Schnittmuster
war kalt, trotzdem schloss er seinen langen Mantel nicht â so war er beweglicher. Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach acht â ein optimaler Zeitpunkt. Chinese Tony war bestimmt zu Hause. Der ScheiÃkerl beging seine Verbrechen vornehmlich nachts.
Striker wartete darauf, dass sein Handy summte. Er nahm direkt ab.
»Alles klar mit dir?«, fragte Felicia.
»Okay. Kannst mit dem Quatschen loslegen.«
»In Ordnung.« Er hörte »Polizei! Sofort aufmachen!« und Sekunden später das leise schabende Geräusch der aufgleitenden Terrassentür.
Striker blinzelte durch einen Spalt in der Hecke und erspähte den Gesuchten.
Chinese Tony war ein WeiÃer â er hatte den Spitznamen Ende der Neunziger verpasst bekommen, weil er als einziger weiÃer Junge mit den Gum Wah Boyz abhing. Er war immer ein drahtiger kleiner Bursche gewesen, hatte aber seit ihrer letzten Begegnung mächtig abgenommen. Er konsumiert sein eigenes Produkt, tippte der Detective. Ein verhängnisvoller Fehler.
Hohlwangig, die Augen von dunklen Ringen verschattet, zog sich eine breite Narbe von Tonys Schläfe bis unters Kinn. Die Narbe war neu und eine von vielen. Seine dunkelbraunen Haare waren raspelkurz geschnitten. Er trug das übliche Loser-Outfit â löchrige Bluejeans und schwarzes Kapuzensweat â und kam wie eine lichtscheue Kakerlake über die Terrasse geschossen. Er lief über die kleine Grünfläche und den Zaun â¦
Striker rammte ihm seinen Ellbogen hart in den Solarplexus.
Chinese Tony taumelte nach hinten. Knallte vor den Zaun, stolperte und klappte zusammen. Er blinzelte benommen.
»Was soll der Schei�« Er rappelte sich auf.
»Sag mir lieber, wieso du vor der Polizei türmst, Tony?«
»Wer zum ⦠Detective Striker?«
»Bin echt baff, der Kerl erinnert sich an mich.«
Der Detective packte Tonys Arm und war entsetzt. Der Typ war bloà noch Haut und Knochen. Er drückte Tony ins Gras und legte ihm Handschellen an. Als Felicia zu ihnen stieÃ, zog Striker ihn wieder auf die FüÃe.
»Wieso fliehst du vor der Polizei?«, hakte er energisch nach.
»Ich hab nichts zu verbergen.«
»Das hab ich nicht gefragt.«
»Ich hab nichts gemacht. Hab gestern noch meinen Bewährungshelfer getroffen. Also verpissen Sie sich. Sie haben nichts gegen mich in der Hand, Mann. Absolut null.«
Striker packte ihn an seinem Sweatshirt, zog ihn dicht vor sein Gesicht und zischte bedrohlich leise: »Hör mir mal gut zu, du kleiner Wichser. An der East Pender lagen drei Tote in einem Wagen, und die Zeugen behaupten, du bist der Täter. Ist das etwa nichts?«
»Ich war zu Hause.«
»Hab ich eine Uhrzeit genannt?«
Chinese Tony leckte sich nervös die Lippen und schwieg.
»Wir haben reichlich Fingerabdrücke gefunden«, setzte Felicia hinzu. »Sehr gute Fingerabdrücke. Sonst wären wir bestimmt nicht hier.«
»Ich hab geschlafen, hört ihr? Ali K. war auch hier. Er wird Ihnen das bestätigen.«
Striker blickte vielsagend zu Felicia, woraufhin sie grinste. Bingo. Ali K., Tonys vorgeschobener Alibigeber, war vermutlich derjenige, der auf dem Beifahrersitz in dem gestohlenen Van gesessen hatte.
Striker griente ebenfalls. »Alis Fingerabdrücke sind auch in dem Wagen, Einstein. Willst du sonst noch was loswerden? Sprich dich ruhig aus.«
Chinese Tony fiel vor Schreck die Kinnlade runter.
Der Detective schüttelte lachend den Kopf. »Deine Story hat mehr Löcher als ein Südseeschwamm.« Er verstärkte seinen Griff in Tonys Sweatshirt, zog ihn noch näher. Flüsterte dabei: »Das mit dem Autodiebstahl ist mir scheiÃegal, kapiert? Mich interessieren die drei Leichen.«
»Ich hab doch schon gesagt, ich war in keinem Van!«
»Hab ich was von einem Van erzählt?«
Damit hatte er Tony eiskalt erwischt.
»Ich w⦠will meinen A⦠Anwalt!«, stotterte der Junge.
Striker nickte beiläufig.
»Diese Leichen sind eventuell der Link zu einem Haufen toter Kids«, erklärte er. Dabei lieà er Tony nicht aus den Augen. »Ich weià zwar nicht, wie du in diese Sache verwickelt bist, aber ich weià eins: Du warst in dem verdammten Van. Du kannst jetzt locker alles zugeben und mir enthüllen, was dein Part war, oder wir machen es auf die harte Tour.«
»Verdammt, ich will meinen Anwalt.«
Striker drehte sich achselzuckend zu
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