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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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gerührt und nur gesagt: »Mein Gott .«
    Etwas dürftig für eine Grabrede, sagte er sich und nahm ihr gegenüber Platz.
    »Haben Sie Ihrem Mann Bescheid gesagt?«
    »Ich habe den Eindruck, dass Sie mich das ständig fragen«, antwortete sie. »Aicha macht neuen Kaffee.«
    »Das ist mir egal. Ich frage Sie, ob Sie Jean-Hugues informiert haben.«
    »Und ich frage Sie, ob Sie Kaffee wollen.«
    »Was spielst du da für ein Spiel«, murmelte er und griff nach ihrer Hand.
    Sie zog sie zurück.
    »Keines. Sie haben eine allzu blühende Fantasie, Monsieur Moreno, Sie steigern sich in Sachen hinein … Also, Kaffee?«
    Aicha stand auf der Schwelle, in den Händen ein Tablett mit einer dampfenden Kaffeekanne und zwei Tassen.
    »Danke, gerne«, knurrte Chib.
    Als Aicha das Zimmer verlassen hatte, wandte er sich zu Blanche.
    »Warum bist du so aggressiv?«
    »Ich weiß nicht. Weil ich keine Lust habe zu reden. Ich will allein sein.«
    Ein Schlag in den Unterleib, kalt, hart. Er erhob sich.
    »Entschuldige, ich gehe.«
    »Ich habe dir gesagt, dass du mir nicht helfen kannst.«
    »Wunderbar. Bleib so. Vor allem ändere nichts, ändere bloß nichts. Krepier langsam weiter.«
    »Schwachkopf.«
    Sie hatte die Stimme nicht gehoben und sah ihn nicht an, sie betrachtete eingehend ihre Kaffeetasse aus wassergrünem Porzellan. Er fühlte sich plötzlich unendlich müde. Und vielleicht hatte er auch Lust zu weinen. Er musste etwas tun, etwas sagen, das konnte nicht … nicht so … in diesem schrecklichen Schweigen, doch nicht ein Wort fiel ihm ein. Dieses Gefühl, nichts mehr als windgepeitschtes Ödland zu sein, als würde ihn die Ablehnung dieser Frau zu einem Nichts degradieren.
    Diese Frau.
    Blanche.
    Er hatte Lust, ihren Namen hinauszubrüllen wie ein Wolf, zu brüllen, bis ihm die Kehle zerriss, sie in seinem warmen Blut zu ertränken, sie zu schlagen, ja, sie zu schlagen!
    Nein, sie in die Arme zu nehmen, hier, jetzt, während der Hauptmann sich verabschiedete, höflich grüßte, eine Hand am Käppi. Sah denn niemand, dass er im Begriff war, verrückt zu werden? Dass sich sein Inneres mit Felsbrocken füllte, dass er schon langsam versteinert war?!
    »Sind noch Formalitäten zu erledigen?«, fragte Blanche.
    »Das werde ich mit Ihrem Mann besprechen, machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden seine Familie benachrichtigen.«
    »Er war nicht verheiratet, er hat, glaube ich, eine Schwester in Lissabon. Aicha müsste ihre Adresse haben.«
    Der Hauptmann bedankte sich und ging endlich. Und Blanche folgte ihm. Sah zu, wie Ambulanz und Polizeiwagen wegfuhren. Sah, wie Colette sich bekreuzigte. Sah eine weiße Wolke am dämlich blauen Himmel.
    Sah aber nicht Chib, den unsichtbaren, unbedeutenden, langweiligen Monsieur Chib Moreno. Und wenn von Anfang an alles nur ein Manöver gewesen war? Wenn sie ein nymphomanes Luder wäre? Bequem in ihrem Leid verschanzt?
    Hör auf, Chib, sie hat schließlich zwei Kinder verloren. Sie spielt ihr Leid nicht, sie leidet. Und sie lässt dich leiden. Das war so, als würde man eine Rasierklinge lieben, die einem die Kehle durchschneidet, weil das nun einmal ihr Wesen ist. Er schüttelte sich. Ein Mann war gestorben, mit Sicherheit ermordet worden, und er dachte nur an sein Abenteuer mit der Hausherrin. Erbärmlicher Egoismus.
    Sein Handy vibrierte. Es war Gaelle. Mit leiser Stimme informierte er sie über Costas Tod. Als er das Handy abschaltete, war Blanche nicht mehr da. Er ging ins Esszimmer. Niemand. Er würde sie schließlich nicht durch das ganze Haus verfolgen. Er würde gehen. Sollten sie sich doch alle zum Teufel scheren.
    Deprimiert und noch enervierter als bei seiner Ankunft, ging er zu seinem Floride. Plötzlich wurde er sich der Eindeutigkeit und der Brutalität der Tat bewusst. Derjenige, der dem Welpen den Bauch aufgeschlitzt hatte, hatte auch einen Menschen getötet, um sich seines Schweigens sicher zu sein. Das war keine sexuelle Perversion, sondern Mord. Geplanter Mord.
    Und die Frage war, woher der Mörder gewusst hatte, dass Costa mit Chib reden wollte. Denn die einzige Person, die am Vorabend da gewesen war, war Belle-Mamie. Wirklich nicht gerade eine überzeugende Verdächtige. Außer, sie wäre ein alter Transvestit, spottete Chib, als er Dubois' Clio auf den Hof fahren sah.
    »Sie machen ja ein Gesicht«, rief der Priester, während er aus dem Wagen stieg.
    »Costa, der Gärtner, ist tot!«
    »Was? Wie das?«
    Chib erzählte noch einmal die offizielle Version.
    »Ein so frommer

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