Schnellkurs in Sachen Liebe
beschlossen, sie einzugehen. Das solltest du irgendwo in deiner Schuldbilanz berücksichtigen und schauen, ob es die Gewichtung verändert.“
„Was, wenn nicht?“
„Dann frag dich das: Hätte einer deiner Partner in deiner Lage und mit den Informationen, die du hattest, dieselbe Entscheidung getroffen?“
„Ich weiß es nicht.“
„Dann würde ich vorschlagen, du fragst nach. Die Alternative wäre, dass du dich mit einer Flasche Whisky auf einer einsamen Insel verkriechst.“
„Autsch.“
„Ich habe einen Bruder, der irgendwohin verschwunden ist, weil er glaubt, daran schuld zu sein, dass meine Schwester unter seiner Führung verletzt wurde. Wenn dich das tröstet – ich habe auch mit ihm kein großes Mitleid. Am Anfang schon. Aber mittlerweile will ich nur wissen, wo er steckt, damit ich ihm sagen kann, was für ein gedankenloser, selbstsüchtiger Bastard er ist.“
„Nochmals autsch.“
„Wäre dir eine Umarmung lieber?“
„Ja.“ In seinen Augen lag ein Funkeln und auf seinen Lippen ein Lächeln. „Vorzugsweise eine, bei der du nicht vor Furcht erstarrst.“
„Flirten wir jetzt wieder?“
„Sag du es mir.“
„Ich weiß es nicht. Für manche Leute ist flirten ein Kinderspiel. Ich gehöre nicht dazu.“
„Was du nicht sagst.“
„Was nicht heißt, dass ich nicht gern besser darin wäre. Ich möchte lernen, richtig zu flirten, oder zumindest ein wenig besser zu flirten, als ich es jetzt tue. Und ich habe mich gefragt, ob …“ Großer Gott, sie hatte mehr getan als sich nur zu fragen. „Ich hatte gehofft, du würdest mich üben lassen.“
„Üben“, wiederholte er.
„An dir“, erläuterte sie. „Ungefähr so wie gestern Abend.“
„Poppy, gestern Abend, das war ein Desaster.“
„Ja, ich weiß, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe.“
„Einen langen Weg …“ Seb schüttelte den Kopf so, als könne er ihn auf diese Weise freibekommen. „Wie kommst du auf die Idee, ich könnte dir beibringen, wie man flirtet?“
„Nun, du hast mir gerade geholfen, meine Angst zu besiegen. Du bist ein hervorragender Lehrer. Geduldig. Ruhig. Kompetent. Ich bin sicher, du könntest dasselbe tun, wenn es darum geht, meine Furcht vor dem Flirten zu überwinden. Mich anleiten, sozusagen.“
Seb starrte sie einfach nur an.
„Ich könnte dich bezahlen“, bot sie an. „Schüler bezahlen ihre Lehrer die ganze Zeit.“
Diesmal blickte er sie mit einer Art fasziniertem Entsetzen an. „Großer Gott, sie hält mich für einen Gigolo.“
„Keinen Gigolo“, widersprach sie hastig. „Einen Mentor. Es müsste ja keinen Sex geben. Wir könnten Grenzen setzen. Kein Sex. Nur begrenzte Berührungen. Alles im Kopf. Genauso wie gestern Abend, bevor wir uns geküsst haben.“
„Ein entmannter Gigolo“, sagte er und starrte sie weiterhin konsterniert an. „Mit einer masochistischen Ader.“
„War das ein Ja?“
„Nein!“
„Möchtest du, dass ich dir ein wenig mehr Bedenkzeit gebe?“
„Wieder nein. Poppy, auch auf die Gefahr hin, total selbstsüchtig zu klingen – was ich auch bin –, in dieser Sache ist nichts für mich drin außer Kopfschmerzen.“
„Was ist mit der Freude am Unterrichten?“, entgegnete sie.
„Das meinst du wirklich ernst, oder?“
„Na ja, ich bin verzweifelt“, gab sie zu.
„Wow, das ist wirklich ein Kompliment“, murmelte er leise, worauf sie vor lauter Scham ganz rote Wangen bekam.
„Ich wollte dich nicht beleidigen“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich kann nicht besonders gut mit Menschen umgehen – das weißt du vermutlich bereits. Ich habe einfach eine Möglichkeit gesehen, mich zu verbessern, das ist alles. Und ich habe dich in die Rolle des Lehrers versetzt, weil du wirklich gut darin zu sein scheinst. Das sollte wirklich keine Beleidigung sein.“
„Du machst mich verrückt“, sagte er barsch. „Du bist seit zwei Tagen hier, und ich muss schon wahnsinnig sein, dass ich es überhaupt nur in Betracht ziehe , deine Bitte zu erfüllen. Tom wird mich umbringen. Dein Bruder wird mich umbringen. Die Männerwelt mag sich nie davon erholen, wenn ich dich bewaffne und auf sie loslasse.“
Sie starrten sich einen Moment sprachlos an. Schließlich sagte Seb: „Ich kam hierher, um zu schwimmen. Und das werde ich auch tun. Und wider besseres Wissen werde ich dich in einer Stunde im Billardraum treffen, wo du deine nächste Lektion in Männer-Frauen-Beziehungen erhalten wirst.“
„Meinst du das ernst?“
Er warf ihr einen
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