Schnittmuster
plötzlich Schmetterlinge im Bauch. »Jetzt gleich? Er kommt gleich hierher?«
»Ehrlich gesagt war das vor einer guten halben Stunde. Er kann also jede Minute hier hereinspazieren.«
»OH GOTT!« Courtney hatte mit einem Mal puddingweiche Knie. Sie lehnte sich an die Wand, blickte an sich hinunter und zupfte nervös an ihrem Kostüm herum.
Raine packte ihre Hand und hielt sie fest. »Du siehst heià aus, Court. Super heiÃ. Los, Chillen ist angesagt.«
»Meinst du?«
»Tun die da auch«, lachte ihre Freundin und deutete mit einem Kopfnicken auf eine Gruppe Typen, die sich auf dem riesigen TV-Flachbildschirm reinzogen, wie die Vancouver Canucks die Washington Capitols schlugen. Ihr russischer Superstar war allererste Sahne.
Courtneys Blick schweifte von dem Spiel zu den Typen.
Ein paar von ihnen â alle zu alt, mindestens zehn Jahre zu alt für sie und ihre Freundin â hatten sich von dem Spiel abgewandt und starrten sie und Raine an. Der, der ihnen am nächsten saÃ, ein langhaariger WeiÃer mit einem ungepflegten Dreitagebart, trug ein knappes schwarzes Muskelshirt, das schwer trainierte und mit Tattoos bedeckte Arme sehen lieÃ. Sie hielt seinem Blick stand in der Hoffnung, er würde wegschauen. Als er das nicht tat â sondern sie bloà dreckig angrinste â, wandte sie den Blick ab.
»Die Typen sind widerwärtig.«
Raine lachte. »Du musst relaxen, Court.« Sie nahm Courtney den Pfirsichcooler aus der Hand und hob die Flasche an deren Lippen.
Courtney trank einen langen Schluck, rülpste und lachte.
»Besser?«, fragte Raine.
»Weià nicht. Vielleicht. Ein bisschen.«
»Gut. Bobby ist nämlich gerade eben zur Tür reingekommen.«
Courtney gab keine Antwort. Und erstarrte vor Schreck. Sollte sie sich mutig umdrehen und Bobby freundlich anlächeln? Nein, das packte sie nicht. Sollte sie lieber den Abflug machen und Bobby Bobby sein lassen? Nein, das ging genauso wenig. Folglich stand sie wie festgewachsen da und kippte den gesamten Cooler in sich hinein. Als die Flasche leer war, reichte Raine ihr eine neue, die sie ebenfalls auf ex leerte.
Es war zu viel auf einmal, das wusste sie. Zu viel für ein Mädchen, das sonst nie Alkohol trank.
Sie wusste sich jedoch nicht anders zu helfen. Sie setzte Flasche Nummer drei an den Hals. Die Musik explodierte in ihren Ohren, und die Leute kamen allmählich aus ihren Ecken. Sie entdeckte Bobby auf der anderen Seite des Zimmers. Kaum sah er sie, durchquerte er den Raum. Ein kleines Lächeln hüpfte über Courtneys Lippen.
Vielleicht hatte Raine letztlich doch Recht.
Es würde bestimmt eine wahnsinnige Nacht werden.
76
Die beiden Detectives trafen Delbert Ibarra im Hauptquartier. Ibarra war der einzige mexikanische Cop in Vancouver und verantwortlicher Inspektor von Strike Force, der besten verdeckten Ãberwachungseinheit in der Stadt. Strike Force sammelte seit fünf Jahren Informationen â über das Sonderdezernat Project Pacific, das die Aufgabe hatte, die zahlreichen unbekannten Gruppen in den asiatischen Bandenkriegen zu identifizieren.
Die Informationen, die Striker und Felicia inzwischen hatten, räumten ihre letzten Zweifel aus. Die Schützen hatten irgendwie mit den Shadow Dragons zu tun, einer Nachwuchsorganisation der Triads. Und es handelte sich hier vermutlich um die mächtigste Fraktion â die 14K. Ziel der beiden Ermittler war es jetzt, sich Bilder von diesen Typen zu besorgen. Sie zu identifizieren. Und dann die Verbindung zu der Schule herauszufinden.
Die Fotos von Project Pacific könnten ihnen vielleicht weiterhelfen.
»Hier. Hab seit Monaten nicht mehr reingeschaut.« Delbert Ibarra nahm einen dicken Ordner aus dem Aktenschrank.
Striker nickte. »Hoffentlich ist was dabei, was uns nutzt.«
Er wartete ungeduldig in einer Ecke des Projektorraums, während Ibarra â Taco Del für alle, die ihn länger kannten â die Ãberwachungsunterlagen für Project Pacific durchging. Felicia, die Gelassenere von beiden, saà zurückgelehnt auf einem der Bürostühle.
»Wie lange lief Project Pacific?«, wollte Striker wissen.
Ibarra strich abwesend die beiden hoch gezwirbelten Enden seines Schnurrbartes nach unten, den er sich für eine aktuell laufende Undercovermission zugelegt hatte. Er blätterte durch den Ordner, suchte die betreffenden Daten. »Sechzehn Monate. Sechzehn
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