Schnittmuster
akzeptiertes Mitglied der richtigen Bande zu etablieren.«
»Und über welche richtige Bande sprechen wir hier?«, fragte Felicia. »Die Angels?«
Grace schüttelte den Kopf und versagte sich ein Schmunzeln. »Sorry, alle meinen das zwar, aber es geht weiter zurück, viel weiter. Wir haben es hier mit den Fourteen K zu tun.«
Striker versteifte sich. »Fourteen K? Ist das nicht eine Unterabteilung der Triads?«
Grace nickte bedachtsam. »Exakt.«
»Das Triad Syndicate«, rutschte es dem Ermittler unwillkürlich heraus. »Ich dachte, die wären längst zerschlagen. Ich hatte das in dem Bereich Sagen und Folklore angesiedelt.«
Grace hob eine Augenbraue. »Diese Leute möchten Sie natürlich in dem Glauben wiegen, keine Frage. Obwohl das FolkloremäÃige gar nicht abseitig ist, wenn man sich die Triads und ihre Geschichte mal genauer anschaut.« Ihr Blick glitt zu Felicia. »Die Triads wurden in aller Heimlichkeit aus der Taufe gehoben, wissen Sie, von flüchtigen Mönchen.«
»Mönche?«
»Mmh, damals waren sie genau genommen Rebellen â Revolutionäre, die entschlossen waren, die Qing- oder Mandschu-Dynastie zu stürzen. Wir sprechen von dieser Zeit.«
»Wann war das?«, wollte Striker wissen.
»Im siebzehnten Jahrhundert.«
Felicia pfiff leise zwischen den Zähnen. »Das ist verdammt lange her.«
»Das mag sein, aber die Geschichte hat sich bis heute gehalten. Die Aufnahme in die Gang ist ein komplizierter Prozess. Man muss sechsunddreiÃig Eide vor dem Altar leisten, hinzu kommen etliche langwierige Rituale und Zeremonien. Sham Tai Wang Fung ist eins davon.«
» Sham Tai ⦠was?«
»Sham Tai Wang Fung â extensive Transformation und Vereinigung mit dem Himmel.« Grace trank einen Schluck Kaffee. »Die Strafe für Verrat ist der Tod durch âºein Heer von Schwertern und Blitzenâ¹. So lautet zumindest der Schwur. Sie merken schon, der Kram ist extrem antiquiert, trotzdem bleiben die Zeremonien erhalten, vor allem in Fernost, wo man sehr abergläubisch ist.«
»Fernost â und das in Toronto?«, fragte Striker.
»In Hongkong. Da ist ihr Hauptquartier.«
Felicia stellte ihren Latte ab und wischte sich den Mund. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber das klingt völlig abstrus.«
Grace nickte. »Für die westliche Welt, ja. Jede Ãberzeugung, die die Triads haben, ist Logik vermischt mit Aberglauben. Strategisch geschickt, dieses mystisch Angehauchte, zumal alles mit Numerologie unterfüttert ist.«
»Numerologie?«, wiederholte Striker.
Grace nickte erneut. »O ja, die Numerologie ist wesentlich im Triad Syndicate.« Sie blätterte durch den Schnellhefter und schlug eine Liste auf. »Hier, schauen Sie mal. Die Ziffern steigen mit wachsendem Status.« Sie schob den Hefter zu Striker.
Numerologie der Triads-Hierarchie
415 â Pak Tsz Sin. WeiÃer Papierfächer. Seniorberater. Wissen um Triads-Geschichte.
426 â Roter Balken. Brigadier.
438 â Sheung Fa. Kanadischer Verbindungsoffizier.
483 â Fu Chan Shu. Stellvertretender Führer.
489 â Shan Chu. King Daddy. Dragon Head.
Während Striker die Liste durchging und sich Notizen machte, führte Grace weiter aus: »Sie sagten, der Typ hätte die Nummer dreizehn eintätowiert gehabt? Wo war das?«
»Auf der linken Brustseite.«
Grace nickte. »Die Zahl dreizehn bedeckt das Herz, aus Ehrerbietung vor den dreizehn Mönchen.«
Striker war total perplex. »Welche Mönche?«
»Die Shaolin-Mönche in der Provinz Fuji. Das alles liegt vierhundert Jahre zurück, es zeigt Ihnen aber, womit wir es hier zu tun haben. Die Triads haben überall Allianzen gebildet: auf den Philippinen, in Hongkong, Macau, Kambodscha, Vietnam â um nur einige Wenige zu nennen. Sie tummeln sich überall.«
Striker überlegte kurz und sagte dann: »Was ich nicht kapiere, ist, wie eine Gruppe von Teenagern von dieser Highschool mit einer globalen Gang in Berührung kommen konnte.«
»Was Sie sagen, stimmt. Ich sehe da bislang auch keine Verbindung«, räumte die Professorin ein. »Die Triads sind ein Geheimbund, der überaus vorsichtig taktiert. Für so etwas würden die sich niemals einspannen lassen.«
»Haben sie aber offensichtlich«, seufzte Striker. »Und da liegt das Problem.«
75
Que Wongs
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