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Schneller als das Licht (Orion 11)

Schneller als das Licht (Orion 11)

Titel: Schneller als das Licht (Orion 11) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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würden ihre Federn verloren haben vor lauter Neid.«
    »Viel wahrscheinlicher, Kybernetiker, wäre es, daß sie fluchtartig die Raumkugel verlassen würden.«
    Atan lachte Mario ins Gesicht.
    »Und eine schöne Sprache haben wir auch«, stellte die Funkerin fest. »Das habe ich bisher an Bord noch nicht bemerkt. Du solltest dich darauf verlegen, Atan, Gedichte zu rezitieren.«
    Atan winkte ab und grinste säuerlich.
    »Ich kann ja einmal versuchen, die Literatur von Pieter-Paul Ibsen laut vorzulesen. Für lange Wachen während einsamer Flüge.«
    Cliff sah fasziniert zu, wie ein golden und grün schimmerndes Insekt langsam über den Zentralschirm krabbelte. Sie hatten den Käfer vermutlich im Stoff einer ihrer Jacken mit ins Schiff gebracht. Cliff beschloß, das Tierchen als Maskottchen der AZTRAN zu betrachten.
    Plötzlich sagte Atan leise:
    »Sie sprachen davon, daß es mehrere Milliarden Menschen gäbe. Die Menge würde ohne Schwierigkeiten für ihre gesamte Rasse ausreichen. Diese Rasse muß von außerhalb der Raumkugel kommen, denn sie wären entdeckt worden – so wie alle Angreifer bisher. Ihre Anzahl kann sehr hoch sein.«
    Mario fügte hinzu:
    »Und ihre Begabung, vermutlich ohne größere Schwierigkeiten von einem Körper zum anderen überzuwechseln, ist dabei die größte Gefahr für die Erde. Sie sind praktisch nicht zu töten. Schiffe kann man zerstören, aber dieses merkwürdige Leben kann nicht ausgelöscht werden.«
    Cliff hatte einen Einwand.
    »Verlieren wir uns nicht in müßigen Spekulationen, Mario«, sagte er laut. »Wir sollten zwar versuchen, die möglichen Variationen durchzudenken. Du weißt, daß ich viel lese. Ein früher Kollege von Pieter-Paul Ibsen, ein Terraner namens Dürrenmatt , sagte, daß jede Geschichte nur dann richtig erzählt sei, wenn sie das schlimmstmögliche Ende genommen habe. Diesen Ausgang wünsche ich nicht. Wir müssen die Gefahr genau sehen, schnell arbeiten und ebenso schnell eingreifen. Auf uns liegt die Verantwortung.«
    »Gut gesprochen, Kommandant«, sagte Sigbjörnson. »Und da ich die Verantwortung für die Garrards habe und für ihren richtigen Zusammenbau, werde ich mich jetzt auf eins, wenn nicht auf beide Ohren legen. Ich bin in acht Stunden wieder voll einsatzbereit.«
    Er stand auf, machte ein paar Lockerungsübungen und stellte sich in den Lift. Die halbrunde Platte glitt nach rechts, und Hasso verließ die Zentrale.
    Als er gegangen war, schien plötzlich eine frostige Atmosphäre in der Kommandokanzel zu herrschen. Die Menschheit ahnte nicht, welche Gefahr auf sie zuschwebte in Gestalt zweier Schiffe voller Wesen, die ihren Verstand, ihr Ich von einem Körper zum anderen transportieren konnten.
    »Das ist die Gefahr«, sagte Cliff.
    »Wie?«
    »Wir sitzen vorläufig hier fest und sind die einzigen, die von dem bevorstehenden Angriff wissen. Fünf Leute und ein havariertes Schiff. Ich bin überzeugt, daß wir das Richtige tun.«
    Helga schaltete das Funkgerät auf Alarmruf und blieb abwartend neben ihrem Sessel stehen.
    »Sollten wir nicht lieber zur Erde starten, sobald Hasso und Mario die Maschine repariert haben?« fragte sie. Nur Cliff merkte, daß das schlanke Mädchen Angst hatte.
    »Nein«, sagte er ruhig. »Ich habe es tausendmal erlebt, daß meine Warnungen für phantastische Erzählungen gehalten wurden. Diesesmal werden wir wie ein Blitz auftauchen und eingreifen. Dann haben wir Grund zum Eingreifen, und man wird keine dummen Bemerkungen machen. Denkt daran – wir alle stehen in dem Ruf, eine mehr als eigenwillige Bande zu sein, trotz der Ehren und der Beförderung.«
    Mario nickte, und ein bitterer Zug kam um seine Lippen.
    »Wie wahr!« seufzte er. »Du hat ja so recht!«
    »Also ist es besser, wir beenden unseren Testflug auf die vorgeschriebene Art und Weise und treffen sehr knapp, aber gerade noch zum richtigen Zeitpunkt in Erdnähe ein. Außerdem scheinen unsere farbenfrohen Vogelfreunde die Segnungen unserer Technik ziemlich gering einzuschätzen.
    Und genau das ist unser Vorteil.«
    Mario stand auf und betrachtete seine ölverschmierten und aufgeschundenen Finger.
    »Ich bin müde!« erklärte er übergangslos. »Und ich bitte, mich aus der Koje zu rollen, sobald sich Hasso zeigt. Klar, Kommandant?«
    Cliff nickte und deutete auf den Lift.
    »Gute Nacht«, sagte er, und dann verbesserte er sich: »Oder versuche diesesmal, einen Mittagsschlaf umzufunktionieren.«
    »Okay, Oberst!« erwiderte der Chefkybernetiker und ging.
    Cliff,

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