Schnittmuster
hinter ihm ging.
Er nickte und verdrängte die negativen Ãberlegungen in den hintersten Winkel seiner Gehirnwindungen. Schob sich langsam, aber entschlossen durch die Menge, voll konzentriert auf ihre aktuelle Situation.
Die Luft stank â nach Hasch, Bier und KörperschweiÃ. Und nach dem Rauch von Knallfröschen und Chinakrachern. Trotz der Oktoberkälte war es heià und stickig. Rings um ihn herum Gedränge, zuckende Leiber, die wie kleine Kreisel mal hierhin, mal dorthin trudelten.
»Courtney!«, rief er, »Raine!«, seine Stimme kaum hörbar bei dem Gejohle. Die Leute sangen und lachten, tanzten auf der StraÃe. Einen halben Block weiter jagte jemand ein paar Knallfrösche hoch, und Striker zog automatisch die Pistole, bevor er begriff, woher die Explosion rührte.
»Ganz easy, groÃer Mann«, sagte Felicia. Sie schob ihm begütigend eine Hand ins Kreuz.
Im Grandview Park stand er plötzlich vor einer riesigen Bühne und musste die Band umkreisen, die gerade ihr Equipment aufbaute. Er schnappte sich den Bassgitarristen, einen Typ, der als moderner Twilight-Vampir kostümiert war, und fragte ihn, ob das Mikrofon schon einsatzbereit war.
War es nicht.
Der Ermittler fluchte. Er lieà den Vampir-Gitarristen stehen und mischte sich wieder unters Volk. Als er das Ende des Parks erreichte, wartete er an der Ecke Charles Street auf Felicia. Ihr Gesicht schimmerte bläulich in der schrillen Neonbeleuchtung, SchweiÃperlen glitzerten auf ihrer Haut.
»Das hier bringt nichts«, meinte er. »Wir sollten uns trennen.«
Sie nickte. »Sie sind wahrscheinlich zusammen unterwegs.«
»Wenn du sie findest, bringst du sie schleunigst von hier weg«, sagte Striker mit Bestimmtheit. »Bloà weg von der Parade. Am besten, ihr geht zum Bahnhof oder so.«
Felicia nickte. »Stell dein Handy auf Vibration â bei dem Krach hörst du ohnehin nicht, wenn es klingelt.«
Striker zeigte auf den Grandview Park. »Du übernimmst den Bereich nördlich der Bühne bis runter zur Venables; ich lauf nach Süden bis zur First. Und wenn du die Mädchen findest â¦Â«
»Bring ich sie von hier weg.«
»Korrekt.« Striker fasste Felicia am Arm und zog sie näher zu sich, damit sie ihn besser verstehen konnte. »Und denk dran, Raine hat vermutlich keinen Schimmer, was mit ihrer Mutter passiert ist, sonst wäre sie bestimmt längst zu Hause.«
Ein Hauch von Bestürzung mischte sich in Felicias Züge. Sie öffnete ihre Uniformjacke, um schneller nach ihrer Waffe greifen zu können. Als sie abermals den Blick hob, las Striker die Besorgnis in ihren Augen.
»Pass auf dich auf«, seufzte sie. »Wenn dieser ScheiÃkerl uns angreifen will, ist das hier die beste Gelegenheit.«
Strikers Kiefer verzog sich zu einem missmutigen Grinsen. »Aller guten Dinge sind drei.«
Felicia schlang plötzlich die Arme um seinen Hals, zog seinen Kopf zu sich hinunter, küsste ihn lange und leidenschaftlich.
»Was machst du â¦Â«
»Sei vorsichtig. Wir zwei sind noch nicht fertig miteinander, hörst du?« Sie zwinkerte ihm vielmeinend zu, schwenkte herum und lieà sich von der wogenden Menge mitziehen.
Striker war wieder allein. Er verlor keine Zeit, sondern lief in südliche Richtung über den Drive. In den endlosen Strom beiÃenden Qualms, zynischer Masken und zuckender Leiber.
In das Chaos.
91
Shen Sun hatte die beiden Ermittler aus den Augen verloren. Frustriert glitt er durch die Menge, schob zwei betrunkene Clowns beiseite. Es war brechend voll und stank schlimmer als auf einer Viehauktion. Die meisten Leute waren gröÃer als er und jünger. Betrunken, high, auÃer Rand und Band. Rechts von ihm, am Eingang des Grandview Park, bemerkte er ein Mädchen, als französische Zofe verkleidet. Sie stand über einen dicken Ast gelehnt, ihre Brüste wölbten sich für alle gut sichtbar über dem frivol ausgeschnittenen Kostüm. Sie hielt sich eine Cidreflasche an den Hals und schwankte dabei. Kurz darauf kam ihr jemand zu Hilfe. Er war groÃ, schlank, schwarz gekleidet und trug eine weiÃe Hockeymaske.
Es war ideal.
Shen Sun beobachtete, wie der Junge die Hockeymaske abnahm und sie auf den Boden legte. Da das Mädchen würgte und stöhnte, als müsste es sich gleich übergeben, hielt der Junge ihm geistesgegenwärtig die Haare im Nacken zusammen. Der
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