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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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Freund, dem Courtney und Raine den Spitznamen Mr. Pickelfresse verpasst hatten, bewohnte seine eigene Bude auf der East Georgia Street, Block 1800 – ein verkommener Stadtteil, aber ideal für die Mädchen, denn der Treffpunkt für die Parade of Lost Souls Party war nur vier Blocks vom Commercial Drive und der Venables Street entfernt.
    Das Gebäude war alt, bröckelnder grauer Sichtbeton und blinde Fenster. Vor dem Haus war ein schmaler Grünstreifen, um den sich ein verrosteter Eisenzaun zog. Auf der Wiese stand ein Gestell mit einer Schaukel, beides sah unbenutzt aus.
    Courtney lief zur Tür. In ihrem scharfen Rotkäppchenkostüm fühlte sie sich ziemlich nackt, zumal sie erst jetzt realisierte, wie kurz das Röckchen war. Es endete knapp unter ihrem Po. Das war verdammt grenzwertig. Hatte sie in der Umkleidekabine gar nicht gemerkt. Außerdem war ihr kalt. Scheiße, warum hatte sie keine Jacke mitgenommen?
    Irgendwo oben im dritten Stock weinte ein Baby, und ein Pärchen stritt sich. Die Männerstimme klang schleppend und lallend. Courtney ignorierte es, drückte auf den Klingelknopf – kaputt. Sie stemmte sich gegen die Tür, die ohnehin offen war.
    Im Innern empfing sie ein muffiger Geruch, der vermutlich von dem abgetretenen braunen Teppichboden stammte. Im Flur war es kalt und dämmrig. Mr. Pickelfresse hatte sein Apartment im fünften Stock. Ein Blick auf den klapprigen kleinen Aufzug, und das Mädchen entschied sich, die Treppe zu nehmen, die allerdings ähnlich schmal und vertrauenerweckend anmutete. Im fünften Stock angekommen, vernahm sie schon im Gang laute Partymusik. Als sie um die Ecke bog, bemerkte sie, dass der Lärm aus der Wohnung von Mr. Pickelfresse kam.
    Die Eingangstür stand weit offen, die Leute rockten bis in den Flur. Die Luft war von Zigaretten- und Haschischrauch erfüllt. Courtney zögerte unschlüssig.
    Plötzlich entdeckte Raine ihre Freundin und kreischte: »Oh mein GOTT – du siehst oberaffengeil aus in diesem Kostüm.«
    Courtney sah an sich hinunter und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Sie wurde himbeerrot im Gesicht, hatte plötzlich einen total trockenen Mund. Sie blickte zu Raine, deren Wahnsinnsbusen aus dem Ausschnitt des Schwesternkostüms hervorquoll, und seufzte im Stillen. Da konnte sie nie im Leben mithalten.
    Â»Du siehst echt toll aus«, sagte sie. »Nachher auf der Party wird dich bestimmt jeder Typ anmachen.«
    Raine lachte und zog sie ins Innere, wo die Musik noch lauter wummerte. Schwere hämmernde Beats. Beschissener Rap. »Ich hol dir einen Drink – Erdbeer- oder Pfirsichcooler?«
    Â»Pfirsich«, sagte Courtney und schaute sich um.
    Ein Haufen Irrer, Leute, die sie noch nie gesehen hatte. Auf dem baufälligen Balkon lümmelten sich ein paar junge Asiaten mit blond gefärbten Haaren in Leder- und roten Gangsterjacken. Sie reichten einen Joint rum. In der Küche standen Typen und Mädchen unterschiedlichster Hautfarben rum, die Meisten schienen viel älter zu sein als sie und Raine. Sie tranken harte Sachen. Jack Daniel’s. Rum. Wodka. In einer Ecke hing ein Grüppchen asiatischer Mädchen zusammen, die ständig zu ihr und Raine blickten. Courtney, die sie total unsympathisch fand, verschränkte intuitiv die Arme vor der Brust und schwenkte zu ihrer Freundin herum.
    Â»Wir sind die Einzigen, die Kostüme tragen«, bemerkte sie unvermittelt.
    Raine zuckte wegwerfend mit den Achseln. »Na und? Wir sehen scharf aus.«
    Â»Wer sind diese Leute?«
    Raine öffnete die Kühlschranktür und sah sich um. »Keine Ahnung, sie waren plötzlich da.«
    Â»Waren plötzlich da?«
    Raine reichte ihr einen Pfirsichcooler. »Ja. Sind wohl alles Freunde von Mr. Pickelfresse. Sagten, die Party sei seit Wochen geplant. Und dass das alle wüssten. Sie kamen hier rein, als gehörte ihnen die Bude. Was sollte ich machen? Ich wollte bloß kurz Eiswürfel aus seinem Kühlschrank holen. Prompt war der Laden voll. Jeder bringt irgendwas mit, es ist wirklich jede Menge zu trinken da.«
    Courtney rührte ihren Drink erst mal nicht an. »Wieso hast du die Leute überhaupt reingelassen?«
    Raine streifte sie mit einem vernichtenden Blick. »Nerv mich bloß nicht schon wieder, okay?«
    Â»Okay, sorry.«
    Â»Gut. Hab eben mit Bobby Ryan telefoniert. Der trudelt bestimmt gleich hier ein.«
    Courtney hatte

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