Schnittmuster
Anrufbeantworter.
»Wenn sie das noch einmal mit mir macht, nehm ich ihr das Ding weg.«
Felicia sagte nichts. Es war auch besser so.
Sie bretterten die Hastings runter bis zu Block 1700, wo ein McDonaldâs war. Striker hing der Magen in den Kniekehlen. Er bog in die Zufahrt ein, bestellte zwei Big Macs, Fritten und Kaffee. Fünf Minuten später waren sie wieder auf der StraÃe, brausten in Richtung Feuerwache.
Felicia kramte in der Tüte mit dem Fastfood und reichte Striker einen Burger. »Wieso Wache 11?«
Er nahm den Hamburger, riss die Verpackung ab. »Ich kenn den Chef da. Brady Marshall. Er ist ein guter Mann, und er ist mir noch was schuldig.«
Felicia nahm ihren Burger aus der Verpackung. »Wie sollte der uns helfen können?«
»Er kann uns Unterlagen zu dem Pandora-Anruf geben â die Geschichte mit den mysteriösen Anrufen und der Brandstiftung. Da uns im Dezernat kein Bericht vorliegt, müssen wir auf die Feuerwehr zurückgreifen.«
»Die Berichte sind anders. Weniger detailliert. Du weiÃt doch, wie Feuerwehrmänner bei so was schludern.«
»Ich bin schon froh, wenn sie überhaupt was für uns haben. Ansonsten bin ich mit meinem Latein am Ende.«
Striker aÃ, während er fuhr, und passte dabei höllisch auf, dass er sich nicht bekleckerte. Sie bogen auf dem Victoria Drive links ab und fuhren in südliche Richtung.
Felicia schluckte einen Happen von ihrem Burger und muffelte: »Statt die Feuerwehr zu besuchen, sollten wir besser Shen Sun suchen.«
Striker stellte seinen Kaffee in den Halter. »Das machen bereits fünfzig Streifenwagen. Was wir brauchen, ist ein gutes, solides Motiv. Wenn wir das haben, sind wir der Aufklärung einen ganzen Schritt näher. Bisher haben wir bloà ein Mischmasch aus verschiedenen Theorien, nichts davon klingt sonderlich plausibel.« Er streifte sie mit einem fragenden Blick. »Es sei denn, du bringst das alles logisch auf die Reihe.«
Felicia schüttelte den Kopf und knöpfte sich ihr Handy vor. Während sie weiteraÃ, ging sie ihre E-Mails durch. Striker war froh um die Gesprächspause. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Hatten sie alle Möglichkeiten abgedeckt?
Er glaubte ja. Er hatte präzise gearbeitet.
Fast das komplette Dezernat war im Einsatz. Zwangsläufig. Detectives aller Bereiche â einschlieÃlich Raub, Körperverletzung, häusliche Gewalt und sexuelle Belästigung â rückten aus. Alle Zielfahndungs-Teams waren auf den Flüchtigen angesetzt: Team One auf eine mögliche Location, wo das Hauptquartier der Shadow Dragons vermutet wurde, in Block 4800 an der East Pender; Team Two auf das Hauptquartier der 14K Triad, das laut Bericht in Höhe Kingsway und Kerr sein sollte. Und alle SEK: Team Blue beobachtete Shen Suns Apartment auf der Hastings, Team Green war in der St. Patrickâs High, Team Grey im Haus der Kwans, und Team Red checkte eine weitere Adresse, die sie zwischenzeitlich ermittelt hatten.
Die Anschrift von Shen Suns Vater lautete: Raymur Street, Strathcona Projects.
Das Department war in höchster Alarmbereitschaft, genau wie die umliegenden Gebiete: New Westminster, West Van, Port Moody, Abbotsford und die RCMP. Alle hatten nur das eine Ziel: Shen Sun Soone zu finden und festzunehmen. Ihm drohte eine Anklage wegen Mordes in mehreren Fällen, und er war eine Bedrohung für die Menschheit. Zudem bestand Suizidgefahr, weil es wenig Zweifel daran gab, dass er sich bei einem Schusswechsel von der Polizei würde abknallen lassen.
Wie Blätter in einem Springbrunnen kreisten die Gedanken in Strikers Kopf. Als er die First Avenue passierte, kam die Feuerwache in Sicht.
Feuerwache 11 war auf dem Victoria Drive, östlich der Commercial. In unmittelbarer Nähe vom McSpadden Park lag sie im Schatten hoher Bäume. Um kurz vor sechs, als Striker auf den Hof fuhr, tasteten sich seine grellen Scheinwerfer über das dunkle Gelände, bis sie die erleuchtete Halle anstrahlten.
Striker parkte vor Halle 3 und ging hinein.
Fire Chief Brady Marshall trug ein leicht zerknittertes weiÃes Hemd. Er war um die einsfünfundsiebzig, an die neunzig Kilo schwer, mit Tendenz zum Bauchansatz. Unter den buschigen grauen Brauen blitzten scharfsichtige blaue Augen. Er saà hinter einem groÃen Schreibtisch, die Arbeitsplatte ordentlich aufgeräumt und blitzblank, als wäre sie eben noch mit Möbelwachs poliert
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