Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
Vom Netzwerk:
der Stimmung, sich mit ihm auseinanderzusetzen.
    Sie nahmen den Aufzug ins Parterre, dann glitten sie durch das Nordportal ins Freie. Die Sonne kämpfte sich eben durch die Wolken. Kaum fielen die Kliniktüren hinter ihnen ins Schloss, erspähte Striker ausgerechnet diejenigen Personen, die er am liebsten von hinten sah – Inspektor Beasley und seinen kongenialen Chef, DC Laroche.
    Sie parkten direkt vor ihnen.
    Striker beobachtete ihn durch die Windschutzscheibe. Das Gesicht des DC sah müde aus, als hätte er letzte Nacht auf seinen obligatorischen Schönheitsschlaf verzichten müssen, seine Kiefermuskulatur zuckte vor Anspannung. Eigentlich war es zum Piepen komisch, aber Striker war nicht zum Lachen zumute. Eigenartigerweise tat ihm der Mann leid.
    Striker räumte es ungern ein, aber Laroche hatte zweifellos auch seine Stressmomente.
    Laroche stieg aus dem White Whale aus, der am Bordstein parkte. Er schlug die Beifahrertür zu und sah Striker. Woraufhin sich seine dunklen Augen verengten, sein blasses Gesicht lief rot an.
    Â»Was zum Henker haben Sie jetzt wieder gemacht, Striker?«, fluchte er.
    Striker blieb stehen. »Was hab ich gemacht?«
    Â»Verdammt richtig, Sie . Jedes Mal, wenn Sie unterwegs sind, for dern Sie Verstärkung an, und es gibt einen neuen Tatort. Inzwi schen sind es sechs – von hier bis Dunbar. Im Dezernat wird das Absperr band knapp, und mir fehlen die Leute. Sie haben Ihr Budget effek tiv für das ganze Jahr ausgeschöpft, das sag ich Ihnen.«
    Striker erwiderte seinen Blick mit tödlicher Ruhe. »Ja, ist mir schon klar, dass Sie schwer besorgt um Ihr Budget sind, Sir. Ich bin sicher, Constable Kwan auch – wenn sie überlebt.«
    Laroches Augen verengten sich. »Ich hab sie nicht in diese Lage gebracht.«
    Â»Natürlich nicht, weil Sie nie wirklich was machen. Das Einzige, worum Sie sich kümmern können, sind Ihre Haare. Im Übrigen sitzt da eins nicht richtig.«
    Â»Striker …«
    Â»Kwan sorgt sich vermutlich auch um Ihr Budget. Falls sie ihre Verletzungen überlebt. Und falls wir ihre Tochter finden.«
    Â»Seien Sie nicht so …«
    Â»Riku Kwan wird weiterhin vermisst, für den Fall, dass Sie das noch nicht wussten. Ich weiß, sie ist bloß ein junges Mädchen, und dass sie wohlbehalten wieder auftaucht, ist nicht so wichtig wie Ihr Budget, trotzdem sollten Sie es wissen, denke ich.«
    Laroche drohte ihm mit dem Finger. »Ich notier mir das, Striker. Und schick das an die Dienstaufsicht. Heute.«
    Der DC ließ Striker stehen, wandte sich zu Inspektor Beasley und besprach mit ihm irgendeinen Scheiß. Striker ignorierte die beiden. Es gab wesentlich Wichtigeres zu tun. Schließlich tappten sie bei Rotmaskes Identität noch immer im Dunkeln. Daher würden sie sich intensiver über die Shadow Dragons informieren müssen.
    Er bat Felicia um ihr Handy und telefonierte mit Meathead, dem Mann, der jede Menge Connections zu Experten hatte, die sich mit asiatischen Banden auskannten. Striker brachte ihn auf den neuesten Stand der Ermittlungen.
    Â»Und?«, drängte er. »Kennst du da jemanden?«
    Meatheads Antwort lautete kurz und knackig: »Ja, einen. The Lamb .«
73
    Rotmaske schleppte sich über die East Hastings Street in südliche Richtung. Schmerz und Panik bestimmten sein Denken. Er hatte keine Ahnung, wieso er hier entlanglief, nur dass er schleunigst wegkam, bloß weg vom St. Paul’s Hospital, wo er den ersten Teil seiner Mission erfüllt hatte. Patricia Kwan hatte verdammt viel Glück gehabt, dass sie seinen ersten Anschlag in ihrem Haus überlebt hatte, diesen zweiten im Krankenhaus würde sie bestimmt nicht überleben.
    Die Vorstellung baute ihn nicht auf. Er war unzufrieden mit sich. Nur einen Schritt näher an der Vollendung der Mission.
    Zur vollkommenen Harmonie.
    Unter einem Mauervorsprung auf der linken Straßenseite drängten sich drei Frauen. Crack-Nutten. Eine von ihnen – eine Blonde mit Aknenarben im Gesicht – schaute misstrauisch zu ihm rüber. Er wich ihrem Blick aus und drückte sich die Hausecken entlang, zum Schutz vor dem schneidenden Wind, der sich ihm mit Macht entgegenstemmte.
    Es roch nach Pisse und Scheiße. Widerwärtig. Downtown East Side. Eine eitrige Wunde. Das Siechtum der Stadt wurde lediglich von seinem malträtierten Körper übertroffen. Mit jedem Schritt riss das Gewicht des

Weitere Kostenlose Bücher