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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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Aber vielleicht gebe ich mir auch nicht so wirklich Mühe. Also: Gesetzt den Fall, dass ich es mir vorstellen könnte, dann wollte ich es vielleicht gar nicht …«
    »Ja, ja, Hardy, schon okay.«
    Als die Polizisten wieder aus dem Haus kommen, steigen wir noch einmal kurz aus.
    »Wir fahren wieder. Die müssen selbst wissen, was sie tun. Sie …« – der ältere Polizist deutet in Richtung Wohnung – »… erzählt, sie sei gestolpert und mit dem Kopf gegen den Türrahmen geknallt. Und der Mann möchte uns alle wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen, weil wir seine Frau nicht in die Psychiatrie bringen. Die sollen machen, was sie wollen.«
    »Und spätestens nächstes Wochenende sind wir dann wieder da«, sagt der Jüngere der beiden.
    Wir machen uns auf den Rückweg, der über die Bundesstraße quer durch den Landkreis führt.
    »Mal was wirklich Wichtiges«, beginnt Hardy. »Was essen wir heute Abend?«
    »Ich hätte Lust auf Chinesisch.«
    Hardy verzieht das Gesicht. »Nö, bitte nicht schon wieder. Was ist mit Döner?«
    »Ja, Hardy, gern morgen. Aber kein Knoblauch im Dienst.«
    Harte Verhandlungen beginnen.
    »Italiener?«, fragt Hardy.
    »Schon wieder?«
    »Ja. Klar.«
    »Na gut.«
    Ich hole meinen Geldbeutel raus. »Können wir noch kurz bei einer Bank halten?«
    Vor mir am Geldautomaten sind noch zwei weitere Kunden. Ein älterer Mann, der seine PIN -Nummer offenbar vergessen hat und nun laut überlegt, ob er es ein drittes Mal versuchen soll.
    »Das würde ich nicht tun!«, sage ich. »Sonst zieht der Automat die Karte noch ein.«
    Die Dame, die vor mir steht, nickt.
    Dann, als der Mann gerade gehen will, bemerkt er, dass er nur die falsche Scheckkarte in den Automaten gesteckt hatte, und nun hebt er doch noch Geld ab. Als ich endlich an der Reihe bin, hupt es draußen vor der Bankfiliale laut. Hardy winkt mir aufgeregt zu und fuchtelt mit der Hand in einer Drehbewegung über seinem Kopf herum: »Notfalleinsatz« soll das wohl heißen. Ich renne zum RTW .
    »Wo – geht’s hin?«, will ich beim Einsteigen wissen. Ich bin etwas außer Atem.
    »Nirgends.« Hardy lacht. »Das war ein kostenloser Probealarm.«
    »Du A…«
    Ich gehe zurück. Vor dem Geldautomaten im Vorraum stehen schon wieder zwei Leute. Danke, Hardy, du bist ein echter Freund , denke ich.
    In diesem Moment hupt es wieder.
    Ich drehe mich um und schüttle den Kopf.
    Hardy ruft mir etwas zu, das ich aber nicht verstehe.
    Warte nur … – wenn das wieder nicht stimmt!
    Als ich ins Auto springe, fährt Hardy schon an, biegt auf die Hauptstraße und schaltet das Blaulicht ein. Dann sagt er: »Tut mir echt sorry … Wir müssen raus aufs Land: Wessiszell, einmal bewusstlos.«
    Das Notarzteinsatzfahrzeug aus Aichach steht schon vor dem Anwesen. Ein alter Bauernhof. Dr. Stahlhaus und ein Sanitäter gehen gerade in das Haus. Wir nehmen EKG , Notfallkoffer, Beatmungsplatte und Absauggerät mit. Noch bevor wir an der Tür sind, ist sie wieder ins Schloss gefallen.
    »Dankeschön«, sagt Hardy lakonisch und klingelt.
    Es dauert, bis uns der Kollege öffnet.
    »Solltet ihr mal unsere Hilfe brauchen, dann denkt dran, wir stehen brav vor der Tür und …«, will Hardy die Situation kommentieren, stockt dann aber, weil uns auch Dr. Stahlhaus wieder entgegenkommt.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Wir müssen in ein anderes Gebäude«, antwortet er und bittet dann den etwa vierzig Jahre alten Mann in grüner Arbeitshose, der hinter ihm aus dem Haus getreten ist, uns den Weg in die Wohnung seiner Mutter zu zeigen.
    Der Bauer eilt voran und führt uns in einem Nebengebäude eine schmale Treppe hinauf. Es riecht nach frischer Farbe.
    Durch die offene Tür sieht man schon den reglosen Körper einer älteren Frau, die im Bett liegt. Dr. Stahlhaus ist auch schon bei der Patientin, zieht die Bettdecke etwas zurück und fasst die Frau an der Schulter an.
    »Na ja«, sagt er und dreht sich um. »Wann haben Sie Ihre Mutter denn das letzte Mal gesehen?«
    »Vor etwa drei Stunden.«
    » EKG ?«, fragt der Aichacher Kollege.
    Dr. Stahlhaus nickt.
    Das EKG zeigt eine glatte Nulllinie. Um ganz sicherzugehen wackelt er noch einmal an den Elektroden.
    »Ihre Mutter ist nicht bewusstlos, sie ist tot. Das haben Sie doch sicher selbst schon gedacht, oder?«
    Der Bauer nickt.
    »Wo kann ich mich denn einmal hinsetzen und mein Protokoll ausfüllen?«, fragt Dr. Stahlhaus.
    Der Mann bringt den Doktor in ein Nebenzimmer. Der Aichacher Kollege nimmt das EKG und den Koffer und

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