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Schneller als das Licht (Orion 11)

Schneller als das Licht (Orion 11)

Titel: Schneller als das Licht (Orion 11) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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mußten. Wamsler war kein Werkzeug, kein durch Telenosestrahlen Gesteuerter – er war der Fremde selbst.
    Er fuhr zu dem nächsten Lift, ließ den Wagen stehen und ließ sich nach unten bringen, in die Kavernen und Stollen der Basis 104. Er durchquerte die leeren Korridore, nickte der Ordonnanz in seinem Vorzimmer flüchtig zu und ließ sich die Lichtflutbarriere öffnen.
    Der erste Fremde war da.
    Der lautlose Angriff hatte begonnen.
     
    *
     
    Pseudowamsler – oder: in der Sprache, die sie von den Sternen mitgebracht hatten ... also Marzal – fand sich binnen einiger Sekunden, wobei er die Erinnerung seines Wirtes zur Hilfe nahm, fabelhaft zurecht. Er konnte das Instrumentarium dieser Abteilung souverän handhaben.
    Er umrundete den schweren Schreibtisch, schaltete einige Lampen an und blickte nachdenklich auf die Projektion des 900-Parsek-Raumes. Er korrigierte binnen kurzer Zeit seine Einstellung über Technik und Zivilisation der Rasse, der er nun angehörte und grinste wohlwollend. Dann setzte er sich. Jeder, der Marzal sehen würde, mußte glauben, er habe Wamsler vor sich. Der psychologische Schock, der von der Wahrheit ausgehen würde, lähmte diese Welt binnen einiger Stunden, dachte Marzal. Er drückte den ersten Knopf der breiten Schaltleiste.
    Der Videophonschirm erhellte sich.
    »Marschall Wamsler? So spät? Was kann ich für Sie tun?«
    Marzal lehnte sich zurück, lächelte angenehm und brummte:
    »Sie können eine Anzahl von Verbindungen für mich herstellen. Legen Sie alle auf diesen Schirm, so daß ich nicht ein Dutzend Male reden muß.«
    Das junge Mädchen, eine zukünftige Funkerin, lächelte zurück.
    »Welche Personen wünschen Sie zu sprechen?«
    Marzal suchte nach Informationen, fand sie und wandte sie an.
    »Geben Sie mir ... Spring-Brauner, von Wennerström, Kublai-Krim und Sir Arthur. Und Professor Sherkoff. Sofort.«
    Höflich entgegnete der Kadett:
    »Von Wennerström ist zur Zeit auf einer Informationsreise im Rahmen des Galaktischen Jahres. Staatssekretär von Wennerstein vertritt ihn.«
    Das war ein Fehler, der nie wieder passieren durfte, sah Marzal augenblicklich ein. Er rieb seine Augen, gähnte kurz und sagte:
    »Ich habe kaum geschlafen. Diese beiden Namen führen leicht zu Verwechslungen ... also geben Sie mir von Wennerstein.«
    »Gut. Was darf ich ausrichten?«
    Marzals Finger schlugen einen schnellen ungeduldigen Wirbel auf der Tischplatte.
    »Sagen Sie ihnen, es wäre ein Ruf mit Alphaorder. Sie sollen, so schnell sie können, hier eintreffen. Es geht um die Erde.«
    Der Kadett notierte etwas außerhalb des Linsenbereiches.
    »Sollen wir Oberst Villa, den GSD-Chef, nicht auch hinzuziehen?«
    Marzal fühlte den leisen Stich eines Schreckens in sich und schüttelte gelassen den Kopf. Dann grollte er mit Wamslers Stimme:
    »Sie sollen nicht denken, junge Frau, sondern mir die Vermittlung herstellen.«
    Wamsler kannte den Nachtdienst seines Büros schon lange und hätte nicht verwundert sein dürfen, als der weibliche Kadett erwiderte:
    »Ihre Laune, Marschall, ist ziemlich schlecht. Darf ich Ihnen einen Kaffee bringen?«
    Marzal schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie:
    »Meine Laune geht Sie nichts an! Geben Sie mir die Herren! Und – merken Sie es sich!«
    Das Lächeln auf dem Videoschirm fror ein.
    »Was, Marschall?«
    »Ich bin nicht Wamsler!«
    Marzal schaltete den Schirm aus und lehnte sich wieder zurück. Er war nicht als einer gekommen, der Verhandlungen führen wollte, sondern als ein Mann, der ein Ultimatum überbrachte.

 
5
     
    Oberst Henryk Villa, der kleine und grauhaarige Chef des Galaktischen Sicherheitsdienstes, hatte aus seinem Pech während der Invasion eine Lehre gezogen. Er traute sich selbst nicht mehr, um so weniger dann anderen. Und an allen Stellen, die wichtig waren, saßen jetzt seine Leute. Einer von ihnen hörte die Unterhaltung zwischen Wamsler und der Ordonnanz mit an, erschrak und meldete den Vorfall seinem Chef.
    Dieser entschied, daß Mißtrauen gerechtfertigt war und schaltete durch.
    Villa wurde aus dem Schlaf gerissen.
    »Ja?« murmelte er und bemühte sich, die Einzelheiten auf dem Schirm neben seinem Bett richtig zu erkennen.
    »Hier ist Leutnant Pirana, Sir. Es besteht der Verdacht, daß Marschall Wamsler merkwürdige Ausfallerscheinungen zeigt, deren Auswirkungen gefährlich werden können. Ich wollte Sie warnen.«
    Voll Erstaunen hörte Villa die Nachricht. Wamsler, ein alter Freund von Villa, war bei allen gegensätzlichen

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