Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)
ändern (zumindest ein wenig), wenn wir erfahren, dass das Risiko einer Aktivität, die wir nicht mögen, kleiner ist, als wir dachten. Doch die Information über die niedrigeren Risiken wird auch Ihre Sicht des Nutzens (zum Positiven) verändern, selbst wenn in der Information, die Sie erhalten haben, nichts über den Nutzen gesagt wurde. 6
Wir sehen hier eine neue Seite der »Persönlichkeit« von System 2. Bis jetzt habe ich es überwiegend als einen mehr oder weniger gefügigen Beobachter beschrieben, der System 1 erheblichen Spielraum lässt. Ich habe System 2 auch als aktiv bei der gezielten Gedächtnissuche, komplexen Berechnungen, Vergleichen, Planungen und Entscheidungen beschrieben. Bei dem Schläger-und-Ball-Problem und bei vielen anderen Beispielen, bei denen die beiden Systeme miteinander wechselwirken, schien es, als hätte System 2 die oberste Zuständigkeit und könnte den Vorschlägen von System 1 widerstehen, kognitive Prozesse verlangsamen und eine logische Analyse auferlegen. Selbstkritik ist eine der Funktionen von System 2. Doch im Kontext von Einstellungen ist System 2 eher ein Fürsprecher der Emotionen von System 1 als ein Kritiker dieser Emotionen – eher ein Unterstützer als ein Kontrolleur. Seine Suche nach Informationen und Argumenten beschränkt sich überwiegend auf Informationen, die mit bestehenden Überzeugungen in Einklang stehen, und verfolgt nicht die Absicht, diese zu überprüfen. Ein aktives, nach Kohärenz strebendes System 1 schlägt einem anspruchslosen System 2 Lösungen vor.
Zum Thema »Ersetzung und Heuristiken«
»Erinnern wir uns noch an die Frage, die wir beantworten wollen? Oder haben wir sie durch eine leichtere ersetzt?«
»Die eigentliche Frage lautet, ob diese Kandidatin Erfolg haben kann. Die Frage, die wir zu beantworten scheinen, lautet, ob sie bei Interviews gut rüberkommt. Wir sollten die Frage nicht ersetzen.«
»Da er das Projekt mag, glaubt er, dass es niedrige Kosten und einen hohen Nutzen hat. Ein hübsches Beispiel für die Affektheuristik.«
»Wir benutzen die Ertragszahlen des letzten Jahres als eine Heuristik zur Vorhersage des Unternehmenswertes in ein paar Jahren. Ist diese Heuristik gut genug? Welche weiteren Informationen benötigen wir?«
Die folgende Aufstellung enthält eine Liste von Merkmalen und Aktivitäten, die System 1 zugeschrieben werden. Jeder dieser aktiven Sätze ersetzt eine Aussage, die technisch präziser, aber schwerer zu verstehen wäre, mit der Folge, dass ein mentales Ereignis automatisch und schnell geschieht. Ich hoffe, dass Ihnen die Liste der Merkmale helfen wird, ein intuitives Gefühl für die »Persönlichkeit« des fiktiven Systems 1 zu entwickeln. Wie bei anderen Personen, die Sie kennen, werden Sie intuitiv erahnen, was System 1 unter verschiedenen Umständen tun wird, und die meisten Ihrer Ahnungen werden zutreffend sein.
Merkmale von System 1
– erzeugt Eindrücke, Gefühle und Neigungen; unterstützt durch System 2, werden diese zu Überzeugungen, Einstellungen und Intentionen
– arbeitet automatisch und schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung
– kann von System 2 so programmiert werden, dass Aufmerksamkeit mobilisiert wird, wenn ein bestimmtes Muster erkannt wird (Suche)
– führt sachkundige Reaktionen aus und erzeugt sachkundige Intuitionen, nach ausreichender Schulung
– erzeugt ein kohärentes Muster aktivierter Vorstellungen im assoziativen Gedächtnis
– verbindet ein Gefühl kognitiver Leichtigkeit mit Wahrheitsillusionen, angenehmen Gefühlen und verminderter Vigilanz
– unterscheidet das Überraschende vom Normalen
– schließt auf Ursachen und Absichten und erfindet beide
– vernachlässigt Ambiguität und unterdrückt Zweifel
– hat die Tendenz, Informationen zu glauben und zu bestätigen
– überzeichnet die emotionale Konsistenz (Halo-Effekt)
– konzentriert sich auf verfügbare Informationen und blendet fehlende aus ( WYSIATI)
– erzeugt eine beschränkte Menge elementarer Bewertungen
– repräsentiert Mengen durch Normen und Prototypen, integriert nicht
– stimmt Intensitäten skalenübergreifend ab (z. B. Größe mit Lautstärke)
– berechnet mehr als beabsichtigt (mentale Schrotflinte)
– ersetzt manchmal eine schwierige Frage durch eine leichtere (Heuristik)
– reagiert empfindlicher auf Veränderungen als auf Zustände (Neue Erwartungstheorie) a
– übergewichtet niedrige Wahrscheinlichkeiten a
– zeigt verminderte
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