben, und da ich gerade in der Nähe bin …«
    Pause. Niemand hob ab.
    »Gut, ich werde mich wieder melden. Auf Wiedersehen und einen schönen Tag.«
    Die Labarrieres waren offensichtlich nicht da. Doch der Yaris kam nicht zurück.
    Kurz nachdem Chib eine Tasse jamaikanischen Espresso angenommen hatte, zog sich Blanche unter dem Vorwand zurück, mehrere Telefonate führen zu müssen. Sie plauderten noch eine Weile mit Belle-Mamie, die nicht mehr zu bremsen war, wenn es um das Goldene Zeitalter vor dem Mai 1968 ging, dann gelang es ihnen, sich zu verabschieden. Auf der Straße begegneten sie Andrieu in seinem Jaguar, doch er sah sie offenbar nicht. Er hielt die Augen starr geradeaus gerichtet und schien abwesend.
    Als sie an dem Weg vorbeikamen, der zu den Labarrieres führte, bremste Chib. Der Yaris war nicht mehr da.
    Gaelle wollte natürlich wissen, warum Chib nicht zum Essen geblieben war, und er schob einen sehr wichtigen Kunden vor, den er dringend treffen musste. Dann erzählte er schnell von dem besudelten Foto, das auf so mysteriöse Weise gereinigt worden war.
    »Charles?«, fragte Gaelle, nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte. »Glaubst du, dass es Charles gewesen sein könnte?«
    »Ich weiß nicht. Bist du sicher, dass du niemanden im Haus gesehen hast?«
    »Doch, natürlich, die sieben Zwerge und Dracula, ich habe nur vergessen, es dir zu erzählen.«
    Er brachte Gaelle zum Bahnhof - sie ging mit einer Freundin ins Theater - und fuhr schlecht gelaunt nach Hause, sein Schädel brummte, und seine Nerven lagen bloß.
    Der Briefkasten quoll von Prospekten über, die er wütend in eine nahe gelegene öffentliche Mülltonne beförderte. Zwischen den Prospekten ein Brief vom Finanzamt, eine Karte von einem Freund, der in Kuba Urlaub machte, und ein Päckchen von der Größe eines Buchs. Ein Buch? Er warf die Schlüssel auf den Couchtisch und riss den wattierten Umschlag auf. Es war kein Buch, sondern eine DVD. Die schwarze Hülle war nicht beschriftet. Er hatte nichts bestellt! Er lief hinauf in sein Zimmer und schob die DVD in den Player. Wo war die Fernbedienung? Er suchte das Bett ab. Natürlich unter den Kopfkissen versteckt. Er drückte auf die »Play«-Taste.
    Einige Sekunden blieb der Bildschirm schwarz, dann kam ein Bild, nicht sehr scharf, ziemlich dunkel, aber trotzdem deutlich erkennbar: Ein Mann kletterte an einer Regenrinne hinauf. Ein Mann, der ihm glich wie ein Wassertropfen dem anderen und der beim Klettern nervös über die Schulter blickte. Chib schluckte. Das war unmöglich! Man hatte ihn doch nicht filmen können! Verdammte Scheiße!
    Anscheinend doch, da man ihn jetzt durchs Fenster steigen und die Flügel hinter sich schließen sah. Dann, Gott sei Dank, nichts mehr. Der schwarze Bildschirm. Allein die Vorstellung, man hätte ihr Liebesspiel filmen können, bereitete ihm Übelkeit. Er ließ die DVD schnell vorlaufen, doch offenbar enthielt sie nichts anderes. Er untersuchte die Hülle von allen Seiten. Eine einfache Plastikhülle, ohne Erkennungsmerkmale. Falls es Fingerabdrücke gegeben hatte, hatte er sie verwischt. Aber das hätte er sowieso nie jemandem gezeigt … Fast wartete er darauf, dass das Telefon klingeln und er eine verstellte Stimme hören würde, die ihm befahl, sich mit zweihunderttausend Euro, in kleinen Scheinen und in einer Plastiktüte verpackt, zum dritten Laternenpfahl von links zu begeben. Im Grunde wäre es ihm lieber gewesen, es würde sich um Erpressung handeln. Um einen rationalen Geist, der das Geld liebte. Nicht um einen pädophilen und sadistischen Perversling, für den es sicher die höchste Lust war, Andrieu diesen verdammten Film zuzuspielen. Er musste Blanche benachrichtigen. Sie sollte die Post abfangen. Vielleicht war es schon zu spät!
    Er lief zum Telefon, und als er nach dem Hörer greifen wollte, begann es zu klingeln. Mit angehaltenem Atem und heiserer Stimme brachte er ein »Hallo«, hervor; er war auf das Schlimmste gefasst.
    »Guten Abend, hier ist Noemie Labarriere. Tut mir Leid, dass wir uns heute Mittag verpasst haben, aber ich habe Paul von der Ratssitzung abgeholt, und wir sind zusammen Mittagessen gegangen, das Wetter war so schön!«
    Paul war also mittags nicht zu Hause gewesen? Antworten.
    »Oh, das macht doch nichts, wenn es Ihnen recht ist, werde ich Ihnen das Mittel morgen vorbeibringen.«
    »Gegen elf, das

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