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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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in die Augen. Ein Stück Plastikfolie gerät in seinen Mund. Er muss würgen und ist sicher, dass er gleich ersticken wird. An seinem eigenen Erbrochenen, am Luftmangel oder an der nächsten Ladung Müll. Irgendwie gelingt es ihm, die Plastikfolie auszuspucken und seine Lippen so zu verziehen, dass er an ihr vorbeiatmen kann.
    Durchhalten.
    Durchatmen.
    Und weiter strampeln. Eine andere Chance hat er nicht.
    Zentimeterweise gelingt es ihm, den Müll um sich herum zu komprimieren und sich etwas Freiraum zu verschaffen. Allmählich lässt auch der Druck auf seinen Brustkorb etwas nach. Dann, mit einer letzten gewaltigen Anstrengung, schafft er es, sich nach oben zu drücken. Raschelnd gibt der Müll unter ihm nach und füllt die Lücke, die er gelassen hat. Er liegt jetzt fast waagerecht und kann den Kopf drehen. Über ihm ist nur noch eine dünne Schicht Müll, zwischen dem Licht hindurchsickert. Licht und Luft!
    Plötzlich hört er Stimmen. Zwei Stimmen, genauer gesagt. Er will gerade um Hilfe rufen, da drückt von oben etwas schwer auf seinen Brustkorb. Im ersten Augenblick glaubt er an eine zweite Ladung Müll, aber dann fällt ihm auf, dass kein Müllwagen und keine Hydraulik zu hören sind. Stattdessen sind die Stimmen jetzt direkt über ihm.
    Â»Was für ’n Scheißjob, Mann!«, flucht jemand.
    Der Druck auf Gabriels Brustkorb verlagert sich, und er schnappt nach Luft.
    Â»Sarkov wird langsam weich in der Birne«, knurrt der zweite Mann.
    Sarkov? , denkt Gabriel verblüfft. Mit einem Schlag erinnert er sich daran, was in Yuris Büro passiert ist, bevor er das Bewusstsein verloren hat.
    Â»Pass bloß auf, was du sagst. Sonst landest du auch auf der Kippe.«
    Â»Ich mein ja nur. Erst soll’n wir ihn hier abladen, und dann fällt Sarkov ein, dass wir ihn wieder zurückholen müssen?«
    Gabriel kann nicht fassen, was er hört.
    Â»Er wird schon seine Gründe haben. Bloß weil du zu dämlich bist, das zu kapieren, heißt das ja noch lange nicht, dass das keinen Sinn macht.«
    Â»Wo soll da der Scheißsinn sein, Mann?«
    Â»Jedenfalls will er ihn sich noch mal vorknöpfen. Sonst hätte er nicht so’n Aufstand gemacht. Cogan hat gesagt, Sarkov wär aus seinem Büro raus und hätte plötzlich rumgebrüllt, wir sollen den Hurensohn sofort wieder zurückholen.«
    Â»Er hat Hurensohn gesagt?« Der Mann lacht meckernd.
    Â»Keine Ahnung. Hat Cogan gesagt.«
    Â»Fuck. Aber der Arsch is nicht mehr da. Jedenfalls nich, wo wir ihn hingelegt haben. Der ist weg.«
    Â»Und wenn hier einer von den Lastern Müll hingekippt hat? Ich meine, auf ihn drauf.«
    Für einen Moment herrscht Stille. Nur der Müll über Gabriel knirscht, als einer der Männer sein Gewicht verlagert. »Weiß nicht. Ich sehe hier keine Laster.«
    Â»Wart mal«, sagt der andere. Dann ertönt plötzlich ein messerscharfer Laut, direkt neben Gabriel, so als ob jemand einen Kürbis durchbohrt.
    Tschrk!
    Und dann direkt noch einmal, ein paar Zentimeter weiter weg. Tschrk!
    Gabriel erstarrt.
    Â»He. Was soll’n das werden? Müll am Spieß?«
    Tschrk!
    Eine lange Stange sticht unmittelbar unter Gabriels Achsel durch und verfehlt seine Brust nur um wenige Zentimeter.
    Â»Ich guck nur, ob da was is.«
    Tschrk!
    Diesmal bohrt sich die Stange neben Gabriels linkem Auge durch den Müll, so nah, dass er das Metall an seiner Haut spüren kann.
    Â»Willst du die ganze Kippe durchlöchern, oder was?«
    Â»Ach, scheiß doch der Hund drauf!«
    Der Metallstab rauscht wieder durch Müll, diesmal in der Nähe von Gabriels Scheitel. Er hält den Atem an, überlegt fieberhaft. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihn einer der Stiche erwischt. Ist es besser aufzugeben?
    Â»Vielleicht hätten wir ihn nicht reinwerfen sollen. Wegen den Mülllastern, meine ich, wenn er jetzt verschüttet ist. Sollte doch nur ’ne Warnung sein.«
    Â»Also – ich seh keine Laster«, wiederholt der andere.
    Â»Also ist er abgehauen?«
    Â»Scheiße, was weiß denn ich. Wo ist denn da der Unterschied? Wenn er hier drunterliegt, is er sowieso weg. Und wenn er weg is, dann is er auch weg.«
    Schweigen.
    Â»Und Sarkov?«
    Â»Wir sagen’s ihm halt. Dass er weg ist. Abgehauen eben. Gabriel war ja schon immer ein zäher Bastard.«
    Wieder ist es einen Moment lang still. Ein paar

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