Schnell und schmerzhaft
jetzt
ansah.
»Es
interessiert mich eben. Wenn du Dane nicht mehr hast, mußt du wegen Alison
etwas unternehmen, nicht wahr?«
»Zum
Beispiel?«
»Sie
braucht ständige Betreuung.«
»Sag
mal, was soll das eigentlich heißen?«
»Dane
sagt, daß sie eine gemeingefährliche Irre ist. Wenn sie ihre Wahnvorstellungen
nicht in der Gruppe realisieren könnte, hätte sie inzwischen schon jemanden
umgebracht. Wahrscheinlich dich, schätzt er, weil du ihr am nächsten stehst.
Sobald die Clique platzt, wird sie sich dort nicht mehr austoben können.«
»Das
also ist es«, fauchte sie. »Du hast dich von Dane beschwatzen lassen und
glaubst den ganzen Quatsch, den er dir auftischt?«
»Willst
du behaupten, daß er gelogen hat?«
»Auf
wessen Seite stehst du eigentlich, Danny?«
»Auf
deiner natürlich. Du bist meine Klientin. In der letzten Nacht hast du mir
erzählt, du hättest die ganze Geschichte noch gar nicht richtig durchdacht.
Aber es ging dir, wenn ich dich richtig verstanden habe, darum, die Clique
loszuwerden und herauszubekommen, wer Moulton umgebracht hat, selbst auf die
Gefahr hin, daß du es selber gewesen bist.«
»Dazu
stehe ich nach wie vor«, erklärte sie mürrisch.
»Außer
dir haben alle einen triftigen Grund, der Clique anzugehören«, meinte ich.
»Ich
hab’ dir doch von der Party erzählt«, fuhr sie ärgerlich auf. »Sie haben mich
festgehalten und einfach vergewaltigt.«
»Damals
hast du dich nicht wehren können, das stimmt. Aber warum hast du nicht
hinterher etwas unternommen?«
»Zum
Beispiel?«
»Du
hättest die Polizei einschalten können.«
»Alison
hat mir gedroht, sie würde mich in die Klapsmühle bringen, wenn ich zur Polizei
gehe.«
»Wenn
du sofort hingegangen wärst, hätte man dir dort geglaubt«, versicherte ich.
»Bei einigen Namen wären sie hellhörig geworden. Deine Schwester war, schon ehe
sie Dane in die Hände fiel, in psychiatrischer Behandlung gewesen, das hätte
sich belegen lassen. Und die Bullen hätten sich bestimmt für Dane interessiert.
Ein Psychiater, dem die Praxis weggenommen wurde, weil er seiner eigenen
Schwester den Rat gibt, sich das Leben zu nehmen, ist für die Polizei bestimmt
ein interessanter Fall.«
»Du
hast gut reden«, empörte sie sich. »Wenn du durchgemacht hättest, was mir
passiert ist, würde man von dir ganz andere Töne hören!«
»Ich
überlege gerade, ob du nicht noch einen anderen Grund gehabt hast, mich zu
engagieren«, sagte ich nachdenklich.
»Was
soll denn das schon wieder heißen?«
»Das
weiß ich selber nicht so genau. Hast du mir irgend etwas verschwiegen, Erica?«
»Du
bist der mißtrauischste Kerl, dem ich je begegnet
bin«, jammerte sie. »Ich habe dir doch gesagt, weshalb ich dich engagiert habe:
Weil ich von dieser miesen, gemeinen Bande loskommen will. Okay, ich habe noch
keine konkreten Pläne für die Zukunft. Und warum nicht? Sehr einfach: Weil ich
mir nicht vorstellen kann, daß es eine Zukunft für mich überhaupt noch gibt. Du
warst meine einzige Hoffnung. Ist das klar?«
»Ja,
das ist ziemlich klar, Erica.«
Sie
schob ihren Teller weg und stand auf. »Ich fahre ein bißchen weg. Zum
Abreagieren. Du bist der einzige Mensch, habe ich gedacht, dem ich vertrauen
kann, Danny Boyd. Und jetzt stelle ich fest, daß du mir nicht glaubst.«
Sie
stürzte aus der Küche. Ich hörte, wie die Haustür zuknallte, dann heulte ein
Motor auf. Luke Pollard war entschieden ein Schmierenschauspieler, überlegte
ich, während ich die Kaffeemaschine anwarf. Erica Radcliffe war entweder eine
Schauspielerin, die reif für den Oscar war, oder sie sagte die Wahrheit. Bisher
war noch beides drin. Es war keine erfreuliche Aussicht.
11
Der
Nachmittag schleppte sich hin. Gelegentlich machte ich eine Runde im Pool und
ließ mich dann in der Sonne braten. Ich hatte mir ein Badetuch mit
hinausgenommen und den Colt unter eine Ecke des Frottierstoffs gesteckt. Der
Himmel war blau, die Sonne schien, und es war entschieden weniger überfüllt als
in Jones Beach, New Yorks öffentlichem Badestrand. Gegen halb vier hörte ich
einen Wagen vor dem Haus. Ich sah hoch, aber zehn Minuten lang passierte
überhaupt nichts. Dann erschien Alison in ihrem orangeroten Minibikini.
»Ganz
allein?« wunderte sie sich. »Ich denke, du liegst mit Schwesterherz im Clinch?«
»Sie
ist ausgefahren«, erklärte ich. »Wir sind ein bißchen aneinandergeraten, da ist
sie abgebraust, um sich abzureagieren.«
»Wenn
du dich auch abreagieren
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