Schnell und schmerzhaft
selbst da heruntergefallen?«
»Alle meinten, es sei ein
Unfall gewesen, auch der Coroner«, erklärte sie bedrückt. »Aber natürlich kann
man den Leuten nicht verbieten, sich so ihre Gedanken zu machen.«
»Und du glaubst, Tyler Waring
hat ihn umgebracht?«
Sie nickte langsam. »Aber du
kannst was erleben, Danny Boyd, wenn du jemals verrätst, daß ich dir das gesagt
habe. Die Sache ist die: Wenn Tyler ihn wirklich umgebracht hat, weil er fand,
daß Peter zu intim mit meiner Schwester geworden ist, wie wird er erst
reagieren, wenn er hört, daß sie dich heiraten will?«
»Eine gute Frage«, sagte ich.
»Na, mein Besuch in Santo Bahia wird mir wahrscheinlich die Antwort liefern, so
oder so.«
Sie wirkte sehr erleichtert.
»Jetzt hab’ ich dir also alles erzählt, und mir ist wirklich viel besser. Wie
wäre es mit einer ersten Einführung in die Clique?«
»Danke, die hab’ ich heute
schon genossen«, lehnte ich hastig ab.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich
meine eine andere Art von Einführung.«
Ein paar schnelle Bewegungen,
und ihre Sachen lagen am Boden, und sie stand nackt vor mir, geschmeidig und
sehr weiblich.
»Viele Leute finden, daß mein
Hinterteil mein größter Trumpf ist«, flüsterte sie mit ihrer rauchigen Stimme.
»Was sagst du, Danny?«
Sie drehte sich langsam um.
Viele Leute hatten verdammt recht. Verlängerter Rücken kann auch entzücken.
Sehr sogar. Ich brummte anerkennend, und sie machte wieder eine Kehrtwendung.
»Hältst du mich für verrückt?«
erkundigte sie sich.
»Ich halte dich für ein sehr begehrenswertes
Mädchen, Alison«, sagte ich ehrlich. »Aber trotzdem — vielen Dank.«
»Das — das kann doch nicht dein
Ernst sein.«
»Ich werde sehr bald deine
Schwester heiraten. Hast du das vergessen?«
»Ich biete dir die Chance,
statt dessen in die Clique zu kommen«, gab sie empört zurück. »Schwesterherz
wird sich nach einer Weile mit dem Unvermeidlichen abfinden. Auf diese Weise
kannst du uns alle vier haben — Erica, mich, Beth und Sandy. Was willst du noch
mehr?«
»Hört sich wirklich
verheißungsvoll an«, gab ich zu.
»Es gibt noch eine Zugabe für
dich«, lockte sie. »Wenn du nicht meine Schwester heiratest, sondern in die
Clique kommst, brauchst du keine Angst mehr um dein Leben zu haben.«
»So ein bißchen Risiko ist doch
aber auch ganz reizvoll...«
Sie wurde dunkelrot. »Du bist
ein Idiot, Danny Boyd. Ein ausgesprochener Vollidiot.«
Ich ging hinaus in die Nacht.
Das Dumme war: So unrecht hatte die Kleine gar nicht.
4
Santo Bahia sah noch genauso
aus wie vor einem halben Jahr. Ein schicker Jet-Set-Badeort mit der endlosen
Reihe der Hotels am Strand und den auf alt gemachten Andenkenläden, die
unverdrossen und mit Erfolg versuchten, den Touristen das Geld aus der Tasche
zu ziehen.
»Wird wahrhaftig jedes Jahr
schlimmer«, sagte Luke Pollard, während er seine rasante Sportkutsche auf ein
unmögliches Tempo hochkitzelte.
Der Gegenverkehr raste auf uns
zu. Ich schloß die Augen und machte sie erst wieder auf, als ich merkte, daß
wir wie durch ein Wunder einem Frontalzusammenstoß entgangen waren.
»Wirklich?« murmelte ich.
»Aber in Sublime Point ist die
Welt noch in Ordnung«, fuhr er fort. »Hochbauten gibt’s da nicht, und der
Gemeinderat nimmt jeden unter die Lupe, der dort ein Grundstück kaufen will.«
»Sie wohnen dort?« Blöde Frage —
natürlich wohnte er dort!
»Klar. Und Erica wohnt ganz in
meiner Nähe. Die beiden Mädchen haben wirklich ein schönes Haus.« Er lachte
gutmütig. »Fast so groß wie meins.«
Ich hatte Ericas Telefonnummer
im Buch gefunden und sie sofort nach der Landung der Maschine angerufen. Sie
könne nicht selber kommen, sagte sie, aber keine Angst, Luke Pollard würde mich
abholen. Nachdem ich seine Fahrweise kennengelernt hatte, wäre mir eine
Taxifahrt bedeutend lieber gewesen.
»Wenn Sie sich erst ein bißchen
bei Erica eingelebt haben, zeige ich Ihnen alles«, sagte Pollard herzlich. »Ich
sagte Ihnen ja schon in New York: Touristen kriegen das echte Santo Bahia nie
zu sehen.«
»Danke«, brachte ich heraus.
»Gern geschehen.« Er lächelte
breit. »Wir haben sogar ein Freudenhaus. Einen ganz feudalen Laden, nur für die
Spitzen der Gesellschaft von Santo Bahia. Hautfarbe, Spezialitäten — alles ganz
nach Wunsch der Kunden. Sie haben einen ganzen Raum mit den verrücktesten
Geräten. Ich bin ja mehr für das Natürliche. Altmodisch, aber was soll’s. Na,
das dürfte Sie im
Weitere Kostenlose Bücher