Schnittmuster
realisierte Striker, dass er völlig falsch getippt hatte: Die SchieÃerei hatte nicht in der Cafeteria begonnen, sondern irgendwo hier unten â im Flur oder in der Aula. Angesichts der ganzen Panik fiel es ihm schwer, die genauen Details mental abzurufen.
Er schaute sich um.
Oben an der Decke war eine weitere Kamera angebracht. Diese war silbern und grau. Und kleiner. Ein neueres Modell als die in den Fluren. Er nahm sich vor, schleunigst herauszufinden, was diese Kamera aufgezeichnet hatte.
Als er durch die gegenüberliegende Tür in den nächsten Flur steuerte, rutschte ihm buchstäblich das Herz in die Hose. Aus den Augenwinkeln heraus registrierte er die schmächtige Statur und unnatürlich schwarz glänzende Haare, mit jeder Menge Gel nach hinten gekämmt und perfekt anliegend, wie festgeklebt. Er musste gar nicht genauer hinschauen, er wusste spontan, wer da stand.
Deputy Chief Laroche.
»Striker!«, rief er.
Striker blieb stehen und fixierte den Mann. Verdammte Hacke, sein Abkürzungsmanöver hatte ihm nichts genützt.
Der DC war etwa einsfünfundsechzig groà und brachte an die fünfundsiebzig Kilo auf die Waage. Gemessen am Gros der Bevölkerung war er klein. Nach Polizeistandards, wo ein Cop im Durchschnitt einsfünfundsiebzig groà war und an die neunzig Kilo wog, war er mickrig.
»Sir«, erwiderte Striker höflich.
»Ich hab Sie gesucht â haben Sie Ihre Sachen abgeliefert?«
»Natürlich.«
»Und Ihre Waffe?«
Striker nötigte sich ein grimmiges Grinsen ab. »Ich bin okay, Sir, danke der Nachfrage.«
Der Deputy Chief legte die Stirn in Falten. »Was?«
»Ich hab Sie gerade informiert, dass ich unversehrt bin. Ich bin sicher, das war Ihre gröÃte Sorge. Ich meine, immerhin war einer Ihrer Cops an einer SchieÃerei beteiligt und so.« Als der DC nicht reagierte, sondern bloà dastand, die Hände an die Hüften gelegt, und sich eindrucksvoll vor ihm aufplusterte, schob der Detective nach: »Machen Sie sich wegen mir keinen Kopf, Sie haben im Moment bestimmt andere Probleme, wo Sie an zig Pressekonferenzen teilnehmen müssen. Gott, Sie sind echt nicht zu beneiden. Das muss verdammt stressig sein.«
Der DC kniff die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und blickte sich verstohlen nach irgendwelchen Medienvertretern um. Striker folgte seinem Blick. Ein paar Global-TV-Kameras waren drauÃen vor dem Haupteingang positioniert, wo ein Streifen gelbes Absperrband den Zugang blockierte.
Der DC räusperte sich. »Hmmm, ja, Striker, gut zu wissen. Gut, dass Sie unverletzt sind. Das war meine gröÃte Sorge.«
»Ganz bestimmt.«
Als Laroche darauf nicht reagierte, nickte Striker zu Felicia, die an der Tür zur Aula stand. Ihre Miene war angespannter als vorhin während des Schusswechsels.
»Felicia ist ebenfalls unversehrt. Nur für den Fall, dass Sie das interessiert.«
Der Deputy Chief blieb stumm und lieà Strikers Ausführungen erst mal wirken.
»Ihre Waffe, Striker«, sagte er schlieÃlich.
»Was ist damit?«
»Sie muss kriminaltechnisch untersucht werden.«
»Das ist selbstverständlich, Sir. Aber erst, wenn das hier vorbei ist.«
Laroches Augen wurden schmal. »Das ist keine Bitte, Detective Striker, das ist ein Befehl.«
Striker neigte sich vor, dass er über seinem Vorgesetzten lehnte. So dicht, dass er Laroches ölig süÃes Haargel roch und den Zigarettenrauch in seinem Atem.
»Ich habâs kapiert, Sir«, versetzte Striker. »Jetzt bin ich mal dran. Sie haben schon meine Klamotten, werden Sie glücklich damit. Meine Waffe kriegen Sie erst, wenn das hier vorbei ist. Und kommen Sie mir nicht mit der gequirlten Kacke, dass Sicherheit über Grundsatzfragen geht â was wir hier haben, ist ein echtes Sicherheitsproblem.«
»Das glaub ich kaum.«
»Wir wissen nicht, wo der Schütze sich aufhält, wer er ist oder welches Motiv er hat â und ich hatte schon eine SchieÃerei mit ihm. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er an den Tatort zurückkehrt. Folglich lautet die Antwort nein. Niemand bekommt die Finger an meine Waffe. Nicht solange der Typ auf freiem Fuà ist.«
Um die Mundwinkel des DC zuckte es, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Wir teilen Ihnen so lange eine andere Waffe zu, Detective Striker.«
»Negativ, Sir. Meine Waffe ist mir heilig. Im Ãbrigen bin
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