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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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das Blut unter dem Schädel, eine kleine Pfütze, schon halb vom Erdreich aufgesogen. Und die scharfe steinerne Einfassung, die den Weg säumte. Den Stiefel, der sich in dem Schlauch verfangen hatte. Den Kopf auf dem spitzen Stein. Ein dummer und sofortiger Tod im aufgehenden Sonnenlicht. Er streckte die Hand nach dem Schmetterling aus, der sich an Costas Unterlippe geklammert hatte. Als er die Flügel berührte, pulsierten sie leicht unter seinen Fingern. Er erhob sich und ging zum Haus. Sinnlos, die Umgebung zu untersuchen, er war sicher, nichts Ungewöhnliches zu finden. Ein ganz normaler Unfall, wie er sich jeden Tag ereignet. Zugegeben, Costa hatte sich zum rechten Zeitpunkt den Schädel zertrümmert, genau einen Tag, nachdem er mit ihm über den getöteten Hund sprechen wollte, aber würde die Polizei darin etwas anderes als einen Zufall sehen? Und gab es überhaupt etwas anderes? Waren Gaelle und er nicht der Theorie vom großen Komplott verfallen?
    »Oh, ich habe dich gar nicht gehört!«
    Aicha tauchte mit einem Dreirad in der Hand in seinem Blickfeld auf.
    »Ich räume etwas auf«, erklärte sie. »Was ist denn los? Du siehst so eigenartig aus.«
    »Costa ist tot, ein Sturz in der Nähe des Brunnens.« »Ist er in den Brunnen gefallen?!«, rief Aicha aus und ließ das Dreirad fallen.
    »Nein, er ist rücklings auf einen spitzen Stein gefallen. Sicher ein Schädelbruch. Wir müssen die Polizei verständigen.«
    Sie blieb unschlüssig stehen.
    »Was machst du eigentlich um diese Zeit hier?«
    »Ich wollte ihm einige Fragen stellen. Über den Hund. Er wusste etwas.«
    »Aber Leonard . Was willst du der Polizei sagen? Wie willst du ihnen erklären, was du hier zu suchen hast?«
    So weit hatte er nicht gedacht.
    »Ich sage ihnen, dass ich mich mit Costa angefreundet habe und dass er mir Schösslinge für meine Freundin geben wollte.«
    Sie verzog zweifelnd das Gesicht.
    »Hoffen wir, dass Andrieu nicht beschließt, ihnen alles zu sagen, denn ihr müsstet erklären, warum ihr euch als Privatdetektive ausgegeben habt, du verstehst schon, was ich meine .«
    O ja, das verstand er. Er hätte mit erheblichem Ärger zu rechnen.
    Der Polizeihauptmann betrachtete den Körper, der zu seinen Füßen lag, und runzelte die Stirn.
    »Der arme Kerl hatte wirklich kein Glück!«, meinte er. »Wo bleibt denn der Krankenwagen, Theo?«, fügte er an den jungen Polizisten gewandt hinzu, der ihn schon beim letzten Mal begleitet hatte.
    Chib stellte fest, dass dieser sich einen Oberlippenbart hatte wachsen lassen, einen feinen, kastanienbraunen Oberlippenbart, über den er beim Sprechen strich.
    »Er kommt schon, Chef. Was ich mich frage, ist, was er hier wollte.«
    Der Polizeihauptmann sah ihn erstaunt an.
    »Na, er wollte bestimmt gießen, dabei ist er gestolpert, und bums! Finita la commedia!«
    »Ja, aber er hat sein Werkzeug da hinten nicht aufgeräumt«, beharrte der junge Theo. »Es sieht so aus, als wäre er mit seiner Arbeit nicht fertig gewesen, als wäre er gestört worden und hierher gekommen, um nachzusehen und .«
    »Er hat sich im Gartenschlauch verfangen, und bums!«, beendete der Hauptmann den Satz. »Das ändert doch nichts.«
    Das änderte alles. Theo hatte Recht. Irgendjemand oder irgendetwas hatte Costas Aufmerksamkeit erregt. Und er ist unter den Hibiskusstrauch getreten, wo man ihn vom Haus aus nicht mehr sehen konnte. Dort hatte man ihm den Schädel eingeschlagen und ihn dann so hingelegt, dass jeder an einen Unfall glauben musste.
    »Werden Sie eine Autopsie vornehmen lassen?«, erkundigte sich Chib.
    »Eine Autopsie? Wo denken Sie hin! So einfach macht man keine Autopsie! Das muss sowieso der Richter entscheiden. Aber es würde mich wundern, wenn er das Geld der Steuerzahler für einen Arbeitsunfall verschwenden würde«, sagte er und trat zur Seite, um den Männern mit ihrer Bahre Platz zu machen.
    Chib kehrte langsam zum Landhaus zurück. Theo hatte seine Aussage aufgenommen und betont, dass er bei jedem tragischen Ereignis anwesend sei, woraufhin Chib geantwortet hatte, die Tragödie sei sein Beruf, was sein Gegenüber mit einem angewiderten Gesichtsausdruck quittiert hatte.
    Blanche saß im Esszimmer vor einer Tasse kaltem Kaffee und Toastscheiben, die sie nicht angerührt hatte, seitdem Aicha sie eine halbe Stunde zuvor von Costas Tod informiert hatte. Sie hatte die Nachricht ruhig aufgenommen und gefragt: »Sind Sie sicher, dass er tot ist?« Als Chib ihr das bestätigte, hatte sie in ihrem Kaffee

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